Harzletter, der Zweiunddreißigste.
Der Höhepunkt des Harzjahres steht an: Die Walpurgisnacht vom 30. April auf den 1. Mai.
Erfreulicherweise wird daraus in diesem Jahr ein verlängertes Wochenende, und die Wettervorhersagen sehen auch ganz erfreulich aus.
Mit anderen Worten: Es wird richtig voll werden.
Zum historischen und literarischen Hintergrund habe ich ja schon vor zwei Wochen was zusammengeschrieben, hier soll es jetzt um die Feiern und Veranstaltungen gehen. Und da praktisch in jedem Ort mit Brockenblick irgendwas geplant ist, verliert man leicht den Überblick und kann sich gar nicht entscheiden. Also habe ich Rat bei Expertinnen geholt – und wer könnte besser Bescheid wissen, als die Hasselfelder Eisperlen? Allesamt gestandene Harzerinnen und durch marktschreierische Ankündigungen nicht zu beeindrucken.
Hier ihre zusammengefassten Ratschläge (natürlich unverbindlich und ohne Gewähr):
– Wegbleiben von den großen Walpurgis-Veranstaltungen beispielsweise in Thale, Braunlage oder Schierke. Begründung: zu voll, zu teuer, zu lange Wartezeiten an Bier- und Essensständen. Hinzu kommt, dass in Thale der Hexentanzplatz gesperrt ist und die Party dort lediglich im Ort stattfindet.
– kleinere, weniger bekannte Orte besuchen, wo sich der Rummel in Grenzen hält.
– Tipp Nummer eins: Stiege.
– Tipp Nummer zwei: Heimburg (kein Eintritt!).
Hier soll es einigermaßen überschaubar und fast familiär zugehen. Näheres weiß ich nicht, aber man kann sich ja im Internet schlau machen. Und dabei vielleicht weitere Möglichkeiten entdecken. Und wer das große Hexentreiben mit allen Nebenwirkungen sucht, ist sicher an den bekannten Orten genau richtig.
Ich wünsche einen ausschweifenden teuflischen Abend (und bitte vorsichtig mit dem Schierker Feuerstein – unter Kennern auch als Felsen-Cola berüchtigt – umgehen).
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Die erste Motorrad-Runde dieses Jahres ist gedreht!
Mit Starthilfe vom freundlichen und schnellen ADAC-Mann – so eine Batterie hat es auch schwer, heil durch den Winter zu kommen – ging es am vergangenen Montag auf eine erste kleine, vorsichtige Fahrt Richtung Thale und dann die Kurven nach oben. Es war noch ziemlich kalt aber fühlte sich schon ziemlich gut an. Und eine weitgehend leere Straße durch den Oberharz gegen Abend mit ein paar schönen Kurven ist sowieso nicht zu toppen.
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Und dann war da noch ein ganz besonderes Erlebnis im Schloss Wernigerode. In diesem Märchen-Bau aus dem 19. Jahrhundert bat Gräfin Anna zum Tee. Zumindest hieß die Veranstaltung so und Tee (und Kuchen) gab es auch. Gräfin Anna ist eine historische Figur, sie lebte von 1837 bis 1907 und war Schlossherrin in Wernigerode. Sie wurde für diesen Abend stilecht dargestellt von Katrin Dziekan, der Kustodin des Schlosses, die sehr unterhaltsam und kenntnisreich über die gute alte Zeit erzählte. 60 Frauen (und ich), die sich rechtzeitig für diesen Termin angemeldet hatten, hörten gebannt zu, bestaunten den Festsaal und weitere Räume des Schlosses, und ließen sich anschließend im edel eingedeckten Tee-Salon nieder. Dort gab es neben Tee und Kuchen auch noch eine leicht schaurige Geschichte, die von der Schauspielerin Nicole Haase vorgetragen wurde. Das ganze fand im Rahmen der sachsen-anhaltinischen „FrauenOrte“ statt – eines Netzwerkes, das an bemerkenswerte Frauen des Bundeslandes erinnern will.
Und wer sich jetzt fragt, warum ich als (fast) einziger Mann dabei sein durfte: Die Erklärung folgt kommende Woche. Es war jedenfalls ein ziemlich gelungener Nachmittag/Abend.
Als kleine Zugabe leuchtete beim Heraustreten in den Schlosshof der Brocken im schönsten milden Abendlicht. Das ist wohl diese Harz-Romantik, von der man soviel hört und liest.
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Den Newsletter der vergangenen Woche über den Austbergturm findet sich hier.
Über die Teufelsmauer bei Weddersleben gibt’s hier zu lesen.