Von Mansfeld nach Seesen: die erste Motorradtour 2025

Harzletter, der Einhundertsiebenunddreißigste.

Vergangene Woche ging es in Nord-Süd-Richtung quer durch den Harz (siehe hier), jetzt folgt die Ost-West-Variante. Und zwar als Motorradtour, startend in Mansfeld im Osten, endend in Seesen im Westen. Eine schöne Strecke zum Wieder-Reinkommen. Denn spätestens seit dem sonnigen Start in den Mai hat die Harz-Motorrad-Saison wieder voll begonnen. Höchste Zeit also für eine erste Motorradtour – und dabei gleich richtig klotzen: Der ganze Harz soll es sein, von Ost nach West.

137 Motorradtour Kurvenfahrt

Das sind rund 120 Kilometer, aber da wir es nicht eilig haben und die kleinen Umwege mögen, wird die Strecke natürlich länger. Als Orientierung dient die B 242, die sympathischerweise beide Orte verbindet und auch als Harzhochstraße bezeichnet wird. Das reduziert die Zeit, die man mit Anschauen von Apps und Karten verbringt und lässt Luft für die Konzentration auf Landschaft und Strecke.

137 Harztour schloss mansfeld

Los geht es in Mansfeld, einem 8000-Einwohner-Ort im östlichen Harzvorland. Vor dem Start schnell noch ein Abstecher hoch zu Schloss Mansfeld, das ziemlich malerisch über dem Ort thront. Und dann ab Richtung Vatterode – und gleich mal weg von der erwähnten Bundesstraße. Kleine Nebensträßchen, auf denen fast nichts los ist: Das ist, worum es bei einer Motorradtour gehen sollte. Nicht rasen, sondern mehr oder weniger gemütlich durch die Gegend cruisen.

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Gegend gibt es hier reichlich. Der Raps leuchtet in vollstem Gelb auf sanften Hügeln, die Bäume blühen, die folgenden Orte heißen Wimmelrode, Piskaborn, Gorenzen. Namen, denen man die Abgeschiedenheit förmlich anhört.

137 Harztour feldweg

Die Straße verengt sich fast zum einsamen Feldweg, bevor der auf eine „richtige“ Landstraße nach Wippra stösst. Hier herrscht gleich Verkehr, erste andere Motorradfahrer kommen entgegen und grüßen, wie es unter Bikern üblich ist. Kurvenreich geht es immer am Brumbach entlang, nach ein paar Kilometern kommt Wippra in Sicht. 

Ab hier zieht sich der Weg in engen Serpentinen in die Höhe – aus dem Harzvorland wird endgültig der Harz. Und da Serpentinen Motorradfahrer magnetisch anziehen, nimmt die Zweirad-Dichte schnell zu. Trotzdem bleibt das Fahren entspannt; ganz allgemein herrscht im östlichen Harz sehr viel weniger Verkehr als im westlichen Teil und im Oberharz.

137 Harztour Brunnen
137 Harztour fachwerk

Nach einem kurzen Stück auf der B 242 biege ich wieder rechts ab und erreiche über eine weitere Nebenstraße Schielo und schließlich Harzgerode. Zeit für eine erste kleine Pause am Bergmannsbrunnen auf dem Marktplatz. Harzgerode hat, wie so viele Harzorte, eine lange Bergbautradition, darauf weisen der Brunnen und der schön gestaltete Marktplatz hin. Aber ich habe ja noch reichlich Kilometer vor mir, deswegen schnell weiter auf der Bundesstraße. Auf der komme ich zügig vom Unterharz in den Oberharz, und ich gönne mir wieder einen Schlenker: In Güntersberge geht es rechts ab über Bärenrode und Allrode weiter nach Stiege. Hier gibt es neben angenehm engen Straßen auch zu ersten Mal den Blick auf den Brocken. Hoch ragt er am Ende der Straße auf, über ihm dunkle Wolken, könnte sein, dass ich dem Regen genau entgegen fahre.

137 Harztour Brocken

Regen und Brocken – das ist keine ungewöhnliche Kombination. Der Brocken gehört zu den niederschlagsreichsten Orten in Deutschland; im Schnitt regnet es hier an mehr als 20 Tagen pro Monat. Also cool bleiben, stur weiterfahren und auf alles gefasst sein. Das gehört beim Motorradfahren dazu.

Motorradtour entlang der B 242

Ich folge der B 242 über Hasselfelde und Trautenstein, bevor ich wieder abbiege. Diesmal nach links Richtung Benneckenstein und Hohegeiß. Auch hier: Angenehmes Fahren, allerdings begleitet von dunkler werdenden Wolken. Kurz vor Hohegeiß der Übergang nach Niedersachsen, deutlich sichtbar dank der großen Schilder, die an die deutsche Teilung erinnern. 

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Und kaum ist man im Westen, ändert sich das Fahren grundlegend. Sicher, auch in diesem Teil des Harzes gibt es schöne, etwas abgelegene kurvenreiche Wegstrecken. Aber nur hier ist man zwischendurch auch dreispurig und autobahnähnlich ausgebaut unterwegs. Wer je die B4 Richtung Torfhaus gefahren ist, weiß was ich meine. Das ist nur Kilometer abspulen, das macht wenig Freude. Die baumfreie Umgebung ist kein Stimmungsaufheller, und das kurze, heftige Regenschauer macht auf einer Motorradtour auch keine Freude.

137 Harztour Oderteich

Aber hinter Braunlage und Königskrug wird es besser; dann kommt die Abzweigung Richtung Clausthal-Zellerfeld, und hier ist der Harz wieder richtig Harz. Schnell noch ein Zwischenstopp am Oderteich und dann die Rest-Kilometer angehen.

137 Harztour Ruettelstreifen

Hier im Westharz habe ich auch die erste Begegnung mit den Rüttelstreifen. Das sind schmale Plastikbänder, die vor gefährlichen Kurven auf der Straße angebracht sind. Durch die leichte Erhöhung bremst man – besonders als Motorradfahrer – unwillkürlich ab. Dadurch sollen an einigen Unfallschwerpunkten die Crash-Zahlen deutlich zurückgegangen sein.

Deswegen wurden in den vergangenen Jahren auf Seiten der Polizei große Hoffnungen in diese Streifen gesetzt. Allerdings tritt auch hier offensichtlich eine Gewöhnung ein; am ersten Mai-Wochenende gab es wieder die ersten leichten und schweren Zweirad-Unfälle. Auch auf der Strecke, auf der ich unterwegs bin. Eine gut ausgebaute, kurvige Bundesstraße mit tief heruntergezogenen Leitplanken animiert einfach zum Beschleunigen. Trotz Rüttelstreifen und reichlich Warnschilder. 

Wobei die allermeisten Biker eher gemütlich unterwegs sind und eine öffentliche Straße nicht als Rennstrecke betrachten. Man grüßt sich, man fährt auf Abstand, man brettert nicht durch unübersichtliche Kurven.

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Ich bleibe auf der Bundesstraße und folge den Schildern Richtung Zielort Seesen. Das ist im nachhinein leider ein Fehler. Zwar geht es ab Band Grund in schönen Serpentinen die Harzhöhen hinunter, aber die letzten Schnellstraßen-Kilometer sind kein Fahrvergnügen, sondern stures Geradeaus-Rollen.

Besser wäre es gewesen, rechtzeitig Richtung Wildemann und Lautenthal abzubiegen, und auf diesem Weg Seesen anzusteuern. Hinterher ist man immer schlau, aber so habe ich schon einen Anhaltspunkt für die nächste Tour. Denn die kommt bestimmt.

137 Harztour wBusch

In Seesen vorm Rathaus wartet Wilhelm Busch auf mich. Kurzer Foto-Stopp, kurzes Resümee: Rund 160 Kilometer Motorradtour, knapp vier Stunden Fahrzeit inklusive Pausen, eine handvoll Ampeln, ansonsten lockeres Durchfahren in schöner Natur, einmal nass geworden, keine kritischen Situationen. So darf es diesen Sommer weitergehen.

Vergangene Woche war ich bei der Harzquerung von Wernigerode nach Nordhausen dabei.

Dann gab es hier über den Kleinen Harz zu lesen.

Davor besuchten wir den Landschaftspark Spiegelsberge und die Klusberge bei Halberstadt.

Hier besuchten wir das DDR-Museum in Thale.

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