Harzletter, der Einhundertzweiundsechzigste.
Es ist erstaunlich: Der Bedarf an Kaffee und Kuchen ist scheinbar unbegrenzt. In Quedlinburg, wo dank der vielen Touristen sowieso gefühlt an jeder Ecke ein Café einlädt, kommen und kamen gleich vier neue dazu. Zwei haben seit ein paar Wochen geöffnet, zwei sind noch in der Umbauphase. Natürlich habe ich mal reingeschaut.

Gastronomen müssen optimistische Menschen sein. Wer sich in einer Stadt wie Quedlinburg ins Café-Geschäft traut, hat entweder eine ganz neue Idee oder glaubt, dass vom großen Tagestouristen-Kuchen auch für ihn ein Stück abfallen wird. Und das in Zeiten, in denen heftig der Gastro-Personalmangel beklagt wird.
Testlauf Nummer eins: Das „Cà phê Vo“ in der Breite Straße 43, in unmittelbarer Marktplatz-Nähe. Die Entfernung vom Marktplatz ist sowas wie die Quedlinburger Benchmark; am Markt spielt sich das Besucher-Geschehen ab, und je weiter davon entfernt, desto dünner wird der Andrang.




Das Vo ist eine deutsch-vietnamesische Kombination. Es gibt richtig guten deutschen Kuchen und die üblichen Kaffee-Angebote aus der italienischen Siebträger-Maschine, aber auch viel Vietnamesisches: Sommer-Rollen, Bowls, und vor allem vietnamesischen Kaffee. Der ist wirklich eine Besonderheit – süß, mit Kondensmilch, und mit einem speziellen Filter direkt in die Tasse aufbereitet. Muss man probieren, ich kenne und mag ihn und sehe ihn als eine echte Bereicherung Quedlinburger Kaffee-Angebot.
Die Preise im Café sind gestiegen
Außerdem: der Laden hat eine sehr überschaubare Größe, ist geschmackvoll mit viel hellem Holz eingerichtet und hat eine angenehme, positive Atmosphäre. Die Preise liegen im Mittelfeld – Kaffee und Kuchen sind in den letzten Jahren allgemein um einiges teurer geworden.
Unterm Strich: Da gehe ich gern mal für eine Pause hin und blättere bei einem speziellen Kaffee in den ausliegenden vietnamesischen Koch- und Reisebüchern.

Testlauf Nummer zwei: das „Café HarzAlchemie“ am Kornmarkt 4. Schon der Name signalisiert Übersinnliches, und wer sich von Hexen, Astrologie, Tarot, und überhaupt Esoterik angesprochen fühlt, findet hier reichlich Inspirationen. Schon beim Reinkommen schlägt einem dezenter Räucherstäbchen-Duft entgegen – muss man mögen.




Aber daneben ist das Café HarzAlchemie ein ganz normales Café mit einem guten und gar nicht esoterischem Angebot. Am Birne-Schoko-Kuchen, den ich probierte, gibt es jedenfalls nichts auszusetzen. Auch Herzhaftes wird angeboten – zur Zeit etwa Kürbissuppe oder Quiches. Das Einzigartige ist die magisch angehauchte Atmosphäre und das Stöbern in den Regalen. Da finden sich neben Räucherstäbchen etwa Tarot-Karten und, ganz aktuell, einiges über die bevorstehenden Raunächte. Und auf der Wandtafel steht das Tageshoroskop: „Sonne in Waage, Mond in Krebs“ und so weiter. Warum nicht? So ein bisschen Hexenwesen und Außersinnliches passt gut zum Harz, das hat schon Goethe gewusst und für seine Werke genutzt.
Diese beiden Läden haben im Juni beziehungsweise Juli aufgemacht. Und jetzt kommen offensichtlich noch zwei weitere dazu.

Da ist zum einen das „Café Va Liés“ in der Steinbrücke 9. Von dem man bisher eine schlichte aber grafisch schön gemachte Ankündigung: „Hier entsteht ein neuer Treffpunkt der Stadt“. Etwas mehr wird schon auf Instagram enthüllt. Da geht es sehr französisch und sehr ästhetisch zu. Ich bin gespannt.
Französisches Flair im Café Va Liés
Die Location ist schon ein paar Meter vom eigentlichen Zentrum entfernt – da bräuchte es schon ein ziemlich gutes Konzept, damit sich genügend Gäste einfinden. Und natürlich ein entsprechendes Angebot. Der Name ergibt auf Anhieb übrigens keinen wirklichen Sinn; klingt halt irgendwie französisch; vielleicht steckt ja eine kleine interne Geschichte dahinter.

Als letztes noch eine ganz frische Ankündigung: An der Ecke Bockstraße / Breite Straße soll demnächst das „Nica“, ein weiteres deutsch-vietnamesisches Café aufmachen. Das hat mit dem „Cà phê Vo“, das gleich daneben liegt, nichts zu tun. Jetzt sieht man dort noch den Schriftzug des Tattoo-Studios, das dort bisher betrieben wurde. Scheinbar ist Vietnam ein größeres Ding; es gibt ja inzwischen genügend entsprechende Restaurants. Jetzt ist halt das Café-Business dran. Ich bin neugierig und werde beobachten, wie sich das entwickelt. Und ob der Kuchen wirklich groß genug für alle ist.
Vorerst bleibe ich meinem Favoriten, der „Tortenlust“ treu. Das liegt schön abseits vom Tagestourismus-Trubel, der Kaffee dort ist (nach meiner Wahrnehmung) der beste der Stadt, die gläserne Backstube ist immer ein Hingucker und die Törtchen und Zimtschnecken und das ganze übrige Selbstgebackene von Selina Neubert sind fast zu gut. Aber bitte nicht weitersagen, sonst gehen da am Ende noch alle hin.
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Vergangene Woche habe ich mir die Premiere von Kleists „Der zerbrochne Krug“ im Harztheater angesehen.
Hier war ich beim Oberliga-Derby Germania Halberstadt – Einheit Wernigerode.
Davor habe ich mich auf eine Stempel-Wanderung von Ilsenburg nach Schierke gemacht.
Dann war ich auch beim Amateurfußball, genauer: bei der A-Jugend der Spielgemeinschaft Gernrode/Quedlinburg/Bad Suderode
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