Durchs Selketal hoch zur Burg Falkenstein – und dann noch unterwegs mit Heinrich Heine

Harzletter, der Einhundertzweite.

Endlich wieder Wandern, wieder im Selketal und wieder mal hoch zur Burg Falkenstein. Besuch aus Berlin hatte sich angemeldet, und was macht man mit erlebnishungrigen Hauptstädtern? Na klar, Badesee, Schmalspurbahn, Selketal und Ritterburg. Das volle Zwei-Tage-Programm. Und das Wetter spielte auch noch mit.

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Die Selketal-Runde ist einfach zu gut. Von Quedlinburg gemütlich um halb elf mit der HSB-Dampflok bis Mägdesprung gondeln, und dann nur die B185 überqueren und los geht’s. Der Weg führt, zunächst als normale Straße, immer an der Selke entlang. Schon nach ein paar Metern taucht rechts die alte Maschinenfabrik Carlswerk auf – leider hat sie an dem Tag geschlossen, sie ist immer einen Blick ins Innere wert. Denn hier ist die Zeit wirklich stehen geblieben, obwohl dort bis zur Wende noch produziert wurde. Von früheren Besuchen weiß ich, dass die alten Maschinen penibel instand gehalten werden und theoretisch sofort wieder angeworfen werden könnten. Aber trotzdem fühlt man sich um mindestens einhundert Jahre in die Frühzeit der Industrialisierung zurück versetzt.

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Der Weg im Selketal verläuft völlig eben und ist deswegen fast ein Spaziergang.

Irgendwann hören die Häuser auf, jetzt geht es weiter durch die Natur, irgendwann können wir von dem breiten Weg auf die andere Seite der Selke wechseln, wo eine Art Trampelpfad dem Fluss folgt. Jetzt ist es richtiges Wandern, es geht sogar ein wenig bergauf/bergab.

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Hinter dem Parkplatz Selkemühle ist der Weg für Autos zu Ende, ab hier sind nur noch Wandern oder Radfahren erlaubt. Das Tal weitet sich, rechts und links liegen Wiesen, ein paar Kühe grasen, ab und zu treffen wir auf andere Wanderer. Aber eigentlich ist hier nichts und niemand, und das hat sofort eine unglaublich entspannende Wirkung.

Kilometerweit immer die Selke entlang

Einfach immer weiter laufen, zwischendurch ein bisschen über dies und das plaudern, im Vorbeigehen Bäume, Wiesen, Feuchtgebiete und die Selke beobachten – fast nichts ist lässiger und erholsamer.

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102 Selke Baum

Und nachdem wir gut zehn Kilometer hinter uns haben, taucht rechts ein Schild „Falkenstein“ auf. Der Anstieg vom Selketal zur Burg.

Denn wie jede gescheite Ritterburg liegt Falkenstein auf einem Berggipfel, und der ist ziemlich steil zu erklimmen. Zum Glück ist der Weg nach oben kurz; nach etwa 20 Minuten kommen wir schwer atmend an. Und, klar, Falkenstein ist eine Burg wie aus dem Mittelalter-Bilderbuch. Mit dicken Mauern, Türmen und Türmchen und 6,50 Euro Eintritt.

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Natürlich zahlt man die, wenn man sich schon mal hochgekämpft hat, und das Burginnere ist wirklich jeden Euro wert. Museum, Turmbesteigung, Kapelle – alles mit drin. Dann noch ein Apfelstrudel in der Burggaststätte „Krummes Tor“, und schon geht’s wieder den Berg runter.

102 falkenstein durchgang

Unten wieder weiter neben der Selke, das letzte Stück die Landstraße entlang, dann taucht kurz vor Meisdorf die Haltestelle für den Bus zurück zum Ausgangspunkt auf.

Perfekt! Und jederzeit für eine Wiederholung gut.

Mit Heinrich Heine durch den Harz

Dann war da noch eine Wanderung, diesmal nicht durchs Selketal, sondern quer durch den Harz. Sie ist schon ein bisschen her, ziemlich genau 200 Jahre.

Heinrich Heine machte sich am 14. September 1824 in Göttingen, wo er studierte, auf den Weg über den Brocken und weiter bis nach Weimar. Über die sieben Etappen, die über Osterode, Clausthal, Goslar, Ilsenburg und Rübeland führten, schrieb er ein ein schmales Buch, die „Harzreise“. Und dieses Buch ist heute noch das beste, unterhaltsamste und meistverkaufte Buch über den Harz – und eins der erfolgreichsten Reisebücher überhaupt.

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Für die Volksstimme und die Mitteldeutsche Zeitung bin ich in den vergangenen Wochen seine Strecke nachgegangen; daraus ist eine siebenteilige Serie entstanden, die ab Samstag, den 31. August (also ab heute) in diesen Zeitungen gedruckt wird.

Ich werde dazu im nächsten Harzletter noch ein paar Details und Hintergründe liefern, kann hier nur empfehlen: Vielleicht mal wieder eine Zeitung kaufen, Heinrich Heine ist das allemal wert. Ob meine Wandererlebnisse und Beschreibungen dort was taugen, können mir geneigte Leser/innen ja per Mail oder sonstwie mitteilen.

Für mich war das jedenfalls ein schönes Erlebnis, manchmal anstrengend, immer lehrreich und die „Harzreise“ kann ich jetzt fast auswendig. Sehr, sehr schönes Buch, kann man immer wieder reinschauen (oder auch neu kaufen).

Zur Inspiration noch drei Strophen des Gedichts, mit dem Heine seine Wanderbeschreibung beginnt:

Auf die Berge will ich steigen,
Wo die frommen Hütten stehen,
Wo die Brust sich frei erschließet
Und die freien Lüfte wehen.

Auf die Berge will ich steigen,
Wo die dunkeln Tannen ragen,
Bäche rauchen, Vögel singen
Und die stolzen Wolken jagen.

Lebet wohl, ihr glatten Säle,
Glatte Herren! Glatte Frauen!
Auf die Berge will ich steigen,
Lachend auf Euch niederschauen.

Schön, oder?

Vergangene Woche habe ich mir einen Besuch im Restaurant 20zwanzig in Stolberg gegönnt.

Davor stand Giovanni Zarrella in Quedlinburg auf der Bühne.

Hier besuchte ich das Stolberger Schloss.

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Auf Instagram findet der Harzletter auch statt: www.instagram.com/harzletter.de/

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