Harzletter, der Dreizehnte.
Eisbaden in Hasselfelde – dass mir sowas mal passiert, hätte ich mir auch nicht träumen lassen. Vor zwei Wochen hatte ich über die „Hasselfelder Eisperlen“ geschrieben. Nachdem ich sie in der örtlichen Lokalpresse entdeckt hatte. Dabei blieb es nicht: Ich schickte eine Mail an die Kontaktadresse des Skivereins Haselfelde e.V. (zu dem die Perlen gehören), und einen Tag später war eine sehr nette Antwort da.
Tollkühn hatte ich Interesse am Mitmachen signalisiert, und eine Woche später musste ich Farbe bekennen: Treffpunkt Sonntag 10:30 Uhr am Waldseebad etwas außerhalb von Hasselfelde. Natürlich war ich pünktlich, aber trotzdem der letzte. Sechs Damen waren vor Ort und hatten den Badegang bereits hinter sich. Aber aus Mitleid (?) oder Hilfsbereitschaft erboten sich zwei, mich ins Eisloch zu begleiten (niemals allein ins Wasser!). Eisloch ist genau der richtige Begriff: Am Tag vorher hatten die Männer des Ortes ein Loch in das zugefrorene Waldbad gehackt, so dass eine Plantschbeckengroße Wasserstelle zugänglich war.
Jetzt musste es schnell gehen, keine Zeit zum Überlegen. Die Umkleide war ein offener Bretterverschlag, die Außentemperatur lag bei minus sechs, die Wassertemperatur bei zwei Grad.
Irgendwie runtergeschliddert, und dann irgendwie einfach rein.
Während meine zwei Begleiterinnen relativ cool blieben und sogar lächelten, haute es mir die Luft und was sonst noch alles weg. Das Eiswasser ist ein Ganzkörper-S-C-H-O-C-K, einen Bungee-Sprung stelle ich mir ähnlich vor. Kurzes Hinhocken – der Kopf bleibt über Wasser – Schnappatmung, dann ging es auch schon wieder raus. Vor lauter Panikreaktion des Körpers spürt man die Kälte komischerweise gar nicht wirklich, das kam erst danach beim Wieder-Umkleiden.
Und dann: heißer Tee, neugierige Blicke, viele Fragen, Gelächter, Schwätzen. Die Stimmung euphorisch. Von so-la-la auf Hundert in einer Sekunde. Und das Ganze einfach so, kein großes Gerede, keine Gebrauchsanleitung, keine Kosten.
Die Damen machen das seit etwa fünf Jahren, ich werde auf jeden Fall dabei bleiben – und versuchen, mich allmählich dran zu gewöhnen. Nur die Umkleide wird nie mein Freund, das weiß ich jetzt schon.
…
Und sonst: Der Winter ist voll eingeschlagen im Harz. Bis zu 50 cm Schnee, vorzeitig und etwas hektisch werden möglichst viele Pisten geöffnet. Eine gute Übersicht gibt es hier. Es ist knackig kalt und oft sonnig – sieht alles nach einem Traum-Winter aus. Wenn bloß diese Heiz-Krise nicht wäre.