Wandern an der Grenze entlang: Von Braunlage nach Walkenried

Harzletter, der Einundvierzigste.

Zeit zum Wandern – wenn es gerade mal nicht allzu heiß ist, gibt es kaum was Schöneres, als im Harz im Wald zu Fuß unterwegs zu sein. Leider habe ich gerade ein paar Knieprobleme, deswegen hier als Inspiration eine wirklich schöne Tour aus dem vergangenen Jahr.

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Ich hatte schon länger vor, an der deutsch-deutschen Grenze entlang zu laufen. Hatte von „Grünen Band“ gelesen, dem einzigartigen Naturschutzgebiet entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs (das war ja zumindest ein positiver Aspekt der deutschen Teilung und des Grenzstreifens: In diesem Gebiet wurde die Natur 40 Jahre lang sich selbst überlassen, mit der schönen Folge, dass dort rund 1200 bedrohte Tier- und Pflanzenarten vorkommen).

Und ich wusste vom „Harzer Grenzweg“, einem ausgeschilderten Wanderweg, der eben dieser Grenze folgt.

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Also los, und zwar von Braunlage Richtung Süden mit dem Tagesziel Walkenried. Die ehemalige Ost-West-Grenze ist leicht zu finden; die ehemaligen Kolonnenwege der DDR-Grenztruppen sind zu großen Teilen erhalten und machen die Orientierung einfach. Allerdings nerven die Abschnitte, in denen keine glatten Betonplatten, sondern löchrige Weg-Elemente verlegt wurden. Ständig auf den Boden starren, um nicht in diese Löcher zu treten, macht auf Dauer keinen Spaß. Außerdem sind diese Kolonnenwege oft von nerviger Eintönigkeit; sie ziehen sich gefühlt endlos Richtung Horizont und es ist ein bisschen wie an einer Landstraße langlaufen.

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Aber dann gibt es auch kleine Pfade, die mitten durchs Dickicht führen und fast ein bisschen unheimlich sind. Denn es ist wenig los auf dem Weg, die meiste Zeit laufe ich für mich allein vorwärts und höre und sehe niemand.

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Der erste Ort hinter Braunlage ist Hohegeiß, direkt an der ehemaligen Grenze gelegen. Ganz in Schwarz-Rot-Gold der „Grenz-Imbiss“, in der Nähe ein Gedenkstein für Helmut Kleinert, der hier 1963 beim Versuch die Grenze zu überqueren erschossen wurde. Deutsche Geschichte ganz hautnah.

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Dann kürze ich ab Richtung Zorge – vorbei an der empfehlenswerten Harz-Whisky-Destillerie „Hammerschmiede“ – und weiter auf direktem Weg Richtung Walkenried. Es zieht sich, zum Glück passt das Wetter. Nach ungefähr 25 Kilometern komme ich am Ortseingang an, schnell noch zur Ruine der Zisterzienser Klosterkirche, und dann zum Campingplatz: Zelt aufbauen, relaxen. Das Kloster ist übrigens absolut sehenswert; im Museum dort lernt man wunderbar, wie die geschäftstüchtigen Mönche im Mittelalter dort einen florierendes Groß-Unternehmen aufgebaut hatten. Walkenried hatte zu dieser Zeit eine Bedeutung weit über den Harz hinaus.

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Der Campingplatz ist sehr ok, es gibt dort unter anderem ein gutes kroatisches Restaurant und am nächsten Morgen kam noch ein romantischer Sonnenaufgang dazu.

Zurück ging es dann, nachdem ich noch ein paar Tage weiter Richtung Süden gelaufen bin, mit Bus und Bahn.

Nachtrag zu „Quedlinburg Swingt“: entspannte Konzerte überall in der Stadt, das Wetter passte, guter Andrang vor den Bühnen. Dieser Sommer ist wirklich musikalisch und das macht richtig Spaß.

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Seit Anfang Juni läuft der „Quedlinburger Musiksommer“ in Quedlinburger Kirchen. Nächste Veranstaltung: „Eine Nacht in Venedig“ am Samstag, 1. Juli um 19 Uhr in der Marktkirche. Aus der Ankündigung: „Für dieses besondere Konzert treffen sich der Dresdner Kornettist Joachim Schäfer und das Preußische Kammerorchester in der Welterbestadt Quedlinburg. Gemeinsam entführen sie uns in das Venedig des 19. Jahrhunderts, wo die berühmten Opernmelodien in der Luft liegen.“ Che bello.

Der Newsletter der vergangenen Woche über das Rockharz-Festival findet sich hier.

Über Motorradfahren im Harz gibt es hier zu lesen.

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