Harzletter, der Dreiundzwanzigste.
Schockmeldung zum Wochenende: Die beliebte Tour auf den Brocken mit der Brockenbahn wird teurer. Ab dem 1. März kostet die einfache Fahrt ab Wernigerode 35 Euro, für Hin- und Rückfahrten sind 53 Euro fällig. Das sind ein beziehungsweise zwei Euro mehr als bisher. Wer erst nachmittags fährt, zahlt 46 Euro, bisher waren es 44.
Die Begründung: steigende Preise, vor allem für Kohle muss seit einem Jahr deutlich mehr gezahlt werden. Und da die Strecke rauf auf den Brocken mit Abstand die meistgenutzte ist und hier die Harzer Schmalspurbahnen (HSB) das Geld verdienen, werden darüber die Kosten halbwegs wieder reingeholt. Mein Tipp: Lieber günstiger durchs Selketal dampfen – ist eh schöner, als der Weg durch die weitgehend baumlose Berglandschaft.
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Und wo bleibt das Positive: Kommt ja schon.
Vor vier Wochen habe ich über das Ranking der beliebtesten Harz-Unterkünfte geschrieben (siehe hier). Klarer Sieger war das Schlosshotel Stecklenberg. Und wie ich neulich so Richtung Thale unterwegs war und eher zufällig eben durch Stecklenberg komme, denke ich, och, biegste mal ab.
Rein in die Hoteleinfahrt, vorgefahren und einfach mal gucken. Es war früher Nachmittag und es war still und leer. Die Eingangstür war offen, ich konnte reingehen, schauen, niemand da. Wieder raus, kam mir ein Mann mit einem prallvollen Müllsack entgegen. Ich fragte ihn, ob er hier arbeite und warum hier niemand sei. Er antwortete, er sei der Eigentümer und ich könne mich ruhig umsehen und außerdem gebe es in der Eingangshalle einen Kaffeeautomaten, an dem ich mich für einen Euro bedienen könne. Sensationell.
Das Schlosshotel (Werbespruch: „Schlafen wie die Grafen“) ist eine geschmacks- und stilsicher renovierte Villa aus dem 19. Jahrhundert. Kein klassisches Hotel mit großer Eingangshalle sondern mehr entspanntes Wohnen bei guten Bekannten. Das Ganze kein bisschen modern – bis auf die Kaffeemaschine – sondern eher im Antiquitäten-Bereich angesiedelt. Bemerkenswert sind die grünen Stoff-Tapeten (sagt man Tapeten, wenn es eine Stoffbespannung ist?). Alles zugleich sehr gemütlich, kein unnahbares Museum. Zimmer habe ich nicht von innen gesehen, aber übernachten würde ich unbesehen sofort.
Und wie ich in einem schweren Ledersessel rumsitze und meinen Ein-Euro-Kaffee trinke, lese ich in der Hotelmappe einen großartigen Text von besagten Eigentümer Michael Pinnow. Überschrift: „Wie kommt man bloß auf die Idee?“ Darin erzählt er, wie er als handwerklich begabter DDR-Bürger ohne Eigenkapital zuerst ein Mehrfamilienhaus erwirbt und renoviert und dann das leerstehende Stecklenburger Schloss entdeckt. Eine Bank spielte mit, und dann begann die fünfjährige Phase der Sanierung durch Eigenleistung. Heute sieht alles perfekt aus, die Gäste kommen und sind voll des Lobes, alles läuft gut. Eine richtig schöne Aufbau-Ost-Geschichte, von einem Ossi selbst umgesetzt und aufgeschrieben.
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Dann noch eine kleine Quedlinburger Nettigkeit am Rande. Wenn man am Rathaus vor dem Roland steht, ist zu dessen Füssen eine Bronzeplatte mit ein bisschen Erklärtext und einem QR-Code auf dem Boden. Und ganz klein am Rand diese niedlich Figur, von der ich immer noch nicht weiß, was sie genau darstellen soll.
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Den Newsletter der vergangene Woche über das Bahnbetriebswerk der HSB in Wernigerode gibt’s hier.
Die Informationen über die beliebtesten Unterkünfte im Harz finden sich hier.