Harzletter, der Einhundertvierunddreißigste.
Ausnahmsweise diesmal ein ganz schneller und ziemlich kurzer Harzletter: Viele Fotos und ein kurzer erklärender Text zu den Klusbergen, das muss reichen. Aber diese Fotos haben es in sich, denn jetzt wird es mystisch.












Da ich gerade in und um Halberstadt unterwegs bin, darf ich mir die Klusberge natürlich nicht entgehen lassen. Die sind sind ein besonderer Ort; nicht nur für Esoteriker mit mystischem Geraune. Sie sind in jeder Hinsicht spektakulär und bieten reichlich Stoff für phantastische Spekulationen über Kultstätten in germanischer Vorzeit.
Solche Spuk- Hexen- und Ahnen-Geschichten gibt es bekanntlich reichlich im Harz – die von einer riesigen Kultstätte mit dem Zentrum in Blankenburg, zu dem auch die Klusberge gehören sollen, ist die abenteuerlichste und skurrilste. Aber es scheint auch einiges dran zu sein; wenn man beispielsweise zum Klusfelsen aufgestiegen ist, sieht man deutlich das Wirken der Urzeit-Menschen: Räume mit regelrechten Fenstern sind in den weichen Sandstein geschlagen worden.
Der Blick geht bei klarem Wetter direkt rüber zum Brocken – angeblich auch ein Zeichen, dass hier etwas Bedeutenderes stattfand. Der Felsen soll eine Art Sternwarte gewesen sein, von der aus Druiden die Gestirne beobachteten. Was denn auch immer vor langer Zeit dort geschah: Es macht Spaß, sich beim Wandern und Klettern in den Klusbergen allerhand Mystisches vorzustellen.
Zu den Klusbergen und zurück
Aber erst einmal loslaufen und sich die Sache von unten ansehen. Von den Spiegelsbergen (siehe dazu diesen Beitrag), geht es nur einen guten Kilometer Richtung Osten, dann zweigt ein Feldweg rechts ab ins sandige Gelände, und zwischen den Bäumen kann man schon etwas erahnen.
Das ist der Fünffingerfelsen – den Namen muss man nicht weiter erläutern. Von einer bestimmten Stelle sieht das Steingebilde wirklich aus wie die hochgereckten Finger einer Hand, und ganz oben klettern tatsächlich einige Wagemutige herum.
Diese Felsformation steht steht da ganz allein mitten im Wald, und der Gedanke, dass sie eine besondere Bedeutung hatte, liegt sehr nahe. Es soll eingeritzte Zeichen und Figuren geben, Spuren von frühzeitlicher menschlicher Bearbeitung seien überall erkennbar. Diese Spuren sind noch deutlicher in dem nebenan liegenden Klusfelsen. Hier sind ganze Räume in den weichen Sandstein gehauen worden, inklusive Fenster und Durchblicke. Ob das wirklich eine Kultstätte oder ein Heiligtum war?
Es gibt rund um den Felsen Funde aus der Bronzezeit, und vor rund tausend Jahren lebte ein Einsiedler in einer Wohnung in dem Felsen.
Kurz nach der Jahrtausendwende brachte der Blankenburger Walter Diesing im Eigenverlag ein Buch heraus, das seitdem so etwas wie die Bibel der der Kult- und Heiligtums-Anhänger ist. In „Der Himmel auf Erden“ beschreibt Diesing eine faszinierende Ansammlung von zwölf Kultstätten, die zum Teil weit auseinanderliegen, aber alle miteinander verbunden sind und ihren Mittelpunkt in Blankenburg haben. Natürlich wird hier geheimes Wissen vermutet, und die Verbindungslinien und Sichtachsen ergeben eine gewisse Logik. Die Klusberge sollen nicht direkt dazu gehören, werden aber gerne sozusagen als Nachbar-Kultstätte mit aufgelistet. So genau weiß das halt niemand.
Und dann ist da noch der Mittelpunktstein
Hinzukommt, dass im angenommenen Zentrum der Anlage, die sich über Distanzen von rund 20 Kilometern erstreckt, ein sogenannter Mittelpunktstein gefunden wurde. Der ist offensichtlich von Menschen bearbeitet worden. Ernsthaft wissenschaftlich untersucht wurde die Theorie Walter Diesings noch nicht, aber davon lässt sich die Esoterik-Szene nicht abschrecken.
Die Vorstellung, dass unsere Vorfahren gewaltige Kult- und Himmelsbeobachtungsanlagen am Harzrand errichtet haben, ist aber auch zu reizvoll. Vielleicht gräbt da irgendwann mal wirklich jemand oder sieht sich zumindest die Örtlichkeiten daraufhin an; es kann ja schlimmstenfalls nichts dabei gefunden werden. Dann hätte man möglicherweise Gewissheit, was es mit den angenommenen kultischen Orten wirklich auf sich hat.
So oder so: Die Klusberge sind immer eine kleine Wanderrunde wert.
—
Vergangene Woche besuchten wir den Landschaftspark Spiegelsberge bei Blankenburg.
Davor bereiteten wir uns auf Walpurgis, die Nacht der Nächte vor.
Hier besuchten wir das DDR-Museum in Thale.
Davor war ich im Bonhoeffer-Haus in Friedrichsbrunn.
Hier geht es zurück auf die Startseite.
—
Auf Instagram findet der Harzletter auch statt: www.instagram.com/harzletter.de/