Harzletter, der Zweiundzwanzigste.
Unterwegs nach Wernigerode, zum Bahnbetriebswerk der Harzer Schmalspurbahnen (HSB).
Das klingt zunächst wenig sexy, ist aber für Freunde der Dampflok eine euphorisierende Mischung aus Erlebnispark, Museum, Werkstatt und ganz großen Gefühlen.
Eigentlich ist es banal: Da steht am Bahnhof Wernigerode-Westerntor seit 1926 eine Halle, in der die Loks, Personenwagen, Güterwagen und was sonst so im Harz auf Schienen fährt, gewartet und repariert werden. Ein Technik-Museum, in dem noch richtig und schwer gearbeitet wird. 70 Meter lang, 26 Meter breit, 11 Meter hoch. Darin: Aufgebockte Lokomotiven, ein paar Personenwagen, herumliegende Achsen, jede Menge Ersatzteile.
Alles richtig schweres Gerät. Da ist nichts digital, da gibt es keine kleinen Elektromotoren, keine Schaltkreise, kein Schnickschnack – da ist alles massiv und wuchtig und sehr analog.
Führungen gibt es Mittwochs und Freitags, man muss sich anmelden (die Gruppe ist maximal 25 Personen groß) und zehn Euro Eintritt im voraus zahlen. Es lohnt sich! Nicht nur für Dampflok- und Eisenbahn-Aficionados. So eine Lok im halb zerlegten Zustand ist schlicht ein Ereignis. Und strahlt ganz unmittelbar Kraft und Energie im Überfluss aus.
Leider sind die Führungen außerhalb der Arbeitszeiten, es ist ruhig in der Halle, als wir durchgehen. Ich hätte gern erlebt, wie laut es ist, wenn es hier brummt. Schätzungsweise sehr sehr laut.
Es gibt noch eine zweite, ganz neue moderne Wartungshalle, gleich nebenan. Im vergangenen Sommer wurde sie eingeweiht, aber bisher ist dort noch nicht viel passiert. Es soll schön werden: Von gläserner Reparaturwerkstatt und einer Empore, von der aus man (gegen Eintritt) den Arbeiten zuschauen kann, ist die Rede. Ich bin gespannt. Aber vorläufig bleibt der old stuff das Maß der Dinge.
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Nach diesem wirklich eindrucksvollen Erlebnis schnell noch in die Wernigeröder Innenstadt zu Kaffee und Kuchen. Dabei komme ich am Markt an diesem Schild vorbei: „Hier weilte Johann Wolfgang v. Goethe vom 2. zum 4. Dez. 1777“. Der Dichterfürst und sein Zwischenstop in Werningerode auf dem Weg auf den Brocken, den er am 10. Dezember 1777 von Torfhaus aus bestieg.
Diese Gedächtnis-Schilder findet man an vielen Stellen im Harz – Goethe war hier sehr ausgiebig unterwegs. Und jede nachgewiesene Übernachtung wird natürlich akribisch festgehalten.
Aber das ist eine andere Geschichte; ich komme da sicher nochmal drauf zurück.
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Ein Besuch auf der sehr romantischen Roseburg findet sich hier.
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Erwin Klein,