Harzletter, der Einhundertsiebte.
So langsam kommt wieder die Eisperlen-Zeit: Die Warmbade-Saison ist vorbei, die wahre Härte ist wieder gefragt. Doch bevor die Eisbade-Saison wieder eingeläutet wird, kam es zum Einschwimmen im Ditfurter See: Sieben Eisperlen und ich – da muss man wirklich ganz tapfer sein.

Nein Blödsinn, es ging einfach um ein Sonntagnachmittägliches Treffen in Quedlinburg mit vorherigem Badegang. Mal raus aus Hasselfelde, bei Kaffee und Kuchen die letzten annehmbaren Temperaturen mitnehmen, und vorher noch eine kleine Baderunde.

Der Ditfurter See liegt um diese Jahreszeit bereits sehr einsam da: Ein paar Spaziergänger, aber fast niemand mehr im Wasser. Dabei sind die Temperaturen im See noch sehr annehmbar. Man muss sich nur trauen.
Badetag im Ditfurter See
Für die Eisperlen – alle pretty in Pink – kein Problem, und ich musste natürlich mit dabei sein. Ansonsten drehte noch ein Schwanenpaar seelenruhig seine Kreise und ließ sich beim Untertauchen nicht stören.

Nach einer ausgedehnten Schwimmrunde ging es weiter nach Quedlinburg: Kaffee und Kuchen und ein Gläschen Rotkäppchen war auch dabei. Das war’s für dieses Jahr, ab sofort ist wieder Waldseebad Hasselfelde angesagt. Ich freu mich schon auf die Zeit, wenn Morgens vor dem Eintauchen erst einmal von den Männern des Ortes ein Loch ins Eis gehackt werden muss. Ist aber noch ein bisschen hin.

Wer dabei mitmachen will: www.skiverein-hasselfelde.de/EISPERLEN/eingeben, da gibt’s alle Infos.
Nochmal zurück zum Ditfurter See: Da ich im Sommer sowieso regelmäßig dorthin radele, habe ich mich nach dem Eisperlen-Treffen ein wenig mit dem Ort und der Umgebung beschäftigt. Da kommen ein paar (für mich) überraschende Fakten zum Vorschein.
Ditfurter Geschichte: Mit Karl dem Großen fing alles an
Als Erstes: Ditfurt ist alt, richtig alt. Erste Erwähnung gibt es laut Wikipedia um das Jahr 800, also zur Zeit Karls des Großen, andere Darstellungen sprechen vom Jahr 900. Zum Vergleich: Berlin fand erst im 14. Jahrhundert statt, München im 12. Jahrhundert. Ok, die wuchsen dann jeweils etwas schneller, aber Ditfurt hat eine weitaus längere Siedlungsgeschichte.
Kleiner Auszug dazu aus Wikipedia: „Nachdem Karl der Große die Sachsen in den Sachsenkriegen bis an die Saale und Elbe besiegt hatte, ließ er um 800 im Vorharzland eine befestigte Heerstraße bauen – der heute noch sogenannte Heerweg. Sein Sohn, Ludwig der Fromme, baute 820 eine kaiserliche Residenzburg an der Stelle, wo heute das Ditfurter Vorwerk steht. Diese Burg bestand unter anderem aus einem hölzernen Wachhaus (das heutige Rathaus) und war von einer zirka zwei Meter hohen Mauer (aus Lehm und Reisig) und einem Graben umgeben. Es gab vier Tore (Pölkentor, Schaftor, Krugtor und Zolltor), die von Wächtern bewacht wurden. Die letzten Spuren dieser Befestigungsanlagen lassen sich auch noch am Hohlweg und der Salzrinnenstraße finden. Im Schutz der Burg begann dann auch die Besiedelung des Ortes.“
Im Laufe der Jahrhunderte ging es ziemlich hin und her – ein paarmal brannte der Ort ab, nach Ende des 30-jährigen Krieges war er weitgehend verwüstet.






1862 wurde die Bahnlinie Halberstadt – Thale eröffnet. Zu DDR-Zeiten gab es in Ditfurt zwei LPG für Tierhaltung und Pflanzenproduktion: am 3. Oktober 1952 wurde die LPG „Fortschritt“ und am 15. Juli 1958 die LPG „Neues Leben“ gegründet. Nach der Wende entstanden daraus eine Agrargenossenschaft sowie drei unabhängige Landwirtschaften.
Die Einwohnerzahl schrumpft: Von rund 1900 im Jahr 2002 auf etwa 1500 im Jahr 2013.
Uralter Adel im Harzvorland: Derer von Ditfurth
Und dann ist da noch der Adel – Ditfurt ist zumindest dem Namen nach mit dem „Uradelsgeschlecht“ derer von Ditfurth verbunden. Nochmal Wikipedia: „Das Geschlecht erscheint erstmals urkundlich 1148 mit dem Ministerialen Hoimarus de Dhitvorden. Schon vor dem geschichtlichen Auftreten hatten Angehörige des Geschlechtes bis 1517 das Erbmarschallamt des Reichsstifts Quedlinburg inne und versahen in dieser Stellung das Landgrafen- und Gaugrafengericht auf dem Hosekenberg an der Grenze des Stiftsgebiets unweit Ditfurt.“ Das klingt jetzt ein bisschen wie von Loriot ausgedacht, war aber wohl so.
Heute noch bekannte Ditfurths sind der Fernsehmoderator Hoimar von Ditfurth und dessen Tochter, die Publizistin und ehemalige Grünen-Politikerin Jutta Ditfurth (die das „von“ abgelegt hatte).
Aber davor gibt es eine lange Liste von Politikern, Militärs und Rittergutsbesitzern mit diesem Namen. Im Internet findet sich reichlich Material über die diversen Ditfurth-Linien und Stammbäume. Und alles geht in grauer Vorzeit auf das kleine Ditfurt zurück.
Da schwimme ich beim nächsten Mal doch gleich viel traditionsbewusster im See herum.
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Vergangene Woche gab es einen Ausflug zur Ziegenalm in Sophienhof.
Davor ging es um Heinrich Heine und seine Harzreise.
Hier war ich auf Wandertour im Selketal.
Davor habe ich mir einen Besuch im Restaurant 20zwanzig in Stolberg gegönnt.
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Auf Instagram findet der Harzletter auch statt: www.instagram.com/harzletter.de/