Harzletter, der Zweiundachzigste.
Spätestens seit Ostern ist die Zweirad-Saison eröffnet, und überall im Harz sind Motorradfahrer wieder unterwegs. Also los für eine erste gemütliche Runde abseits vom Torfhaus-Trubel und den Strecken rund um den Brocken.
Es geht zunächst Richtung Harzgerode, immer durch die Kurven des Selketals. In dieser Ecke des Harzes sind die Straßen meist kurviger und besser ausgebaut als im niedersächsischen Teil – und außerdem sind hier deutlich weniger Motorradfahrer unterwegs.
Bundesstraßen überlassen wir den Autos, deswegen geht es auf Nebenstrecken über Schilo, Molmerswende und Wippra gemächlich Richtung Sangerhausen. Eine Landschaft, die so gar nicht Harz-typisch aussieht. Schon kurz hinter Harzgerode wird der Wald weniger, Wiesen und Äcker nehmen zu, es geht hügelig und kurvig auf schmalen Straßen rauf und runter, dazu gibt es jede Menge blühende Obstbäume; mit ein bisschen Fantasie und den richtigen Temperaturen kommt ein leichtes Toskana-Gefühl auf.
Das letzte Stück Harz von Wippra nach Sangerhausen ist ein einziger Biker-Traum, man möchte einfach nur immer weiter fahren, an nichts denken und sich durch die Kurven treiben lassen.
Motorrad-Highlight Kyffhäuser
Aber wenn wir schon einmal so weit gekommen sind, gönnen wir uns den Abstecher ins thüringische Kelbra, denn hier beginnt ein Motorrad-Highlight, für das Fahrer – und Fahrerinnen – aus ganz Deutschland anreisen.
Die Strecke rauf auf den Kyffhäuser, 36 Kehren auf gut vier Kilometern, hat einen legendären Ruf. Eine ehemalige Bergrennstrecke, berüchtigt für Unfälle und hemmungslose Motorrad-Raserei, aber eben auch mit das Spektakulärste, was sich auf zwei Rädern erleben lässt.
Kurz vor dem Anstieg liegt das „Café 36“, oder die „Biker-Oase“. Auf dem üppigen Parkplatz sieht man am Wochenende alles, was auf zwei Rädern vorstellbar ist. Unter der Woche geht es ruhiger zu, aber trotzdem rollt alle paar Minuten jemand vom Hof, um unter Kennerblicken Anlauf für die Bergfahrt zu nehmen.
Es gab in den vergangenen Jahren verschiedenste Maßnahmen, die oft tödlichen Unfälle zu verhindern. Das ging bis zur kompletten Streckensperrung – die aber wegen heftiger Proteste wieder aufgehoben wurde. 2020 wurden dann Rüttelstreifen auf den Straßen angebracht und das half endlich. Die Zahl vor allem der schweren Unfälle ging drastisch zurück; Rüttelstreifen werden seitdem überall im Harz an unfallträchtigen Streckenabschnitten angebracht.
Aber wie ist denn nun der Weg nach oben? Spektakulär, sicher, aber auch ein begrenztes Vergnügen. Vier Motorrad-Kilometer sind schnell absolviert, und außerdem muss man ständig auf Rennmaschinen gefasst sein, mit denen ein neuer Rekord angepeilt wird. Die Fraktion der Knieschleifer – das sind diejenigen, die sich so tief in die Kurve legen, dass ein Knie den Asphalt berührt – ist überproportional vertreten. Auf Youtube sind reichlich Videos zu finden, in denen Krawallfahrten per Helmkamera dokumentiert sind.
Und wenn man oben ist? Wenden und wieder runter fahren. Manche verbringen so einen ganzen Tag und haben ihren Motorrad-Spass. Ganz in der Nähe warnt die Polizei Sachsen-Anhalt mit einem Spruchband: „Schnell, schneller … tot“, aber das hält natürlich niemand ab.
Wenn man im Café 36 mit einzelnen Bikern ins Gespräch kommt, klingen die sehr sicherheitsbewusst: Man kenne die Gefahr und liebe den Nervenkitzel, und kaum jemand brettere hirnlos den Berg hinauf. Aber es gebe Situationen, die nicht vorhersehbar sind, und nicht alle könnten diese Situationen beherrschen. Selbstüberschätzung ist ein großes Thema in der Szene.
Lieber stressfrei Richtung Stolberg
Mit reicht’s, ich will wieder stressfrei fahren. Also zurück in den Harz auf Stolberg zu. Das ist eine Harzer Vorzeigestadt; malerisches Fachwerk, oben das Schloss derer zu Stolberg, und reichlich Möglichkeiten für einen gepflegten Boxenstopp. Alles wie im Bilderbuch.
Hinter Stolberg schrauben sich die Kurven nach oben in die Höhenlage. Hin und wieder kommt jemand entgegen, kurzer Gruß, und weiter geht’s.
Die letzten Kilometer zurück nach Harzgerode lassen die Tour gemächlich ausklingen; die Knieschleifer bleiben zurück, denen ist das hier zu langweilig. Rechts und links der Straße blühende Sträucher, an den Laubbäumen ist zartes Grün sichtbar. An einer Schranke in Harzgerode hat die Schmalspurbahn Vorfahrt – laut pfeifend quert sie die Straße. So geht Harz, der Sommer scheint gut zu werden, und die nächste Runde kommt bestimmt.
Neues zu Walpurgis in Heimburg
Vergangene Woche hatte ich über den Walpurgis Geheimtip Heimburg geschrieben – und dass ich keine näheren Informationen über Einzelheiten hätte. Zwei Tage später kam diese Nachricht:
Wir haben uns riesig gefreut, dass du Heimburg bereits in deinem letzten Harzletter erwähnt hast und würden dir gern Hintergrundinfos zukommen lassen, wenn du magst. Anbei schon ein kleiner Rückblick in unser Stück aus 2023 und auf unser Plakat 2024. Derzeit stellt der HCC-Vorstand eine Pressemitteilung mit Fotos zusammen, die ich dir gern dann aktuell zur Verfügung stellen kann. Viele schöne Eindrücke kannst du in den Walpurgisbeiträgen auf der Facebookseite des Heimburger Carnevals Club finden. Vielleicht hast du ja dann auch Lust, fernab der bereits sehr ausgetretenen Walpurgispfade von Thale und Schierke bei uns in Heimburg einzukehren!?! Danke schon mal vorab, für dein Interesse!!!
Ist ja wohl klar, wo ich am 30. April abends sein werde. Hier das aktuelle Plakat: „Höllisch gutes Liebescoaching am Fuße der Rosstrappe“.
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Mehr zu Walpurgis 2024 gibt es hier und hier.
Von dem Beinahe-Sterne-Restaurant Kiku ist hier die Rede.
Hier geht es um eine österliche Wanderung ab und um Walkenried.
Und hier geht es zurück auf die Startseite.
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Auf Instagram findet der Harzletter übrigens auch statt: www.instagram.com/harzletter.de/