In der Grube Büchenberg die Arbeit der Bergleute erleben

Harzletter, der Siebenundvierzigste.

Endlich unter Tage. Und zwar in der ehemaligen Erzgrube Büchenberg, die heute ein Schaubergwerk ist und zwischen Elbingerode und Wernigerode liegt.

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Das wurde auch Zeit, der Harz hat schließlich eine große Bergbau-Tradition.

In Büchenberg wurde mit Unterbrechungen seit dem Mittelalter bis 1970 Eisenerz gefördert. Noch zu DDR-Zeiten wurde die Umgestaltung zu einem Schaubergwerk beschlossen, am 7. Oktober 1989 – dem 40. Jahrestag der Republik und unmittelbar vor der Wende – wurde Büchenberg für Besucher geöffnet.

Dazu passt wunderbar der Vierzeiler, über den man im Harz an vielen Ecken stolpert:

Es grüne die Tanne
Es wachse das Erz
Gott schenke uns allen
Ein fröhliches Herz

Wenn man von der B 244 abbiegt und vom Parkplatz aus die letzten paar Hundert Meter zu Fuß durch den Wald zurückgelegt hat, sieht die Grube erst einmal enttäuschend unspektakulär aus. Zwei Holzhäuser, ein mobiler Bohrer, ein paar Bergbau-Maschinen am Wegesrand. Im Vergleich etwa zu den Förder-Anlagen im Ruhrgebiet ist das eher Abteilung Legoland. Zwei Rundbögen markieren den Eingang in die Unterwelt, für 10 Euro (Kinder 5 Euro) ist man dabei, viermal täglich wird eine Gruppe eine gute Stunde lang durch den Berg geführt.

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Nachdem Helme ausgegeben wurden, geht es los. Durchs Eingangstor und immer bergab. Der erste Stopp in etwa 50 Meter Tiefe – das ist eine Kleinigkeit für Bergleute, für uns Besucher fühlt sich das schon leicht unheimlich an. Es ist kühl da unten. Ganzjährig liegt die Temperatur im Berg bei acht Grad, wer im Hochsommer mit T-Shirt und kurzer Hose dabei ist, fängt schnell an zu bibbern.

Die Gänge, durch die wir geführt werden, sind gut ausgebaut; zunächst muss sich niemand bücken oder beengt fühlen – das war in früheren Zeiten sicher anders. Erst zum Ende hin werden die Gänge schmaler und niedriger, und dann wird auch schnell klar, dass die Helme sehr notwendig sind. Mit bloßem Kopf gegen das scharfkantige Gestein zu stoßen, wäre keine angenehme Erfahrung.

Außerdem ist es still, man hört nur die Stimme des Führenden und das Gemurmel unter den Besuchern. Das war zu den Betriebszeiten ganz anders; der Lärm muss infernalisch gewesen sein. Wir bekommen einen heftigen Eindruck, als eine Bohrmaschine kurz angestellt wird – unvorstellbar, das eine Schicht lang auszuhalten, und doch war es Alltag für die Bergleute.

Grube Büchenberg: harte körperliche Arbeit

Das Gestein wurde durch Sprengungen herausgebrochen, zerkleinert, in Loren ans Tageslicht geschafft. Das war härteste körperliche Arbeit, die nach und nach immer weiter maschinisiert und rationalisiert wurde. Trotzdem blieb es immer eine anstrengende und gefahrvolle Arbeit; ein kleines Indiz ist die Statuette der heiligen Barbara, der Schutzpatronin der Bergleute, die an der Wand in einem Rahmen angebracht war. Himmlischer Schutz und Zuspruch konnte nicht schaden, ob man nun daran glaubte oder nicht. Daneben sind Kameradschaft und Zusammenhalt der Bergleute untereinander legendär – unter Tage musste man sich unbedingt aufeinander verlassen können.

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Spannend auch für Bergbau-Laien ist eine Stelle, an der die verschiedenen Gesteinsschichten sehr dicht schräg übereinander liegen. Das wechselt farblich in unterschiedlichen Rot-, Schwarz- und Hellgrau-Tönen, und sieht aus, wie von einem leicht überdrehten Designer zusammengestellt – dabei ist es in Jahrmillionen entstanden und zufälligerweise an genau dieser Stelle in sehr dünnen Schichten.

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Die gesamte Grube Büchenberg umfasste rund 40 km Strecke auf sechs Sohlen. Es ging also richtig tief und weit runter. Das ist heute alles nicht mehr begehbar, wir Besucher bewegen uns sowieso nur auf der ersten Etage.

Nach einer guten Stunde geht es wieder nach oben. Kein ganz einfacher Weg, manche kommen ganz schön ins Schnaufen. Oben: Sonnenlicht, Wärme, erstmal ein Eis. So arbeiten? Niemals. Aber gut, das mal gesehen und eine kleinen Eindruck mitgenommen zu haben.

Grube Glasebach in Straßberg

Neben Büchenberg gibt es eine Menge weiterer Gruben und Museen. Rammelsberg in Goslar ist wohl das bekannteste Bergwerk, das Museum in Clausthal-Zellerfeld ist ebenfalls ein Begriff. Daneben gibt es einige kleinere; ich habe als nächstes die Grube Glasebach bei Straßberg im Blick. Auf einer Motorradrunde bin ich schon mal dran vorbeigefahren – es ist übrigens eine wunderbare Strecke von Straßberg über Alexisbad weiter durchs Selketal. Und in Straßberg selbst gab es einen empfehlenswerten Zwischenstopp in „La strega – Eiscafé & Pizzeria“. Direkt in der Kurve, Eis und Espresso top.

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Brocken-Bennos Wanderweg

Benno Schmidt, der als Brocken-Benno berühmt wurde, hat jetzt seinen eigenen Wanderweg erhalten. Er ist rund 700 Meter langer, zweigt von der Brockenstraße ab und hieß bisher „Kabelgraben“. Brocken-Benno ist mit über 9000 Brocken-Besteigungen einsamer Rekordhalter und war im vergangenen Jahr im Alter von 90 Jahren verstorben. Die jetzige Ehrung wurde initiiert vom Harzclub und vom Nationalpark Harz. Der Zusatztitel auf den Schildern des Benno-Schmidt-Wegs lautet passenderweise „Abkürzung zum Brocken“.

Der Newsletter der vergangenen Woche über das Kiku und das Genussspinner, zwei neue Restaurants in Quedlinburg, findet sich hier.

Um eine Motorrad-Runde nach Hüttenrode geht es hier.


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