Grube Glasebach: Das ist die echte Harzer Bergweihnacht 2025

Heute muss ich mal schnell sein. Denn am Samstag, 13. Dezember, findet in Straßberg auf der Grube Glasebach die Bergweihnacht statt. Könnte ja sein, dass jemand da noch kurz entschlossen dabei sein will.

117 Glasebach Eingang

Ich bin während der Vorbereitungsphase dort hingefahren. Für einen Artikel in der Braunschweiger Zeitung (siehe weiter unten). Und habe mich auf dem Grubengelände mit Alexander Bauer, Marko Runschke, Frank Ritter und Georg Röse getroffen. Das sind (von links) die Herren auf dem Foto, die nicht nur in der Vorweihnachtszeit in der Grube Glasebach aktiv sind.

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Aus diesem Treffen ist dann folgender Text entstanden – und natürlich werde ich heute Abend auf Glasebach dabei sein.

Der Förderturm ist festlich beleuchtet, die Gulaschsuppe dampft im Kessel über offenem Feuer, in der Schmiede wird glühendes Eisen gehämmert und der Weihnachtsmann kommt später am Abend mit der Grubenbahn aus dem Wald gefahren. Die Bergweihnacht auf Grube Glasebach ist ein sehr besonderes Harzer Weihnachtserlebnis.

117 Glasebach Feuerschale

Frank Mitter könnte stundenlang erzählen: Über die 800-jährige Bergbaugeschichte im östlichen Harz, über die Bedeutung der Grube Glasebach, über die Mineralien, die hier zu sehen sind, über die Rettung der Grube in den wilden Zeiten vor und nach der Wende. Der kräftige Mann ist zuständig für die Grubenschmiede; bei der Bergweihnacht demonstriert er vor allem den staunenden Kindern, wie früher im Bergbau Werkzeuge und Nägel geschmiedet wurden. Außerdem ist Frank Mitter Mitglied im Montanverein Ostharz, dem Veranstalter der Bergweihnacht.

Vor drei Jahren ging es auf Grube Glasebach los

Die findet am 13. Dezember zum dritten Mal in Straßberg im Ostharz auf der Grube Glasebach statt. Das Besondere – neben der Örtlichkeit: Sie hat einen fast familiären Charakter. Veranstalter ist der Montanverein, andere Straßberger Vereine beteiligen sich und alles wird in ehrenamtlicher Arbeit organisiert. Deshalb gibt es keine kommerziellen Attraktionen, es gibt keinen Weihnachtsklimbim made in China zu kaufen, es gibt keine Händler von außerhalb. Und die Besucher – rund 600 waren es im vergangenen Jahr – kommen meist aus der Umgebung und von befreundeten Bergmannsvereinen. Mehr Harz geht eigentlich nicht.

Angefangen hat alles vor drei Jahren. Der Montanverein, der für Grubenführungen und Instandhaltung zuständig ist, hatte das Problem vieler ehrenamtlich arbeitender Vereine: zu wenig aktive Mitglieder, zu wenig Geld, zu viele Aufgaben. Also musste eine neue Attraktion her, um den Fortbestand der Grube und auch den des Vereins zu sichern. Das ist, zumindest was die Bergweihnacht betrifft, geglückt. Das Geld ist zwar immer noch knapp, aber die stimmungsvolle Veranstaltung ist für viele ein fester Termin im Kalender geworden.

Dabei ist der Weg für diejenigen, die von außerhalb kommen, ziemlich holprig. Nach Straßberg führt keine Autobahn und keine Bundesstraße. Wenn man durchs schöne Selketal fährt, wird ab Alexisbad die Straße eine einspurige, ziemlich ramponierte Piste. Geparkt wird auf einem Acker am Ortsrand, dann geht es noch ein paar Hundert Meter zu Fuß weiter. Die Grube Glasebach liegt irgendwo im dunklen Nirgendwo – aber das macht gerade ihren winterlichen Reiz aus. Wenn dann hinter einer Hügelkuppe die Lichter der Weihnachtstanne und der hell leuchtende Förderturm auftauchen, kommt die Festtagsstimmung von allein.

Glasebach ist Bergbau-Geschichte

Marko Runschke, der in der warmen Jahreszeit Besucher durch das Bergwerk führt und sich im Montanverein um die Öffentlichkeitsarbeit kümmert, ist von der Bedeutung der Grube Glasebach überzeugt: „Das ist Harzer Bergbau-Geschichte. Nur hier kann man sehen, wie mühsam im 17. Jahrhundert der Flussspat abgebaut wurde.“ Es gibt in Glasebach unter anderem zwei original erhaltene Stollen aus dieser Zeit – mitsamt den damaligen Arbeitsgeräten.

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Jetzt, im Dezember, gibt es keine Führungen, jetzt kümmern sich alle Vereinsmitglieder um den Aufbau und die Organisation der Bergweihnacht. „Vergangenes Jahr waren wir am Limit“, erzählt Marko Runschke. Die Aktiven im Montanverein sind keine Veranstaltungs-Profis, und der Erfolg ihrer Idee hat sie fast überrollt. „Wir freuen uns über jeden, der kommt – auch in der Hoffnung, dass mancher im Frühjahr zur Grubenbesichtigung wiederkommt.“

Rund 6000 Besucher ließen sich im vergangenen Jahr durch die Stollen führen. Das reicht nicht, um kostendeckend zu arbeiten, aber es zeigt das große Interesse an der Bergbau-Geschichte. Wobei diese Geschichte bis in die jüngste Vergangenheit reicht: Bis 1982 wurde in Glasebach eingefahren, der abgebaute Flussspat wurde in der DDR dringend benötigt. Danach gab es schon vor der Wende Pläne, die Grube zu verfüllen und auf dem Gelände eine Bungalow-Siedlung zu errichten. Dagegen erhob sich energischer Protest in der Bevölkerung; 1991 fiel die endgültige Entscheidung, Glasebach als Kulturdenkmal zu erhalten.

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Doch das spielt während der Bergweihnacht an diesem Samstag nur eine Nebenrolle. Viel wichtiger wird ab Anbruch der Dunkelheit die Frage sein: Wann kommt endlich der Weihnachtsmann? Denn der ist die Hauptattraktion – nicht nur für die Kinder. Erst ist da noch ein gemeinsamer Fußweg durch den dunklen Wald hin zu den Gleisen der Grubenbahn zu absolvieren. Dann wird man nach einer Weile weit entfernt ein Geräusch hören, und schließlich wird ganz langsam die geschmückte Bahn samt Weihnachtsmann und Geschenken zwischen den Bäumen auftauchen. Nicht nur die Kinder stehen dann staunend und leicht ergriffen neben den Gleisen.

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Dagegen kommt kein Weihnachtsmarkt an, und sei er noch so schön und romantisch. Und falls Sie die Bergweihnacht einmal selbst erleben wollen: Die inoffizielle kostenlose Eintrittskarte ist der Bergmannsgruß. Glückauf!

Vergangene Woche war ich zum ersten Test in den neu eröffneten Cafés „Va Liés“ und „Nica“ in Quedlinburg.

Davor ging es um Advent in den Höfen und besondere Harz-Weihnachtsmärkte.

Hier entdeckten wir den ersten Schnee im Harz.

Dann war da noch eine Radtour über den Klosterwanderweg.

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