Der Harzturm im dichten Nebel – und eine Ausstellung zu Pascha Weitsch in Braunschweig

Harzletter, der Vierundsechzigste.

Noch einmal der Harzturm (aber danach geht er für mich in den Winterschlaf und ich registriere ihn erst wieder, wenn der Frühling beginnt – versprochen!).

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Bisher kannte ich ihn ja nur aus zweiter Hand: Was halt so in den Zeitungen und im Internet steht.

Vergangenen Dienstag (5. Dezember) kam ich durch Torfhaus und am Harzturm vorbei – wenn ich schon mal da bin, halte ich auch an. Dichter Nebel, Schneematsch, Wind, alles in allem ziemlich unfreundliche Bedingungen, aber dafür kann der Harzturm ja nichts.

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Zu sehen war nicht viel, der Eingang war geschlossen (es war gegen 15 Uhr), schade, ich hätte mir gern den Harzturm-Shop angesehen. Im Internet geht das leider nicht, da ist nur vage von der „praktischen Wandertasse bis hin zum stylischen T-Shirt“ die Rede. Wandertasse brauche ich nicht und stylische T-Shirts auch eher weniger, aber ein Miniatur-Harzturm, vielleicht sogar mit blinkender Rutsche, wäre eventuell attraktiv.

Und die Baustellen-Besichtigung für acht Euro fiel leider auch aus. Das machte aber nichts, denn ebenerdig konnte ich genug Harzturm-Baustelle besichtigen: ein umgekippter Bauzaun, flatternde Absperrbänder, herumliegendes Irgendwas. Das sieht noch nach reichlich Arbeit aus – aber an diesem Dienstag Nachmittag nicht mehr, jedenfalls war niemand zu sehen. Schlechtwetter; kommt vor im Oberharz.

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Tröstlich war ein schneller Blick in den neuen Wienerwald. Der machte einen richtig guten, modernen Eindruck. Und auf der Karte fand sich das von früher gewohnte halbe Hendl auch wieder – natürlich zu saftigeren Preisen als in der Vergangenheit. Den werde ich auf jeden Fall mal ausgiebig besuchen.

Vom Harzturm ins Museum

Wir schalten um zur Kultur.

Ab ins Museum, genauer gesagt ins Herzog-Anton-Ulrich-Museum (HAUM) in Braunschweig. Das liegt zwar überhaupt nicht im Harz, aber dort wurde in der vergangenen Woche eine Ausstellung zu Pascha Weitsch eröffnet – und der hat eine Menge mit dem Harz zu tun.

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Pascha – wer?

Gute Frage; Kennern der regionalen Kunstgeschichte mag der Maler Pascha Johann Friedrich Weitsch ein Begriff sein, wir Normal-Gebildeten müssen da erstmal googeln.

Also, sehr knapp zusammengefasst: Geboren 1723 in Hessen am Kleinen Fallstein – direkt an der ehemaligen Ost-West-Grenze. Im Dienst bei der Braunschweigischen Armee wurde sein Talent als Zeichner erkannt und gefördert; ohne jede künstlerische Ausbildung entwickelte er sich autodidaktisch weiter und wurde in der Folge aus dem Militärdienst entlassen und in der herzoglichen Porzellan-Manufaktur in Fürstenberg als Porzellanmaler angestellt. Später leitete er eine Zeichenschule in Braunschweig und wurde Verwalter der Gemäldegalerie von Herzog Carl Wilhelm Ferdinand. Aber das wesentliche sind seine eigenen Arbeiten.

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Weitsch spezialisierte sich auf Landschaftsmalerei und gilt als „Entdecker“ des Harzes als Bildmotiv. Schon vor Goethe und anderen Geistesgrößen hat er mehrfach den Brocken bestiegen, umfangreiche Wanderungen vor allem im nördlichen Harz unternommen und dabei selbstverständlich gezeichnet und gemalt.

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Sein Brockengemälde, vom Fallstein aus gesehen, ist die Sicht auf den Berg, die er aus seiner Kindheit kannte – die Ansicht dürfte heute noch nahezu identisch sein. Ein anderes bekanntes Gemälde zeigt die Rosstrappe; heute ein Standard-Foto-Motiv, damals etwas Besonderes, dass ihn bei seinen Zeitgenossen schnell bekannt machte.

Daneben gibt es weitere Landschafts-Gemälde, reichlich Zeichnungen von Klippen, Eichenwäldern und Harz-Ansichten; Weitsch war viel unterwegs und dabei ziemlich produktiv. Auch zwei seiner Söhne wurden Maler, von ihnen stammen die beiden Portraits in Öl, die es von Pascha Weitsch gibt.

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Die Ausstellung im HAUM ist eingängig und mit nützlichen Informationstafeln zusammengestellt. Man wird nicht erschlagen von Bildern, man kann das Leben dieses außergewöhnlichen Mannes gut nachvollziehen und nachempfinden. Und sich bei Bedarf ausgiebig in die Details versenken. Zum Beispiel in die Kühe, die bei seinen Landschaften meist im Vordergrund dekorativ herumstehen, und was zu einer Art Markenzeichen wurde. Oder in die Porzellanmalereien. Komplette Service hat er individuell bemalt, jeder Teller zeigt einen anderen Ort des Braunschweiger Umlandes oder des Harzes. Das ist der Geschmack einer anderen Zeit – aber das Talent und das Können, das dahinter steckt, beeindruckt auch heute noch.

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Es lohnt unbedingt, sich das anzusehen, wenn man schon mal in Braunschweig ist. Der Eintritt ist mit 9 Euro nicht billig – aber dafür kann man neben der Weitsch-Ausstellung auch gleich noch die Gemälde-Galerie besuchen, und die ist wirklich etwas Besonderes (Rembrandt! Vermeer!). Wer dann nicht erschöpft ist, darf noch zu den Skulpturen, die anderen können sich im schönen Museums-Café „Anton“ erholen.

Drei Anmerkungen noch:

– Zu der Weitsch-Ausstellung (sie heißt übrigens ganz korrekt „Naturtalent – 300 Jahre Pascha Weitsch“) gibt es als sinnvolle Ergänzung die Präsentation von heutigen Instagram-Fotos des Harzes. Durchweg beeindruckende Fotos, oft Abbildungen der Motive, die bereits Weitsch gezeichnet hatte.

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– Der Vorname „Pascha“ ist eine Abkürzung von Paschalis und geht zurück auf einen katholischen Heiligen. Vor 300 Jahren war der Name in der Region ziemlich verbreitet, heute ist er völlig verschwunden.

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– Im Eingangsbereich ist als kleiner grüner Gag eine Sonderstempelstelle der Harzer Wandernadel aufgebaut. Man kann dort also auch etwas für die Ernennung zum Wanderkaiser tun.

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Vergangene Woche begaben wir uns hier auf Arztsuche in Hasselfelde.

Hier um die besten Webcams im Harz.

Hier war der Borkenkäfer bei Böhmermann das Thema.

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