Harzletter, der Einhundertzehnte.
Die wohl letzte kleine Motorrad-Runde in diesem Jahr. Richtung Blankenburg, dann weiter über Wienrode und Treseburg nach Allrode, von dort über Friedrichsbrunn zurück. So der Plan. Die Sonne scheint, der Herbst leuchtet, die Temperaturen sind erträglich. Gemütliches Fahren, mitten in der Wochen, da ist außer mir fast niemand auf dem Motorrad unterwegs.
In Blankenburg ein geplanter Stopp: Ich hatte vor kurzem irgendwo über das Große Schloss und über den Verein Rettung Schloss Blankenburg e.V. gelesen, und dabei ist mir aufgefallen, dass ich zwar ständig durch Blankenburg komme und mir auch schon mal den Barockgarten und das Kleine Schloss angesehen habe, aber noch nie die paar Meter ganz nach oben geschafft habe.
Das geht gar nicht, also am Schlosshotel parken und den Fußweg bergauf nehmen. Der stimmt gleich mal fröhlich, denn er ist eine sehr stimmungsvolle Kastanienallee. Die großen Blätter leicht oder schon mehr verfärbt, ab und zu segelt eins schwankend auf den Boden. So stellt man sich Herbst vor. Ein paar Besucher sind mit unterwegs, das Schloss zieht die Menschen an.
Obwohl es, wie ich oben feststellen muss, ganz schön runtergerockt ist. Der Innenhof ist zugänglich, eine kleine improvisierte Ausstellung zur Geschichte ebenfalls, ansonsten überall Stopp-Zeichen und „Kein-Zutritt“-Schilder. An vielen Stellen wird renoviert und restauriert, und ich wundere mich schon, wie ein solcher markanter und historischer Bau derart herunterkommen konnte.
Ein Verein zur Rettung von Schloss Blankenburg
Ein Mitglied des Vereins Rettung Schloss Blankenburg, das ich hier treffe, klärt mich auf: Der jetzige Zustand sei schon eine erhebliche Verbesserung im Vergleich zum Zustand noch vor einigen Jahren. Schloss Blankenburg, das zu DDR-Zeiten zunächst als Genesungsheim und dann als Fachschule für Binnenhandel genutzt wurde, geriet nach der Wende in Spekulantenhände. Es gab große Pläne – Golfplätze und ein Luxushotel sollten entstehen, passiert ist nichts, außer dass die Gebäude immer weiter verfielen.
Undichte Dächer, Hausschwamm, Einsturzgefahr: Das komplette Immobilien-Schreckensarsenal.
2004 gründete sich der Rettungsverein, vier Jahre später erwarb eine GmbH des Vereins in einer Zwangsversteigerung das Schloss. Seitdem wird aufgebaut – mit Unterstützung von allen Seiten. Denn Schloss Blankenburg ist nicht nur äußerlich imposant sondern auch ein geschichtsträchtiger Ort.
Seit dem 12. Jahrhundert sind hier Grafen und Herzöge aktiv gewesen, meist haben sie untereinander und gegeneinander gestritten und gekämpft. Das Schloss wurde im Laufe der Jahrhunderte um- und ausgebaut, brannte nieder, und wechselte zwischen den diversen Welfen-Linien. Die letzten adligen Bewohner waren Ernst August von Hannover und Viktoria Luise von Preußen; sie flohen 1945 vor den russischen Besatzern nach Hildesheim.
Natürlich gab es hier auch jede Menge höfisches Leben – ein paar Details habe ich schon erfahren, darüber mehr in einem der nächsten Harzletter. Und das jetzt noch versperrte Innere des Schlosses werde ich mir im Rahmen einer Führung ansehen. Immer Mittwoch und Samstag führt der Verein Interessierte durch die Räume.
Von Blankenburg aus ging es dann auf eine meiner Harzer Lieblings-Motorradstrecken.
Von Wienrode nach Treseburg und von dort weiter nach Allrode ist einfach ein Bikertraum: Schmale Straße, sanfte Kurven, normalerweise kaum Verkehr, nichts als Natur und immer die Bode und die Luppbode entlang. Leider nur für ein paar Kilometer, aber die haben es in sich.
In Treseburg übrigens draußen an den Tischen des Hotels Forelle reichlich Wanderer und Ausflügler, die sich die Herbstsonne ins Gesicht scheinen lassen – das ist la dolce vita alla Bodetal.
Dann ein bisschen beschleunigen auf der Oberharz-Strecke nach Friedrichsbrunn und schließlich kurvenreich zurück in die Garage. Das war’s für dieses Jahr, bei Temperaturen unter zehn Grad fahren ist nicht mein Ding. On the road again im nächsten Frühjahr!
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Vergangene Woche wanderten wir mit dem Nationalpark-Ranger von Drei Annen Hohne zur Leistenklippe.
Davor ging es um einen Harz-Reiseführer von 1890.
Und dann machten wir noch einen Ausflug mit den Eisperlen zum Ditfurter See.
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Auf Instagram findet der Harzletter auch statt: www.instagram.com/harzletter.de/