Eine Camping-Nacht am Brocken, die Kartoffel-Kate – und Studieren in Wernigerode

Harzletter, der Sechsundfünfzigste.

Wie ich auf die Idee kam, weiß ich nicht mehr genau. Auf jeden Fall finde ich Camping und im Zelt übernachten schon immer eine coole Sache. Und da ein paar überraschend warme Tage angekündigt waren, dachte ich: Warum eigentlich nicht?

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Mein kleines Zelt, Schlafsack, Isomatte und dies und das sind schnell zusammengepackt und in den Motorrad-Seitentaschen verstaut. Und dann am Spätnachmittag los Richtung Brocken. Mein Ziel: „Camping am Brocken“ in Elbingerode. Nur wegen des Namens. „Camping am Brocken“, das klingt einfach schwer nach Harz. Und für eine Nacht – so lange ist zumindest kein Regen angesagt – würde das schon passen.

In Elbingerode ein bisschen suchen, dann ankommen, dann rein in die Anmeldung. Zwei junge Frauen, mit irgendwas beschäftigt. Kurzer Blick auf mich: „Motorradfahrer, kleines Zelt, für eine Nacht, richtig?“ Die kennen ihre Kundschaft. Zehn Minuten später sind meine Daten notiert, ein paar Regeln und Anleitungen erklärt (ganz wichtig: so funktioniert die Dusche), ich zahle 20 Euro und kann mich zur Zeltwiese trollen.

Das Herzstück jedes Campingplatzes

„Camping am Brocken“ ist ein eher kleiner Platz, rundherum und auch mittendrin Bäume, angenehmer Ankunftsbereich, alles sieht ordentlich und vor allem sauber aus. Kein Brocken zu sehen, aber ich weiß ja, er liegt ein paar Kilometer weiter Richtung Westen. Kurzer Blick in den Duschraum: alles ok. Dusch- und Waschräume sind das Herzstück jedes Campingplatzes; wenn es hier stimmt, ist der Rest meist auch ordentlich – und umgekehrt.

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Dann ab auf die Wiese, Zelt aufbauen bevor es dunkel wird. Das geht flott; mein kleines Zwei-Personen-Zelt besitze ich seit Ewigkeiten und kenne entsprechend jeden Handgriff. Klappt (fast) immer, noch nie war irgendwas kaputt oder verbogen, genau so soll es sein.

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Am anderen Ende der Wiese ein weiteres Zelt, ansonsten viel Platz (siehe Foto ganz oben). Im Oktober sind fast nur noch die Wohnmobil-Fahrer unterwegs, zumindest im Harz leeren sich die Plätze, die Zelt-Saison ist vorbei.

Aber trotzdem gibt es auf jedem gescheiten Campingplatz zumindest ein Party-Zelt; ich hätte besser aufpassen sollen, als bei meinem Aufbau rund zehn Jungs im Alter von Anfang Zwanzig bepackt mit Getränken und lauten „Moin!“ an mir vorbei latschen. Deren Schlafplätze liegen ganz am Rand, möglichst weit weg von allen anderen, aber leider nur circa 50 Meter von meiner kleinen Behausung. Und als es dann ab sieben Uhr dunkel ist, lautstark die Flaschen geöffnet werden und die Musik einsetzt, ist es zu spät und zu kompliziert für einen Umzug.

So what. Zum Glück habe ich an Ohrstöpsel gedacht und generell einen festen Schlaf.

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Allerbeste Harz-Kulinarik in der Kartoffel-Kate

Aber erst noch zu Fuß vom Camping-Gelände nach Elbingerode-City um etwas zu Essen finden. Ich werde nicht enttäuscht: In der „Kartoffel-Kate“ ist trotz reichlichem Andrang noch ein Plätzchen frei. Und was soll ich sagen: Allerbeste Harz-Kulinarik. Der Restaurant-Name ist Programm; alle Arten von Kartoffeln sind im Angebot: Pommes, Kroketten, Rösti, Bratkartoffeln und so weiter – aber eher als Beilage zum obligatorischen Schnitzel. Das wird ebenfalls in allen denkbaren Varianten zu fairen Preisen offeriert. Ich bleibe beim Tagesangebot: dem Kürbis-Limette-Schnitzel (es ist Herbst!), dazu Bratkartoffeln für zusammen 19,80 Euro. Voller Teller, sogar eine einsame Deko-Tomate ist dabei, Schnitzel und Kartoffeln schwer in Ordnung, etwas weniger Soße hätte auch gereicht, sehr anständiges Preis-Leistungs-Verhältnis. Plus eine aufmerksame und schnelle Bedienung. Was braucht man mehr?

Kleiner Camping-Rundgang am nächsten Morgen

Die Nacht im Zelt ist dann doch etwas unruhig – weniger wegen der Party-Jungs, die bis auf ein paar späte Rumgröler überraschend schnell müde werden, sondern wegen der doch ziemlich harten Isomatte. Man wird nicht jünger. Dafür rauschen die Bäume um mich rum, der Himmel ist klar, beim nächtlichen Zwischendurch-Blick nach oben: Sterne über Sterne. Wunderbar.

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Am nächsten Morgen: Früh duschen – mit Geldeinwurf für warmes Wasser – Zusammenpacken und noch ein kleiner Rundgang. Üppige Camp-Mobile (die Dinger werden gefühlt immer größer), ein Trabbi mit Brocken-Hexe, ein liebevoll angelegtes Insel-Arrangement mit Rehkitz, und einen Goetheweg gibt es auch. Jetzt noch einen Kaffee und dann ganz entspannt auf den Rückweg machen, der aufgehenden Sonne entgegen.

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Nächstes Jahr komme ich wieder.

Nette Überraschung auf „Spiegel online“: In der Reihe „Unistädte entdecken“ wurde Wernigerode vorgestellt unter dem etwas lahmen Titel „Warum es sich in Wernigerode gut studiern lässt“. Kyra Papendick, die dort seit ein paar Jahren wohnt und „Tourism and Destination Management“ in Wernigerode und Halberstadt studiert, erzählt ziemlich begeistert von der bunten Stadt im Harz. Völlig zu Recht natürlich.

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Ein paar Kuriositäten werden etwas aufgebauscht, weil es sich halt gut liest: „Vor ein paar Jahren hat es in Wernigerode einmal so heftig geschneit, dass wir durch die Innenstadt mit Langlaufskiern fahren konnten.“ – das dürfte in Zukunft eher selten vorkommen. Und die Zahl der Studierenden, die mit der Dampflok zum Campus kommt – auch wenn es eine eigene Haltestelle gibt – dürfte sich auch in Grenzen halten. Aber insgesamt ein wirklich freundlicher Text, garniert mit stimmungsvollen Fotos. Da möchte man doch fast wieder Student sein (aber wohl nicht für Tourism und Destination und so).

Der Newsletter der vergangenen Woche über die Weinlese in Westerhausen findet sich hier.

Über eine mittelalterliche Gerichtsverhandlung im Kloster Wendhusen gibt es hier zu lesen.

Und um die Sandsteinhöhlen im Heers geht es hier.

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