Harzletter, der Siebte.
Auf dem Marktplatz in Quedlinburg steht vor dem „Hotel zum Bär“ ein bemerkenswertes Denkmal: Vier Musiker, die aussehen wie Straßenmusiker, lebensecht, spielfreudig. Die Münzenberger Musikanten. Mir gefällt am besten der Saxophonist – allein schon, weil ich selbst ab und an auf dem Tenor rumdilletiere. Beliebt ist das Denkmal auch als Sitzgelegenheit, die Stufen haben genau die richtige Höhe zum kurzen Ausruhen
Wie kommen die vier dahin?
Münzenberg ist ein Quedlinburger Ortsteil, der auf einem eigenen Hügel direkt gegenüber dem Schlossberg liegt. Wikipedia klärt über dessen Geschichte auf: Etwa ab 1580 wurde der Münzenberg von Handwerkern, fahrenden Leuten und Musikern besiedelt. Elisabeth II. von Reinstein, Äbtissin des freiweltlichen Frauenstifts, erlaubte Armen die Besiedlung des Münzenberges. Weil es sich meist um Leute handelte, die nicht den gängigen bürgerlichen Gewerken angehörten, waren die Quedlinburger nicht sehr erbaut über die neue Nachbarschaft und lange Zeit war „Münzenberger“ in Quedlinburg fast ein Schimpfwort. Angeblich sollen die Münzenberger frisch gebackenen Väter ihre Neugeborenen zum Fenster hinausgehalten und gesagt haben: „Alles was de siehst is denne, derfst dich nur net fade lasse!“ (Alles was du siehst ist deins, darfst dich nur nicht erwischen lassen!)
Viele der Münzenberger verdienten ihr Geld mit Musizieren zu den unterschiedlichsten Anlässen. Diese Tradition endete erst in den frühen Fünfziger Jahren.
1976 wurde das jetzige Denkmal, geschaffen von Professor Wolfgang Dreysse, aufgestellt. Die Figurengruppe, die aus Bronze gefertigt ist, befindet sich auf einen kleeblattförmigen Granit-Sockel. Im Zuge der Marktplatzneugestaltung wurde das Denkmal in einen Brunnen umgewandelt, sodass sich jetzt in der Mitte der Figurengruppe ein Wasserlauf befindet, an dem sich extra gefertigte Münzen und Medaillen sammeln.
Nähere Informationen dazu gibt es auf der Webseite von Professor Dreysse.
Insider wissen, dass es weitere Darstellungen der Münzenberger Musiker gibt: Ein paar Schritte weiter, am Geländer der Steinbrücke, sind zwei Trompeter und ein Tubaspieler abgebildet. Wer dort nach oben schaut, entdeckt einen vierten, der über einer Laterne den Hut zum Geldsammeln hochhält.