Sempre, sempre! Giovanni Zarrella in Quedlinburg: Das ganz große italienische Gefühl

Harzletter, der Einhundertste.

Giovanni Zarrella war in der Stadt – und es wurde wirklich „una notte italiana“. Auf dem Quedlinburger Marktplatz, Open Air, mit einem Aperol Spritz (für acht Euro!) in der Hand in den lauwarmen Abend gleiten, musikalisch angefeuert von Giovanni Zarrella; das war wirklich ein Sommererlebnis der Extraklasse.

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Aber zunächst ein kleiner Hinweis in eigener Sache: Das hier ist die einhundertste Ausgabe des Harzletters, und da darf man schon ein bisschen stolz drauf hinweisen. Was vor knapp zwei Jahren als eher spinnerter Versuch begann, ist inzwischen zur schönen Regelmäßigkeit geworden. Und die Zugriffszahlen auf www.harzletter.de entwickeln sich langsam aber stetig in eine erfreuliche Richtung. Ich werde einfach weiterschreiben und -fotografieren, solange es Spaß macht und mir jede Woche was Interessantes über den Weg läuft.

Zurück zu Giovanni – schon zwei Tage vor dem Konzert merkte man: Da kommt was Großes. Vor dem Rathaus wurde eine Bühne errichtet, die andere Dimensionen hatte als das, was man sonst von Stadtfesten gewohnt ist. Man hätte glauben können, Taylor Swift kommt vorbei; vielleicht beim nächsten Mal, diesen Samstagabend hieß der Star Giovanni Zarrella, und der brachte jede Menge italienische Gefühle mit.

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Etwa der halbe Quedlinburger Marktplatz war eingezäunt worden, rund 1.500 Fans versammelten sich nach und nach vor der Bühne – der Eintritt war mit 65 Euro kein Schnäppchen – ein paar Zaungäste in den umliegenden Häusern gab es auch.

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Es ging entspannt zu, die Schlangen vor den Getränke- und Würstchenständen blieben überschaubar, selbst die Wettervorhersage stimmte: Nachdem es am Nachmittag noch heftig geregnet hatte, zogen die später angekündigten Wolken um Quedlinburg herum. Also perfekte Voraussetzungen für einen stimmungsvollen Abend.

Der spezielle Charme des Giovanni Zarrella

Und Giovanni Zarrella lieferte. Pünktlich um acht enterte er die Bühne, mit ihm kamen sieben Musiker – darunter drei Bläser – und zwei Background-Sängerinnen. Also volle Besetzung, das große Besteck. Alle einheitlich sommerlich in weiß und beige gekleidet, hier kam italienische Stilsicherheit durch. Ein paar Italo-Klassiker kurz angespielt, darunter das unvermeidliche „Sempre, sempre“, schon war die Stimmung da.

Die einsetzende Dämmerung passte genau, und Giovanni Zarrella kann nicht nur singen, sondern bringt auch den ganz speziellen Italiener-Charme mit: Freundliche Begrüßungsworte, ein paar nette, positiv erstaunte Bemerkungen zu Quedlinburg und zum Konzert-Ambiente, ein paar Fragen ins Publikum – wer die längste Anreise hatte und Ähnliches. Auch die nichtzahlenden Zuhörer in den umliegenden Fenstern wurden begrüßt. Das alles war natürlich Show-Routine, wirkte aber nicht einschleimend sondern ehrlich sympathisch.

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Und dann kam die Musik. Das Erfolgsrezept von Giovanni Zarrella ist eigentlich simpel: Da sind zunächst die italienischen Klassiker von „Ti amo“ über „Felicità“ bis „Volare“, die nachgesungen werden, und dann gibt es die Song-Klassiker aus allen Richtungen und Ländern, denen er eine italienische Übersetzung verpasst. Das reicht von Nenas „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“ (bei Zarrella: „Ci sarai, ci sarò, ci sarà“) bis zu Robbie Williams „Angel“ („Un Angelo“) und funktioniert immer, weil jeder sofort die Melodien erkennt. Nicht einmal vor Wolfgang Petrys „Wahnsinn“ schreckt er zurück, und dessen Schlachtruf „Hölle, Hölle, Hölle!“ wird bei Zarrella zu „Bella, bella, bella!“ und funktioniert auf Anhieb.

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Gleich zu Beginn spielte Giovanni Zarrella auch seinen aktuellen eigenen Song „Fantastico“; der wurde freundlich beklatscht, aber die eigentlichen Stimmungsaufheller folgten danach: Ein erstes Highlight war „Tornerò“ von I Santo California (wem der Name nichts sagt, einfach bei Youtube googlen, es reicht beim Anspielen genau ein Ton, dann kennt das jeder und kann mitsummen). Weiter: „Caruso“ von Lucio Dalla, „L’Italiano“ von Toto Contugno. Zarrella hat sie alle drauf und das Quedlinburger Publikum zog dankbar mit.

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Herzerwärmende Familiengeschichten aus der Familien-Pizzeria in Hechingen (im tiefsten Baden-Württemberg, wo er aufwuchs) gab es auch: Zum Beispiel die von Papa Bruno, der auch schon Musik machte und Mama Clementina spät am Abend in der Pizzeria regelmäßig mit „Piccola e fragile“ erfreute. Denn Giovanni Zarrella ist zwar Italiener, wuchs aber zweisprachig im tiefsten Schwaben auf und insofern ein besonders geglücktes Integrations-Beispiel.

Auf der Quedlinburger Bühne folgten ein Latino-Medley und anschließend ein Michael-Jackson-Zusammenschnitt. „Thriller“ war auch in der Zarrella-Fassung immer noch ein Hammer-Stück, das man erst einmal live auf die Bühne bringen muss.

Profis an den Instrumenten und in der Technik

Die Band schaffte das locker; da waren lauter Profis an den Instrumenten, da wackelte nichts, und wenn Giovanni Zarrella spontan auf Zuschauer-Gesänge einging – später am Abend wurde aus lauter Begeisterung der Basslauf von „Seven nation army“ von „The white Stripes“ angestimmt – war die Band sofort da, nahm das Thema auf und improvisierte problemlos mit. Das gleiche gilt für die beiden Sängerinnen, die natürlich auch ihre Solo-Momente bekamen.

Passend dazu die Technik: So einen Marktplatz störungsfrei zu beschallen, ist keine ganz leichte Aufgabe. Die Lautstärke war perfekt geregelt, da war nichts über- oder untersteuert, nichts schepperte oder verzerrte. Profis eben.

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Nach eineinhalb Stunden bog das Konzert langsam in die Schlussrunde ein, mit viel Power drehte Giovanni Zarrella das Italo-Gefühl noch einmal hoch. Natürlich kam noch eine ausführliche Zugabe, die schließlich zum zweiten Mal „Sempre, sempre“ und als großes Finale „Un angelo“ brachte. Da wurden die Handy-Lichter hochgereckt, und dankbar der letzte Aperol Spritz ausgetrunken.

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Pünktlich um zehn war Schluss. Stimmungsvoller Abend, große Gefühle, so etwas könnte gern regelmäßig stattfinden.

Vergangene Woche besuchte ich das Stolberger Schloss.

Hier war ich in Goslar bei der Eröffnung der Dieter-Nuhr-Ausstellung.

Davor in Wernigerode an der Hofbude von Robin Pietsch und zum Eis-Test.

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