Erster Besuch in der Nagelschmiede in Ilsenburg – und Aktuelles vom Harzturm

Harzletter, der Sechzigste.

Mal wieder schön Essen gehen: Eine der besten Herbst-Aktivitäten überhaupt. Und weil ich von verschiedenen Seiten viel Gutes gehört habe, sollte es die Nagelschmiede in Ilsenburg sein.

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Das Restaurant am Eingang des Ilsetals, geführt seit 2017 von Christian Meierding-Schmidt, hat sich einen einen Ruf weit über den Harz hinaus erkocht. Auch wenn es (noch?) nicht für die ganz hohe Anerkennung im Guide Michelin oder Gault Millau gereicht hat – in jeder Harz-Restaurant-Empfehlungsliste ist die Nagelschmiede vertreten.

Keine professionelle Kritik der Nagelschmiede

Das wird jetzt keine professionelle Restaurant-Kritik; ich bin niemand, der sich kennerhaft über die Ingredienzien einer Sauce auslassen kann oder das hochpoetische Wein-Tasting-Vokabular beherrscht („starker Nachhall mit einem Geschmack von reifen Pfirsichen und einem Hauch Vanille“). Aber ein bisschen mehr als „lecker“ fällt mir dann hoffentlich doch ein.

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Die kurzfristige Online-Reservierung für einen Freitagabend klappte; und an einem regnerischen Herbstabend war es eine erste Wohltag, den historischen Gastraum zu betreten. Viel Holz und Naturstein – die Nagelschmiede war im 18. Jahrhundert als Produktionsort für damals dringend benötigte Eisennägel gebaut worden (daher der Name). 1913 wurde sie stillgelegt, um dann 2006 als Restaurant neu aufzustehen. Zum Glück wurde der Charme des alten Gebäudes erhalten, die freistehenden Balken, die Holzböden und die rustikale Möblierung signalisieren angenehme Gemütlichkeit auf zwei Etagen.

Die Karte ist überschaubar und vielversprechend. Eher traditionelle Küche, nichts deutet auf Experimente und Unbekanntes hin: Hirschgulasch, argentinisches Rinderfilet, Rinderbäckchen, Edelfischfilet, Spinatknödel, einiges Veganes. Dazu eine ausgesuchte Weinkarte und natürlich Harzer Schäpse und Liköre. Mehr ist nicht nötig. Wer braucht 30 Gerichte und 100 verschiedene Weine?

Der Nagelschmiede-Service ist freundlich, schnell, präzise. Kein Schnickschnack, kein überflüssiges Gerede und auf Wunsch gute Empfehlungen, wie sich hinterher herausstellt.

Zufrieden nach der ersten Runde

Die Vorspeisen – „Räucherforelle mal anders, Zupfsalat, knuspriges 360-Grad Brot“ und „herbstliche Linsencreme (vegan), geröstete Walnüsse, Zupfsalat, Olivenöl, hausgebackenes Ciabatta“ – klingen nicht nur gut, sie sind es auch. Gekonnt kombiniert und gleichzeitig sehr simpel: zum Beispiel Olivenöl auf geröstetem Brot – einfacher geht’s nicht und der Geschmack ist umwerfend, sofern es gutes Brot und wirklich gutes Öl ist. Das liefert die Küche der Nagelschmiede, und das nicht nur bei Brot und Öl. Große Zufriedenheit also nach der ersten Runde.

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Dann der Hauptgang: Auf Empfehlung die geschmorten Rinderbäckchen („Dafür sind wir bekannt“) und das Zanderfilet auf einem Sauerkrautbett mit Kartoffeln. Die Fotos sind ein bisschen mau, ich weiß; das Licht war schummrig und es sollte schnell gehen, die Teller sahen zu gut aus.

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Jetzt deutete sich ein mittleres Problem an. Die Küche meint es gut. Zu gut. Die Teller sind wirklich gefüllt, die Portionen mit „üppig“ untertrieben beschrieben.

Die Qualität: bestens. Der Fisch auf den Punkt, fest und saftig zugleich, die Bäckchen so lange geschmort, dass sie fast von selbst auseinander fallen, und dazu ein Sößchen, ach! So etwas gab es früher nur bei Oma, und das auch nur an besonderen Festtagen.

Und weil es zum Reinlegen-Wollen schmeckt, isst man natürlich mehr als man eigentlich sollte. Solche Teller kann man nicht halbvoll zurückgeben – und Einpacken lassen und mitnehmen geht gar nicht. Die Nagelschmiede ist schließlich keine Pizzeria.

Bitte an den Nagelschmiede-Chef

Deswegen die ungewöhnliche Bitte an Christian Meierding-Schmidt: Reduziert die Portionen – oder ich muss aus beim nächsten Mal bei maximal zwei Vorspeisen bleiben.

Am Ende eine weitere positive Überraschung: Die Rechnung fällt überschaubar aus. Die Nagelschmiede ist natürlich kein Billig-Restaurant, aber für 18 bis 29 Euro bei den Hauptgerichten erhält man überragende Qualität. Preis-Leistung, Ambiente, Service, alles nice. So darf der Herbst auch nass und stürmisch sein. Ich freue mich aufs nächste Mal.

Harzturm, es geht weiter. Irgendwie. Nach der offiziellen Eröffnung mit anschließender Orkanwarnung ist der Anlauf, naja, holprig.

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Ein Blick unter der Woche auf den Instagram-Account offenbart das ganze Wetter-Elend. Diese Geschlossen-Posts werden inzwischen schnell wieder gelöscht, weil sie echte Stimmungs-Killer sind, aber das macht es ja nur optisch besser.

Und dann dieses Angebot wie aus der Reste-Rampe auf der Webseite:

„Eine geführte Harzturm-Besichtigung durch unser Team bietet euch eine einzigartige Chance hinter die Kulissen dieses imposanten Projekts zu schauen. Für 8 € pro Person (Zutritt ab zwölf Jahren) erhaltet ihr nicht nur Zugang zur Baustelle, sondern ihr könnt auch über viele, viele Treppen mal nach ganz oben, sowie auch auf den Skywalk.

Das Betreten der Baustelle erfolgt auf eigenes Risiko und daher ist vor Beginn der Besichtigung die Unterzeichnung eines Haftungsausschlusses erforderlich. Leider ist der Zugang zum Harzturm für Hunde und Menschen mit Behinderungen derzeit nicht möglich. Der Fahrstuhl und die Erlebnisrutsche „Rasantia“ stehen derzeit noch nicht zur Verfügung.“

Ich warte dann mal weiter ab.

Ist schon ein paar Tage her, aber trotzdem noch erwähnenswert: Das Treffen der Modelltruckfreunde Vorharz in Quedlinburg im Kaiserhof. Männer (es sind nur Männer – Frauen sehe ich nur an der Kaffee-und-Kuchen-Theke) und ihre Motoren – in diesem Fall verkleinerte.

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Könnte man schön drüber herlästern, aber als ich in dieser riesigen Spielfläche stand und um mich rum surrte und blinkte und klingelte es, machte das richtig Spaß. Und die kindliche Begeisterung steht den Herren im einheitlichen roten Polo-Shirt ins Gesicht geschrieben. Die komplett selbst gebaute Modell-Umgebung ist im Detail zu schön. Sogar eine Brockenhexe fliegt ausdauernd um eine Pappmaché-Kuppe herum. Vorharz eben.

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In der vergangenen Woche ging es hier um die Eröffnung des Harzturms.

Hier geht es um den Hofladen Klamroth in Westerhausen und einem Wolfsrudel in Brockennähe.

Um Brocken-Ranger Tino Schober geht es hier.

Kontakt

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Erwin Klein
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