Hermann Blumenau – ein Hasselfelder in Brasilien und: Neues vom Harzturm

Harzletter, der Vierundvierzigste.

Eine der ungewöhnlichsten Harzer Lebensgeschichten ist die von Hermann Blumenau aus Hasselfelde. Sie spielt im 19. Jahrhundert, Hermann Blumenau wurde 1819 als sechstes Kind des Oberförsters Carl Friedrich und seiner Frau Christiane Sophie Blumenau geboren.

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Als er 1899 in Braunschweig starb, hatte er in Brasilien eine Auswanderer-Kolonie gegründet, die zur Großstadt gewachsen ist und weiter seinen Namen trägt. Blumenau, das im südlichen Brasilien in Atlantik-Nähe liegt, hat rund 350.000 Einwohner und ist immer noch stark von deutschen Einflüssen geprägt.

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Wie kommt ein Förster-Sohn aus Hasselfelde nach Brasilien?

Hermann war ein begabtes Kind, er besuchte das Braunschweiger Martino-Katharineum, musste das allerdings vorzeitig verlassen, um auf Anweisung seines Vaters eine Apotheker-Lehre in Blankenburg zu beginnen. Diese Ausbildung schloss er mit Bestnoten 1840 in Erfurt ab, wo er zwei Jahre später Alexander von Humboldt kennenlernte. Der berühmte Naturforscher und Universal-Gelehrte begeisterte ihn offenbar für Südamerika und speziell Brasilien. Gleichzeitig beschäftigte sich Hermann Blumenau mit der Auswanderer-Frage.

Im 19. Jahrhundert verließen Hunderttausende ihre Heimat, um in Nord- oder Südamerika ein neues Leben zu beginnen. Ursachen waren die massenhafte Verelendung durch die Industrialisierung, Hungersnöte, fehlende Lebensperspektiven. Hermann Blumenau, inzwischen zum Doktor phil. avanciert, erwarb die Erlaubnis, in dem Bundesstaat Santa Catarina am Fluss Itajaí eine deutsche Kolonie zu gründen und kam dort am 2. September 1850 mit den ersten 17 Einwanderern an.

Es muss dort – wie bei allen Auswanderer-Projekten – sehr beschwerlich zugegangen sein: Überschwemmungen, Krankheiten, das ungewohnte Klima – die Kolonie Blumenau stand mehrfach vor dem Aus. Aber irgendwie schaffte man es, durchzuhalten, und als Hermann Blumenau 1884 aus gesundheitlichen Gründen nach Deutschland zurückkehrte und sich in Braunschweig niederließ, lebten in „seiner“ Stadt bereits 18.000 Menschen.

Nach Hasselfelde kam er nicht mehr, und heute gibt es dort auch keine Nachfahren der Familie Blumenau. Trotzdem hat man sein Andenken bewahrt: In der Nähe des Bahnhofs wurde ihm ein Denkmal errichtet, die örtliche Grundschule trägt seinen Namen und dann gibt es noch im Haus des Gastes ein kleines Museum, das über Hermann Blumenau und seine Stadt in Brasilien informiert.

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Das wollte ich mir natürlich ansehen, aber das ist gar nicht so einfach: Da sich der Besucherandrang in Grenzen hält, klappt es nur gegen Voranmeldung. Anrufen in der Touristen-Info, dann erhält man die Nummer von Jutta Wenzel und mit der ehemaligen Leiterin des Tourismus-Büros macht man einen Termin für das Blumenau-Museum aus.

Zum Glück ist Frau Wenzel unkompliziert und entgegenkommend, so dass ich noch am selben Tag vorbeischauen kann: Breite Straße, Haus des Gastes, Treppe rauf und schon steht man in den drei Räumen, die die Verbindung Hasselfelde – Brasilien dokumentieren. Jede Menge Fotos, alte Zeitungen („Blumenauer Zeitung“, „Der Urwaldsbote“), Werkzeuge, Landkarten, Waffen der Ureinwohner, dazu allerlei Kurioses.

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Etwa Bilder vom Blumenauer „Oktoberfest“, das eine ziemlich exakte Kopie des Münchner Vorbildes ist. Es wurde 1983 ins Leben gerufen, um nach einer Überschwemmung Geld zu sammeln und entwickelte sich zum Dauerbrenner und populärsten Fest der Umgebung.

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Beim Blick auf eine Ausgabe der Blumenauer Zeitung von 1934 fällt mir eine Anzeige der NSDAP auf. Die Nazi-Partei war in den Dreißiger Jahren in den deutschen Auswanderer-Städten in Südamerika sehr aktiv und versuchte, Sympathisanten und Mitglieder zu werben.

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Dann erzählt Frau Wenzel noch, dass von brasilianischer Seite großes Interesse an einer Verbindung mit Hasselfelde bestehe. Umgekehrt halte sich die Begeisterung in Grenzen: „Bei den Jüngeren gibt es wenig Interesse an dem Museum oder der Blumenau-Gesellschaft. Das wird wohl alles irgendwann eingehen.“

Die Eröffnung des Harzturms bei Torfhaus verschiebt sich weiter. Eigentlich sollte es diesen Sommer losgehen, aber wegen Wind und Wetter geraten die Bauarbeiten ins Stocken. Wann der Turm letztendlich fertig sein soll, steht noch nicht fest.

Der 65 Meter hohe Harzturm erhält zwei 360-Grad Panoramaplattformen. Von dort wird ein atemraubender Blick über den Nationalpark Harz und den Brocken versprochen.

Der Skywalk bietet durch ein Glaspodest einen unverbauten Blick in die Tiefe. Außerdem soll es eine Erlebnisrutsche „Rasantia“ geben.

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