Das war nix! Kein Glück beim Herbergsmuseum in Blankenburg

Harzletter, der Einhundertfünfundfünfzigste.

Eigentlich war das eine nette, schnelle Idee, die mir schon länger im Kopf herumgeht: Ich wollte mir endlich das Herbergsmuseum in Blankenburg anschauen. 

155 Herbergsmuseum schild

Generell besuche ich gern kleinere Museen, die es gerade im Harz ziemlich oft gibt. Sie sind meist überschaubar groß, oft ein bisschen kurios (das Mausefallen-Museum in Güntersberge!), mit allerhand Zusammengesammeltem eingerichtet – und leider auch oft mit bedauernswert wenig zahlendem Publikum.

155 Herbergsmuseum aufkleber

Das Herbergsmuseum wird im Internet als einzigartig beschrieben, es gibt auf den verschiedenen Webseiten ganz ansprechende Fotos. 

Ein bisschen Wikipedia (warum soll ich das alles noch einmal zusammenschreiben?):

„Das Herbergsmuseum ist die einzige museal erschlossene historische Gesellenherberge Deutschlands. In dem 1684 errichteten Fachwerkhaus befand sich von 1884 bis 1916 eine Herberge für zünftig reisende Handwerksgesellen sämtlicher Gewerke. Es entstand ursprünglich als Gedenkstätte für den einzigen Präsidenten der DDR Wilhelm Pieck (1876–1960), der ab 1894 etwa ein Jahr lang als Tischlergeselle in Blankenburg verbrachte und in dem heutigen Haus des Herbergsmuseums wohnte.

Neben einer thematischen Ausstellung und historischen Sammlung zum Gesellenleben kann man heute auch die damaligen räumlichen Verhältnisse mit Innenhof, Stall, Waschküche, Küche, Logierzimmer und Restaurationszimmer besichtigen. Eine weiterführende Materialsammlung sowie eine Bibliothek des Handwerks ergänzen das Museum. Ausstellungsstücke aus dem Nachlass zweier Nordharzer Zimmerergesellen zeigen anschaulich die Walz Anfang des 20. Jahrhunderts in den deutschsprachigen Ländern. Noch heute ist die Herberge Treffpunkt von fremden und einheimischen Gesellen.“

Klingt nicht so schlecht, oder?

Die falschen Zeiten für’s Herbergsmuseum

Dann passierte der Fehler. Ich suchte mir die Details (Öffnungszeiten, Eintritt) auf einer Museums-Übersichtsseite des Landes Sachsen-Anhalt heraus. Tolle Seite übrigens, aber leider nicht auf dem allerletzten Stand: Für das Herbergsmuseum sind dort Montag bis Freitag, 10 bis 17 Uhr als Besuchszeiten angegeben.

155 Herbergsmuseum radweg

Es war Mittwoch, ich hatte nachmittags Zeit, also los. Der Weg von Quedlinburg nach Blankenburg ist zwischendurch ein Radfahrer-Traum: In Warnstedt beginnt ein eigener, geteerter Radweg bis Timmenrode. Eine Wohltat, ganz ohne nervenden Autoverkehr zügig unterwegs zu sein. Die Bergstraße in Blankenburg ist eher ein Gässchen, aber leicht zu finden; die Stadt ist ziemlich übersichtlich. 

155 Herbergsmuseum zettel

Aber dann, man ahnt es schon: In der Tür von innen ein DIN-A-4-Zettel in einer Klarsichtfolie. „Das Museum ist Montag und Freitag von 10 bis 15 Uhr geöffnet! Der letzte Einlass ist um 14:30 Uhr.“ Na super, auf so einen Stimmungskiller war ich nicht vorbereitet.

155 Herbergsmuseum abbruch

Aber wenn ich schon mal hier war, wollte ich mich auch ein bisschen umsehen – in Blankenburg kannte ich bisher eigentlich nur das Schloss. Was ich bei einem kleinen Rundgang sah, war kein Gute-Laune-Programm. Unmittelbar neben dem Herbergsmuseum wird ein Haus nur noch mit Stützbalken aufrecht gehalten. Direkt gegenüber des Rathauses reiht sich ein geschlossenes Geschäft an das andere. Irgendwie bezeichnend auch die Kombination von Beerdigungsinstitut und Spielhalle, die mir an einer Fachwerk-Ecke ins Auge fiel.

Genauer anschauen möchte man sich das alles nicht.

Doch dann, fast schon auf dem Weg zurück, entdeckte ich die topmoderne Touristeninformation „Kleines Schloss“. Ein großer, heller Raum, reichlich Informationsmaterial, mehrere Mitarbeiter, die ansprechbar waren. Ich fragte nach dem Herbergsmuseum und den Öffnungszeiten. Man sagte mir, dass auf der städtischen Webseite alles richtig eingetragen sei – und bedauerte natürlich mein Pech. Die Erklärung: Die Ausstellung werde gerade überarbeitet und neu konzipiert, deswegen die eingeschränkte Besuchszeit. 

155 Herbergsmuseum Info

Liebe Stadtinformationsmitarbeiter: Das glaube ich Ihnen eher nicht. Bei aller Wertschätzung für Ihre Bemühungen – ich vermute, dass es dem Herbergsmuseum wie manchen anderen Museen im Harz geht. Die Besucherzahl ist spärlich, das Personal muss für’s Rumsitzen bezahlt werden, und da alle Kommunen sparen müssen, werden die Zeiten eingeschränkt. Dass dann noch weniger sich die Ausstellungen ansehen, ist fast zwangsläufig, und irgendwann muss entschieden werden, ob das den Aufwand weiterhin wert ist.

Bald kommt ein zweiter Anlauf

Und falls ich mich irre, und das Herbergsmuseum doch umstrukturiert und neu gestaltet wird: Warum war an einem Mittwochnachmittag dort erkennbar niemand vor Ort?

Ich werde einen zweiten Versuch starten, mir einen Montag oder Freitag raussuchen und rechtzeitig anreisen. Denn die Sache mit Wilhelm Pieck und der Walz zu vergangenen Zeiten interessiert mich weiterhin. Und vielleicht kommen ja noch ein paar Leute mehr. Kostet schließlich nur schlanke drei Euro Eintritt.

Zweimal Meisdorf: Erst das großartige Seifenkistenrennen, und dann das Schlosshotel.

Eine Woche vorher habe ich Rasantia, die Rutsche am Harzturm getestet.

Davor wurde die kleinste Holzkirche Deutschlands in Elend besucht.

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Davor waren wir im Sonnenblumen-Labyrinth in Quedlinburg.


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