Harzletter, der Einhundertvierundfünfzigste.
Was war das vergangene Woche für eine Aufregung in und um Meisdorf. Ich war ja beim Seifenkistenrennen dabei, hatte abends schnell was zusammengeschrieben, ein paar Fotos bearbeitet und alles ins Netz gestellt.

Was dann passierte, war einigermaßen sensationell. Ich sah am nächsten Tag, dass dieser Beitrag gut geklickt wurde; irgendjemand in Meisdorf hatte ihn wohl entdeckt, und dann macht das die Runde. Nachmittags dann ein Anruf: Ob ich derjenige sei, der diesen Artikel geschrieben habe? Philipp Scheller, der Meisdorfer Chef-Organisator war am Apparat und kriegte sich vor lauter Lob gar nicht mehr ein. Im Hintergrund hörte ich zustimmende lautes Rufen.
Mein Text hätte genau die Stimmung der Menschen vor Ort getroffen und so weiter und so weiter. Das ging natürlich runter wie eine warme Dusche.

Und dann fiel mir ein, dass ich die gelben Orga-T-Shirts ziemlich cool fand und fragte, ob so eins vielleicht noch übrig sei. War es natürlich – und zwei Tage später machte ich mich mit dem Motorrad wieder auf den Weg nach Meisdorf. Der halbe Ortsrat war da, großes Hallo, beste Stimmung, einfach nur supernett. Das Shirt wurde angemessen feierlich übergeben (Auf dem Foto neben mir von links: Erik, Philipp, Benno und Paul). Eine Einladung zum Bierathlon am 06.09. gab’s auch (nein danke, nicht so meine Abteilung) und außerdem viele Hintergrund-Informationen zur erfolgreichen Seifenkisten-Veranstaltung.
Unterm Strich: Meisdorf ist ein rundum sympathischer kleiner Ort, idyllisch gelegen, freundliche und engagierte Menschen – was braucht man mehr. Hier schaue ich wieder vorbei.



Wenn ich schon mal da bin, sehe ich mich auch ein bisschen um. Es gibt einiges zu sehen. Die alte Patronatskirche, der Hof Wendenburg mit dem malerischen Taubenschlag, der Museumshof, der leider schon geschlossen hatte, ein leicht martialisches Gefallenendenkmal.
Was passiert auf Schloss Meisdorf?
Am Ortsausgang liegt das alte Schloss Meisdorf. Und jetzt wird’s unverhofft richtig interessant. Denn diese imposante und großflächige Anlage hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich – bis in die Gegenwart hinein. Erbaut 1708, mehrfach umgestaltet und erweitert, diente es zum Kriegsende als Archiv des damaligen Auswärtigen Amtes und wurde nach Kriegsende als Kommandatur der Roten Armee, als Ferienobjekt und als Gästehaus des Kreisrats genutzt. Nach der Wende wurde es mehrfach ge- und verkauft und als Hotel betrieben.

2021 erwarb die „Bernstein Hotels und Resorts“ den Komplex. Wieder wurde renoviert und umgebaut; ein luxuriöses Golfhotel mit Golfplatz gleich auf der anderen Straßenseite sollte entstehen. Auf der Webseite ist die Eröffnung von 45 Zimmern und Suiten für dieses Jahr angekündigt und es wird dort weiter nach Hotelpersonal gesucht.

Aber vor Ort in Meisdorf sieht es nicht nach einer baldigen Wiedereröffnung aus. Still ruht die Schlossanlage, Schilder am Zaun, die umfangreiche Sanierungsmaßnahmen verkünden, sind schon leicht vergilbt. Neugierig geworden fahre ich den Weg hoch zum Golfplatz. Es ist alles da: Clubhaus, Putting Green, große Wiesenflächen. Aber das Ganze wirkt wie ein neue entstehender Lost Place. Hier hat schon lange niemand mehr abgeschlagen. Das Gras ist hoch gewuchert, auf der Terrasse des zugesperrten Clubhauses liegt Müll herum. Da scheint jemand mit großen Plänen eine Menge Geld in die Hand genommen zu haben – und dann war offensichtlich Schluss.






In der Mitteldeutschen Zeitung erschien am 27.04. ein Artikel: „Hoteltraum im Harz geplatzt: Schloss Meisdorf wird Seniorenresidenz“. Da wüsste man doch gern mehr. Über Hintergründe, über eine nahezu fertige Anlage, die dann doch nicht in Betrieb geht, über die Zukunft des Golfplatzes.
Denn für einen Laien wie mich klingt die Hotel-Idee sehr plausibel. Luxuriöse Unterkunft mit Golfplatz gleich nebenan, in bester Harz-Landschaft. Eigentlich sollten sich dafür genug zahlungskräftige Kunden finden.
Da würde ich gern auf dem Laufenden bleiben. Irgendwie wird es mit der Schloss-/Hotel-/Senioren-Anlage ja weitergehen. Immerhin ist das auch historisches Gelände. Die Geschichte der Familie Asseburg, die hier und auf der nahegelegenen Burg Falkenstein lange das Sagen hatte, liest sich schon bei Wikipedia ziemlich spannend und unterhaltsam.
Aber das ist eine andere Geschichte.
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Vergangene Woche war ich beim großartigen Seifenkistenrennen ebenfalls in Meisdorf.
Eine Woche vorher habe ich Rasantia, die Rutsche am Harzturm getestet.
Davor wurde die kleinste Holzkirche Deutschlands in Elend besucht.
Hier geht es um Rocken am Brocken.
Davor waren wir im Sonnenblumen-Labyrinth in Quedlinburg.
Hier wanderten wir in einer Gruppe entlang der Klippen im Okertal.
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