Harzletter, der Einhunderteinundfünfzigste.
Wenn ich wegen „Rocken am Brocken“ schon mal in Elend bin, schaue ich mich doch gleich ein bisschen um. Und lande unweigerlich bei der „kleinsten Holzkirche Deutschlands“, wie sie allgemein heißt. Sie hat sogar gerade geöffnet; zwei Mitglieder des Fördervereins wollen gerade zusperren, aber lassen mich dann gerne noch hinein – und eine ausführliche Führung wird mir auch noch spendiert.

Was ich bei diesem Besuch nicht ahne: Ich komme gerade zu dem Zeitpunkt, als umfangreiche Renovierungsarbeiten in und um die Kirche gerade abgeschlossen werden.
Innen und außen wurde aufgehübscht und instand gesetzt: Neuer Vorplatz, ein neuer Weg zur Kirche hin, Apfelbäume wurden gepflanzt. Die beiden uralten Eichen gleich neben der Kirche stehen natürlich weiterhin dort.
Innen wurde vieles erneuert und ausgebessert, wie mir erzählt wurde. Bei allem, was in den vergangenen Jahren fertig gestellt wurde: Es bleibt weiter zu tun.

Als nächstes ist die Orgel dran, das wird auch ins Geld gehen. In diesem Zusammenhang ist der „Förderverein kleinste Holzkirche Deutschland e.V.“ zu loben. Dessen Mitglieder kümmern sich ehrenamtlich und mit bewundernswertem Einsatz um die Kirche; auf ihrer sehr informativen Webseite gibt s reichlich Fotos über die geleisteten Arbeiten der vergangenen Jahre und über die besonderen Veranstaltungen (Weihnachten, Silvester) in der Kirche selbst. Denn die Holzkirche wird weiter als Pfarrkirche genutzt, auch wenn die Zahl der Gemeindemitglieder wie überall ständig sinkt.
Sie kann auch für kirchliche Trauungen sowie für Trauerfeiern gebucht werden.
Die Holzkirche ist ein Fachwerkbau
Die Kirche hat nur einen Grundriss von fünf mal elf Metern – woanders geht so etwas als Kapelle durch. 1897 eingeweiht kamen 1904 Turm und Apsis (der Anbau am hinteren Teil der Kirche) dazu, fertig war die vollständige Kirche. Wobei der Begriff „Holzkirche“ eigentlich falsch ist, die Kirche ist ein Fachwerkbau, besteht also nicht vollständig aus Holz – wie etwa die Riesen-Holzkirche in Clausthal.
Aber das ist jetzt Detailhuberei, Holz oder teilweise Holz ist am Ende egal.

Wenn man von der Durchgangsstraße auf die Holzkirche zugeht, steht links in rund ein Meter hohen Buchstaben „ELEND“. Das nenne ich mutig, der Ortsname ist schon immer Grund für Hohn und Spott – ich erinnere an die liebevolle Unterzeile von „Rocken am Brocken“: In Elend bei Sorge. Zur Herkunft des Namens heißt es auf der Seite des Tourismus-Verbandes: Es finden sich ändernde Ortsnamen wie „Alilanti“ oder „Ellende“. Die Bedeutung ist immer ähnlich: Es geht um einen Ort, der in der Abgeschiedenheit beziehungsweise Einsamkeit liegt.

Hinter dem ELEND-Schriftzug tut sich eine große Freifläche auf, mit der Kirche und den Eichen als malerischen Mittelpunkt. Im Wortsinne ein Hingucker. Idyllisch, romantisch, totally Harz.
Im Innern fallen die schönen Fenster auf; sie sind Stiftungen zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts. Eine Besonderheit beim Altar: Er kann vor- und zurückgerollt werden – Platz ist knapp in der Kirche.



Auf der kleinen Empore die Orgel, eine weitere Treppe, die gerade erneuert worden ist, führt in den Turm hinauf.
Auf der Website des Fördervereins sind die Veranstaltungen dieses Jahres in der Holzkirche angekündigt. Nichts Spektakuläres, aber alles klingt sehens- und hörenswert.
13.9.25 Konzert „Axels Law“ aus Berlin
27.9.25 Chor „The Voicables“ aus Goslar mit 20 Mitgliedern
04.10.25 Erntedankfest15-16 Uhr Collegium musicum Wernigerode
29.11.25 Gospelchor anschließend Weihnachtsmarkt
30.11.25 (1.Advent) Glühweinverkauf (Heisser Hirsch) ab 15 Uhr
24.12.25 Bescherung der Kinder mit dem Weihnachtsmann
31.12.25 ab 23.30 Uhr. Jahresausklang mit Musik und Glühwein.
Da kann man durchaus mal vorbeischauen.
—
Am vergangenen Wochenende war ich bei Rocken am Brocken dabei
Cavor besuchten wir das Sonnenblumen-Labyrinth in Quedlinburg.
Hier wanderten wir in einer Gruppe entlang der Klippen im Okertal.
Davor waren wir auf Motorrad-Tour über den Kyffhäuser nach Bad Frankenhausen.
Hier ging es um Fontane, Cécile und das Hotel Zehnpfund in Thale.
Hier geht es zurück auf die Startseite.