Wandern mit Heine, Tag des offenen Denkmals und ein brennender Brocken

Harzletter, der Einhundertdritte.

Heinrich Heine und der Harz – das ist eine ziemlich intensive Verbindung. Ich hatte vergangene Woche schon seine „Harzreise“ erwähnt, die in diesem September vor genau 200 Jahre stattfand.

103 Heine Oppenheim

Ich bin Heines Wanderung nachgelaufen und habe darüber geschrieben: Für die Mitteldeutsche Zeitung, die Volksstimme und auch die Braunschweiger Zeitung. Hier ist die erste von insgesamt sieben Folgen in der Mitteldeutschen:

103 Heine Zeitung

Das war insgesamt schon ein Brett, so eine Fortsetzungsreihe macht sich nicht von allein – obwohl Heine natürlich ein dankbares Thema ist, und ich immer, wenn mir gerade nichts einfiel, auf ein Zitat oder ein Gedicht von ihm zurückgreifen konnte. Die waren immer gut, auch nach 200 Jahren noch, Heine war wirklich ein begnadeter und dazu sehr unterhaltsamer Schreiber.

103 Heine Oberharz

Insgesamt war ich von Göttingen bis Rübeland rund 160 Kilometer unterwegs, ein paar Um- und Irrwege nicht mit eingerechnet. Auch das hatte ich natürlich zu Beginn unterschätzt.

Früher waren die Leute fitter

Der heftigste Weg war der von Bad Harzburg auf den Brocken, 18 Kilometer permanent bergauf – auch wenn es zwischendurch durch das sehr idyllische Eckertal ging. Aber auch der Beginn des Hexenstiegs in Osterode war nicht ohne; und ich musste feststellen: Die Leute früher waren offensichtlich ausdauernder und besser zu Fuß als wir Schlaffis heute. Dabei hatten sie weder Funktionskleidung, noch Goretex noch optimierte Rucksäcke. Heine – obwohl eher ein kränklicher Typ – lief seine Etappen mehr oder weniger locker weg und hatte noch Zeit für ausgiebige Naturbetrachtungen und Gespräche.

103 Heine Ilse
103 Heine Denkmal Ilse

Der Knaller war für ihn – neben den Ereignissen auf dem Brocken – der Weg durchs Ilsetal. Ich konnte das nachfühlen, auch wenn ein Teil des Weges zur Zeit gesperrt ist. Wie die Ilse fast vom Gipfel aus den Berg herunterplätschert, ist heute wie zu Heines Zeiten ein echtes Wandererlebnis. Folgerichtig haben Heine-Verehrer ihm direkt am Ilse-Ufer ein kleines Denkmal gesetzt. Man muss ja nicht gleich wie der Dichter und Romantiker in sexuell angehauchte Verzückung geraten – aber so waren offensichtlich damals die Zeiten.

Heinrich Heine beendete sein Reisebuch nach dem Ilse-Erlebnis, in einem abschließenden Kapitel schreib er selbst von einem „Fragment“ und deutete vage eine Fortsetzung an. Zu der kam es nie; was sollte nach den Alkohol- und sonstigen Exzessen auf dem Brocken und der Ilse-Romantik dramaturgisch auch noch kommen? Oder, platt gesagt: Von da an ging’s bergab.

Heine und Goethe: Kein Match

Seine Wanderung setzte Heine wie geplant bis nach Weimar fort. Dort war er beim ollen Goethe angemeldet und der von ihm verehrte Großdichter empfing ihn auch. Ihr Gespräch verlief leider suboptimal, Goethe und Heine fanden keinen Draht zueinander, zwei der größten deutschen Sprachkünstler überhaupt hatten sich offensichtlich wenig zu sagen.

Wenn man tagelang mit der „Harzreise“ und einem Wanderführer („Die Harzreise von Heinrich Heine“ von Rainer Hartmann, Brigitta Stammer und Günter Blümel, erschienen im Rother Bergverlag – ein Super-Buch!) unterwegs ist, wird einem dieser Heine merkwürdig vertraut.

103 Heine Buchtitel

Ich konnte viele seiner Gedanken und Empfindungen nicht nachvollziehen, aber den Drang, aus der ungeliebten Uni-Stadt Göttingen einmal rauszukommen, durch die Natur zu laufen, sich dabei neu zu orientieren und sein Leben vielleicht irgendwie besser auf die Reihe zu kriegen, konnte ich gut verstehen. Und seine Ironie, seine gnadenlose Spottlust, seine präzisen Beobachtungen und natürlich die Gedichte machen ihn mir einfach sympathisch.

Auf Wikpedia habe ich dazu ein schönes Zitat von Kaiserin Elisabeth von Österreich (ja genau, die Sissi!), die eine große Heine-Bewunderin war, gefunden: „Heine ist von den meisten anderen Dichtern verschieden, weil er alle Scheinheiligkeit verachtet, er zeigt sich stets als der, welcher er ist, mit allen menschlichen Eigenschaften und allen menschlichen Fehlern.“

Tag des offenen Denkmals

Am Sonntag, dem 9. September – also morgen – findet bundesweit wieder der Tag des offenen Denkmals statt. Eine tolle Gelegenheit, gerade in geschichtsträchtigen und Denkmalsreichen Orten wie Quedlinburg Plätze und Gebäude zu sehen, zu denen man normalerweise keinen Zugang hat.

103 ballenstedt schlossbahnhof

Auf der Webseite www.tag-des-offenen-denkmals.de kann man für ganz Deutschland alle diese Orte aufrufen und sich ein schönes Besichtigungs-Programm zusammenstellen.
In Quedlinburg sind mir zum Beispiel das Klopstock-Gartenhaus und Linhardhaus in der Pölle aufgefallen, in Ballenstedt ist der schöne Schlossbahnhof am Start, in Goslar das Breite Tor, in Ilsenburg die alte Brauerei. Und, und – viele Gelegenheiten, buchstäblich einmalig.

Der Brocken brennt

Dann sind da noch die üblen Nachrichten vom Brocken, wo es nach zwei Jahren wieder ziemlich großflächig brennt. Laut den aktuellen Meldungen breitet sich der Brand rund um den Königsberg aus, Hubschrauber und Löschflugzeuge sind im Einsatz. Wie das Feuer an acht Stellen entstehen konnte, ist noch unklar; die Polizei soll deswegen ermitteln.
Als ich vor zwei Wochen am Brocken entlang gelaufen bin, fiel mir natürlich auch das viele vertrocknete Totholz auf. Die Sonne schien damals ziemlich heftig, die Temperaturen lagen um die 30 Grad. Beste Waldbrand-Voraussetzungen.

Hoffentlich bekommen die Fire-Fighters das schnell unter Kontrolle.

Vergangene Woche war ich auf Wandertour im Selketal.

Davor habe ich mir einen Besuch im Restaurant 20zwanzig in Stolberg gegönnt.

Dann stand Giovanni Zarrella in Quedlinburg auf der Bühne.

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Auf Instagram findet der Harzletter auch statt: www.instagram.com/harzletter.de/

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