Herbstliche Motorrad-Harz-Tour: Nach Sophienhof zur Ziegenalm 

Harzletter, der Einhundertsechste.

Nochmal eine Motorrad-Runde. Mit einem ausgiebigen Stopp bei der Ziegenalm in Sophienhof.

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Die Tage werden merklich kürzer, das Wetter schlechter, es wird regnerischer und kälter, die Saison geht allmählich zu Ende. Da nutzt man gern jeden Sonnentag, um noch einmal loszucruisen, es könnte schließlich die letzte Gelegenheit sein.

Sophienhof? Wo ist das denn? Hätte ich vor ein paar Tagen auch noch nicht sagen können, zumindest hatte ich es nicht auf dem Schirm, und der Name klingt so gar nicht nach Harz. Ich hatte einen Tipp bekommen: Ziegenalm, schöner Weg dorthin, heimlicher Biker-Treffpunkt.

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Ein Blick auf die Karte klärt, warum man dort nicht zufällig vorbei kommt: Es führt lediglich eine schmale Verbindungsstraße zwischen der B81 und der B4 durch Sophienhof; man muss schon sehr bewusst abbiegen, um dort zu landen. Außerdem ist die B81 in dem Abschnitt zwischen Ilfeld und Hasselfelde d i e Motorradstrecke überhaupt. Hier wird durch die Kurven gescheucht, hier passieren reichlich Unfälle, hier wurde versucht, durch Rüttelstreifen die Gefahr zu entschärfen.

Hier biegt niemand, der im Kurvenrausch unterwegs ist, ab nach Sophienhof.

Der schöne Weg rauf nach Sophienhof

Ziemlich dumm, denn der Weg nach oben gehört zu den schönsten, die ich dieses Jahr gefahren bin: 12 Prozent Steigung, sanfte Kurven, leider ist man schon nach gut zwei Kilometern am Ziel. 

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Sophienhof ist ein Nest mit zwei Anziehungspunkten: einmal der Brauereigasthof Brauner Hirsch, Ausflugsziel und Biker-Anziehungspunkt, und dann die Ziegenalm. Und die ist wirklich etwas Einzigartiges im Harz. Kai und Kerstin Liebig haben hier eine Ziegen- und Schweinezucht aufgebaut, Hühner, ein paar Kühe und Esel gibt es auch, außerdem sind da eine Almstube, eine Käserei, der Hofladen und eine Reihe Ferienwohnungen. An einem sonnigen Herbstwochenende ist das ganze Gelände richtig gut besucht.

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Man kann die Ziegen auf der Weide besichtigen, streicheln und auch füttern, man kann im Hofladen Käse, Eis und dies und das einkaufen, man kann einfach nur gemütlich draußen sitzen und gar nichts tun. 

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Das ist schon eine ziemlich clevere Geschäftsidee rund um das Landleben; und die Ziegenalm-Betreiber sind auch ziemlich geschickt, sich zu vermarkten und die Menschen anzulocken. 

Es gibt Hofführungen, das Lämmerfest im Frühjahr, eine ganze Reihe Geschäftspartner, die ebenfalls Käse herstellen oder Ziegen züchten. Presse, Funk und Fernsehen kommen auch gern in Sophienhof vorbei – kurz gesagt: Der Laden brummt.

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Und eine Stempelstelle der Harzer Wandernadel gibt es auch.

Wie man darauf kommt, in Sophienhof Ziegen zu züchten und zu vermarkten, habe ich nicht herausgefunden. Ist ja auch eigentlich egal – entscheidend ist, dass es jemand macht – und das seit über zehn Jahren – und dass es den Leuten gefällt.

Benannt nach einer Gräfin

Sophienhof hat seinen Namen übrigens nach der Gräfin Sophie Charlotte zu Stolberg-Wernigerode. Die war seit 1712 mit dem Grafen Christian Ernst verheiratet, und zwischen 1717 und 1720 wurde die bisherige Waldsiedlung Schmerbach nach ihr umbenannt. Heute gehört der Ort, der ganz dicht an der thüringisch-sachsen-anhaltinischen Grenze in Thüringen liegt, zur Gemeinde Harztor. Hätten wir das auch geklärt.

Es ist jedenfalls ziemlich idyllisch, dort herumzuspazieren, den Ziegen auf der Weide und den Wollschweinen beim Chillen zuzuschauen, sich ein Ziegenmilch-Eis (supergut!) zu gönnen und überhaupt das Landleben für einen Nachmittag einzusaugen. Essen und Trinken geht natürlich auch, haben wir aber ausgelassen.

Biker unterwegs – und ein tödlicher Unfall

Schließlich waren da noch die Straßen, die Kurven, das angenehme Wetter und das Motorrad. Also folgte die kleine Runde über Rothesütte, Benneckenstein, Hasselfelde und dann allmählich back home. Blöderweise hatten ziemlich viele weitere Biker die gleiche Idee: Es ging wild zu auf den Straßen, die Racer-Fraktion gab stellenweise richtig Stoff. Beim Boxenstopp an der Tankstelle in Hasselfelde fanden sich geschätzt rund 50 Maschinen ein, und es war alles dabei, vom Oldtimer über Seitenwagen-Fahrer bis zu den wirklich schnellen Geräten. Den Nummernschildern nach zum Teil mit langer Anreise. 

Abends im Internet lese ich von einem Unfall ganz in der Nähe unserer Strecke:
„Im Harz ist ein Motorradfahrer bei einem Unfall auf der Landstraße 239 zwischen Güntersberge und dem Ortsteil Bärenrode ums Leben gekommen. Wie die Polizei mitteilte, geriet der 56-Jährige aus noch ungeklärter Ursache in einer Kurve zu weit nach links, streifte ein entgegenkommendes Auto und stürzte. Der Mann wurde den Angaben zufolge von einem weiteren Fahrzeug erfasst. Er starb noch an der Unfallstelle.“ (Quelle: Mitteldeutsche Zeitung)

Ein Wahnsinn. Ich werde in Zukunft am Wochenende tagsüber zu Hause bleiben – gegen Abend, wenn die meisten Kurvenfreunde längst auf dem Rückweg sind, geht’s dann wieder.

Vergangene Woche ging es um Heinrich Heine und seine Harzreise.

Hier war ich auf Wandertour im Selketal.

Davor habe ich mir einen Besuch im Restaurant 20zwanzig in Stolberg gegönnt.

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Auf Instagram findet der Harzletter auch statt: www.instagram.com/harzletter.de/

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