Harzletter, der Einundneunzigste.
Endlich wieder Wandertag. Es geht diesmal an der Teufelsmauer entlang, einem Harz-Klassiker. Die Teufelsmauer kennt jeder, fast jeder war schon mal dort, sie ist immer wieder beeindruckend und (zumindest teilweise) spektakulär. Insgesamt zieht sie sich rund 20 Kilometer am nördlichen Harzrand hin – die Highlights sind die Gegensteine bei Ballenstedt (Rockharz!), der Königstein bei Weddersleben und der Kammweg von Timmenrode nach Blankenburg.
Los geht’s in Weddersleben. Praktischerweise gibt es einen Extra-Parkplatz und von dem aus ist alles vorbildlich ausgeschildert. Es geht leicht bergauf, zunächst sieht man die Mauer kaum, aber dann erhebt sie sich gewaltig direkt vor einem. Bis zu 20 Meter senkrecht hoch stehen die Felsen des Königsteins, und angenehmerweise kann man sie – oben angekommen – ziemlich bequem in etwa einer Stunde umrunden. Die Wirkung ist vor allem so phänomenal, weil die Steine völlig frei in der Landschaft stehen, fast kein Baum beeinträchtigt die Sicht. Und natürlich war Goethe auch schon hier: Eine kleine Plakette auf einem Stein weist auf einen Besuch im Jahr 1784 hin, der Geheimrat ließ einfach nichts aus im Harz.
Wenn man vor der Teufelsmauer steht und an ihr entlang läuft, überlegt man unwillkürlich, wie sie wohl entstanden ist: Auf Erklär-Tafeln wird sehr geologisch erläutert, welche Erdschichten sich wie bewegt und übereinander geschoben haben – mir ist nur im Gedächtnis geblieben, dass alles in der Kreidezeit passierte. Die wird datiert von vor 145 bis 66 Millionen Jahre – und ist also schon eine Weile her; erstaunlich, dass einige ziemlich schräg stehende Formationen so lange aufrecht durchgehalten haben.
Etwas griffiger als die Erklärungen der Geologen ist die Sage um die Teufelsmauer, die sich um eine Wette zwischen Gott und dem Teufel dreht. Und natürlich zieht der Teufel am Ende den kürzeren, aber immerhin blieb er der Namensgeber der ganzen Veranstaltung.
Dann aber weiter zu einem wirklich fordernden Abschnitt der Teufelsmauer – dem Weg zwischen Timmenrode und Blankenburg. Vom Parkplatz des SV 56 Timmenrode geht es wieder bergauf und direkt einem Highlight entgegen: dem Hamburger Wappen. Das heißt so, weil es mit seinen drei aufragenden Felsen ziemlich entfernt an eben jenes Wappen einer größeren Stadt in Norddeutschland erinnert. Ein bisschen fühlt es sich an wie in den Dolomiten mit ihren Zinnen, aber da liegen natürlich ein paar Höhenmeter dazwischen.
Immer die Teufelsmauer entlang
Von hier führt der Weg Richtung Blankenburg und zum Großvaterfelsen – 3,7 Kilometer ist laut den Schildern die Entfernung. Also los. Verlaufen ist unmöglich, alles ist perfekt ausgeschildert. Nach kurzer Strecke taucht die entscheidende Abzweigung auf und man hat die Wahl: Südlicher Hangweg (bequemer Weg) oder Kammweg (beschwerlich, aussichtsreich).
Ich gehe natürlich nach links Richtung bequemer Weg – schließlich soll das ja nicht in Plackerei ausarten. In der Folge geht es immer unterhalb links der Felsen entlang. Ein bisschen auf und ab, manchmal auch über Wurzeln und Steine, die im Weg rumliegen. Die Felsen der Teufelsmauer sind mal näher, mal weiter entfernt, haben aber immer etwas leicht Unheimliches und Bedrohliches. Dann verschwinden die Felsen fast im Wald, ich laufe meist unter hoch aufragenden Kiefern, die in dem sandigen Boden offensichtlich gut gedeihen.
Der Weg ist wirklich ein Spaziergang und es sind erfreulich wenig Wanderer unterwegs. Das ist bei besserem Wetter und vor allem am Wochenende anders: Die Teufelsmauer wird in jedem Harz-Wanderführer völlig zu recht empfohlen, entsprechend hoch ist normalerweise der Andrang.
Nach einer guten halben Stunde taucht endlich der Großvater – oder Großvaterfels – auf. Ein markanter Felsklotz, zu dem man etwas mühsam hochkraxeln muss. Und über einen kurzen Stieg kann man ihn ganz besteigen und von dort einen Blick auf Blankenburg und die Umgebung werfen. Das hat auf den letzten Metern fast alpinen Charakter, ist aber nicht wirklich schwer zu meistern.
Anschließend, auf den Weg zurück nach Timmenrode, ist natürlich der Kammweg Pflicht.
Der geht immer oben entlang, die Felsen rauf, die Felsen runter, die Teufelsmauer ist hier kein Spazierweg. Wer keine anständigen Wanderschuhe trägt, bekommt schnell ein Problem. Die Aussichten sind natürlich grandios, insgesamt ist der Kammweg ein echtes Harz-Abenteuer, das sich allerdings ziemlich hinzieht. Denn natürlich kommt man langsamer voran als auf einem normalen Wanderweg.
Seit 1853 gibt es diesen Weg, auf Veranlassung des damaligen Blankenburger Bürgermeisters Carl Löbbecke wurde er angelegt – und heißt deswegen auch Löbbeckestieg.
Irgendwann, nach einer gefühlten Stunde, geht es dann endlich wieder zurück in den Kiefernwald und das Hamburger Wappen taucht erneut auf.
Der Weg zurück zum Parkplatz führt an einer Kirschen-Streuobstwiese vorbei: Schnell noch eine Handvoll gepflückt, kleine Belohnung für die rund zehn gelaufenen Teufelsmauer-Kilometer.
Europawahl und Kommunalwahl: Kleine Quedlinburger Presserückschau
Vergangenes Wochenende wurde gewählt, es gab lange Schlangen vor den Wahllokalen und eindeutige Ergebnisse, die seitdem rauf und runter diskutiert werden (Naja, jetzt wo Fußball läuft und die Stimmung nach dem Auftaktsieg euphorisch ist, hören die Diskussionen schlagartig auf).
Kommentarlos eine kleine Presseschau aus der Mitteldeutschen Zeitung:
Harzturm: die Rutsche ist offen!
Es lohnt sich ja immer, die Webseite des Harzturms anzuschauen. Und dort die aktuellen Nachrichten, wie beispielsweise unter „Infos“:
Erlebt ein außergewöhnliches Abenteuer und entdeckt zu Fuß die Highlights im Turm auf bis zu 65m Höhe. Für Abenteuerlustige erfolgt der Abstieg durch unsere Erlebnisrutsche „Rasantia“. Am 15.06. & 16.06.2024 steht unsere Rutsche für euch zur Verfügung.
Zum Preis von 10,00 € pro Person erwartet euch ein einmaliges Erlebnis.
Doch leider folgt unter „Start“ gleich die Einschränkung:
Update für Samstag, den 15.06.2024: Aufgrund von starken Windboen müssen wir aus Sicherheitsgründen den Harzturm heute geschlossen halten.
Reichlich Jobs gibt es auch noch, gesucht werden aktuell Allrounder in der Gästebetreuung, Empfangsmitarbeiter, Reinigungsexperten.
Besonderes Bonbon für alle Jobs:
Eine 110m lange Rutsche in die Mittagspause 🙂
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Um einen Ausflug nach Benneckenstein geht es hier.
Die Königstage in Quedlinburg werden hier beschreiben.
Es folgt ein Besuch im Brockengarten bei der blühenden Brocken-Anemone.
Und hier geht es zurück auf die Startseite.
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Auf Instagram findet der Harzletter übrigens auch statt: www.instagram.com/harzletter.de/