Harzletter, der Neunundvierzigste.
Auf Burg Falkenstein trafen sich die Minnesänger (und -sängerinnen) – und ich war dabei.
Falkenstein ist eine Burg, die genauso aussieht, wie eine Ritterburg zu sein hat: Hoch und einsam auf einem Berg, mit wuchtigem Turm, hohen Mauern, ein bisschen Fachwerk und, vor allem, komplett erhalten (beziehungsweise restauriert). Natürlich Filmkulisse, Sehnsuchtsort aller Mittelalter-Begeisterten, Eins-A-Ausflugsziel. (Foto oben: Wolkenkratzer, Wikimedia commons).
Leider – oder zum Glück – kann man nicht mit dem Auto vorfahren. In Pansfelde, knapp zwei Kilometer von der Burg entfernt, ist Schluss. Ab da geht nur laufen oder den örtlichen Fahrtdienst nutzen. Am schönsten ist allerdings der Weg direkt aus dem Selketal. Vom Parkplatz der Ferienanlage Thalmühle geht es gut einen Kilometer durch den Wald ziemlich steil nach oben. Das ist nichts für Konditionsschwache.
Zur Geschichte von Falkenstein aus Wikipedia:
Die Anlage wurde zwischen 1120 und 1180 erbaut und seitdem vielfach verändert, hat jedoch den Charakter einer mittelalterlichen Burganlage bewahrt. Aufgrund der günstigen Lage konnte sie niemals erobert werden.
Ihre Entstehung verdankt Burg Falkenstein der Sage nach einem Mordfall: Im Streit hatte Egeno II. von Konradsburg um die Zeit 1080 den Grafen Adalbert II. von Ballenstedt erschlagen, woraufhin der Stammsitz des Mörders in ein Kloster umgewandelt werden sollte. Der Sohn Egenos, Burchard von Konradsburg, ließ daraufhin die neue Burg Falkenstein errichten.
Danach kommen die übliche Irrungen und Wirrungen; heute gehört die Burg zur Kulturstiftung Sachsen-Anhalt.
Und jetzt also die Minnesänger. Ich wusste gar nicht, dass es so etwas heute noch gibt, Walther von der Vogelweide ist ja schon ein paar Jahre her. Aber nach dem, was ich am 19. August Abends auf Falkenstein erlebt habe, kann ich nur sagen: Die Minne lebt, oder besser: der mittelhochdeutsche Vortrag. Zwei Frauen und zwei Männer traten an beim 16. Falkensteiner Minneturnier und alles war stilecht; Musik, Kleidung, Burg-Atmosphäre.
Es wurden sehr alte Geschichten vorgetragen: Die Nibelungen-Sage, Parzival, Tristan & Isolde, der Sängerkrieg auf der Wartburg. Natürlich auf Mittelhochdeutsch, und – damit man einigermaßen wusste, worum es ging – auch in verständlichem Deutsch. Dazu kamen Laute, Drehleier und ein paar Instrumente, die mir unbekannt waren; es klang jedenfalls sehr authentisch. Man saß im Burghof, es wurde langsam dunkel, zum Glück kein Regen, und man konnte sich wohlig die Jahrhunderte zurückplumpsen lassen.
Da Minnesänger früher offensichtlich kein Zeitlimit hatten (oder die Leute nahmen sich einfach mehr Zeit, wer weiß), zog sich das Ganze ganz schön hin. Um halb acht ging es los, gegen elf bog man so langsam in die Schlussrunde ein. Am Ende gewann Christine Zienc-Tomczak, die nicht nur als Mittelalter-Sängerin unterwegs ist, sondern auch Rock, Pop und Jazz vorträgt. Auf Falkenstein trat sie als rachedurstige Kriemhild aus den Nibelungen auf, und fand damit am meisten Anklang.
Schön auch in einer Konzert-Pause der weite Blick über die Harz-Landschaft. Ein leuchtendes Abendrot gab’s inklusive, und die Bratwurst plus Weißbier in der Burggaststätte „Krummes Tor“ waren auch ok.
Und dann durfte ich über das Erlebte auch noch schreiben. Für die Mitteldeutschen Zeitung. Siehe hier:
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Ein Wolfsmensch im Heers, einem Waldgebiet bei Blankenburg!
Die Bild-Zeitung berichtet groß und präsentiert ein Foto eines Mannes, der offensichtlich spärlich bekleidet und schmutzig und mit einem langen Stock auf dem Boden hockt und irgendwas einritzt. Wanderer hätten den Mann getroffen und dieses Foto gemacht. Gerüchte über einen heimlichen Bewohner in den dortigen Sandhöhlen gibt es schon länger. Jetzt steigt also der Boulevard ein. Ich vermute, da wird in den nächsten Tagen und Wochen einiges los sein. Und wie ich die Dorfjugend einschätze, werden einige die Gelegenheit nutzen und ein paar Fotovorlagen für neugierige Wanderstempel-Sammler und Wolfsmensch-Forscher liefern.
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