Badeseen im Harz, das Wasserregal und die Königstage in Quedlinburg

Harzletter, der Siebenunddreißigste.

Sommer, Sonne, Badesee. Dieser unwiderstehliche Dreiklang funktioniert kaum irgendwo besser als im Harz. Egal wo man wohnt oder sich gerade aufhält, irgendein Gewässer, in das man eintauchen kann, ist immer in der Nähe.

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Dem Oberharzer Wasserregal – aber nicht nur dem – sei Dank.

Oberharzer Wasserregal, wir erinnern uns: Ein hauptsächlich vom 16. bis ins 19. Jahrhundert geschaffenes System zur Umleitung und Speicherung von Wasser, das Wasserräder in den Bergwerken des Oberharzer Bergbaus antrieb. Es gilt als das weltweit bedeutendste vorindustrielle Wasserwirtschaftssystem des Bergbaus. Heute noch erhalten sind 65 Stauteiche, 70 Kilometer Gräben und 20 Kilometer unterirdische Wasserläufe (Danke, Wikipedia).

Gehört inzwischen ebenfalls zum Unesco Welterbe – also ein Kulturdenkmal, in dem man baden kann – und liegt hauptsächlich in Niedersachsen. Aber auch im Osten wurde gestaut oder ausgebaggert.

Als Quedlinburger habe ich zwei Favoriten: den Ditfurter See (siehe oben) und der Osterteich in Gernrode.

Der Ditfurter See ist eine ehemalige Kiesgrube, die wirklich gelungen renaturiert wurde. Sandstrand, Bänke, Strandkörbe zum Mieten, und ein Gastro-Container mit dem schönen Namen Gil-lato. Von Quedlinburg aus sind es rund sechs Kilometer mit dem Rad, nur über autofreie Nebenwege, an deren Rändern jetzt üppig Mohn- und Kornblumen blühen. Da morgens langzuradeln und nach zwei, drei Steigungen mit leicht erhöhtem Puls am See anzukommen, ist wie „Ferien auf Saltkrokan“ (na, wer von den Älteren kennt diese wunderbare Serie noch?). Dann ins Wasser, im Schilf quaken ein paar Enten und andere Wasservögel, und ein paar Hundert Meter raus- und wieder zurückschwimmen. Stellenweise wird’s ein bisschen kühl, aber dank meines Winterprogramms bei den Hasselfelder Eisperlen ist das kein Problem.

Dann zurück radeln, vielleicht unterwegs ein paar Mohnblumen pflücken und der Tag kann nur gut werden.

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Zum Osterteich (das Foto ist vom vergangenen Jahr) ist es ein bisschen weiter zu fahren – rund neun Kilometer – er liegt mitten im Wald. Sandstrand, Kiosk, zeitweise gibt’s eine Badeaufsicht und man zahlt überschaubare zwei Euro. Besondere Zugabe: Direkt am Wasser führen die Gleise der Harzer Schmalspurbahn lang, und in regelmäßigen Abständen zuckeln eine Dampflok mit Wagen oder der historische Schienenbus vorbei. Die Bezeichnung „Teich“ ist übrigens leicht irreführend: man kann da schon ein paar Hundert Meter ungestört geradeaus schwimmen – das bietet kein Freibad. Dazu kommt die Wasserqualität. Alles getestet und für optimal befunden und natürlich ohne Chlor und was immer in den Bädern so im Wasser verrührt wird.

Zum Thema Wasser passt die Meldung, die vergangene Woche überregional aufhorchen ließ: Quedlinburg war im vergangenen Jahr der zweittrockenste Ort Deutschlands (nach Neutrebbin in Brandenburg); Sachsen-Anhalt ist das trockenste Bundesland. Das liegt – in Verbindung mit Starkregenfällen – auch am Klimawandel, ist aber eigentlich nichts Neues. Im Windschatten des Harzes fiel im Osten schon immer wesentlich weniger Regen als auf der Westseite. Auf jeden Fall überlegt die Stadt jetzt Maßnahmen, Wasser zu speichern und denkt laut Mitteldeutscher Zeitung auch über die Aufstellung von Trinkbrunnen in der Stadt nach.

Nochmal Quedlinburg: Die Zeit der Sommerfeste bricht an und die sympathische Welterbestadt gibt gleich mal Vollgas. Vom 2. bis 4. Juni werden die Königstage zu Ehren Heinrich I. gefeiert, und das heißt: Halligalli in jeder Hinsicht. Vier Musikbühnen, Lasershow, verkaufsoffener Sonntag, Mittelaltermarkt, Street Food, Irische Nächte und was weiß ich noch alles. Es wird voll sein, es wird laut sein, es wird ein Spektakel – falls es trocken bleibt. Aber dafür gibt es ja statistisch gute Chancen.

Der Sommer wird natürlich nicht nur in Quedlinburg zelebriert. An den kommenden Wochenenden wird überall im Harz gefeiert werden. Das im Einzelnen hier aufzulisten, ist einfach zu aufwendig (und es gibt leider im Netz keine Seite, auf der alle wesentlichen Harz-Veranstaltungen erfasst sind). Deswegen am besten auf die Webseite des bevorzugten Ortes gehen und dort nach Festen und Veranstaltungen schauen.

Der Newsletter der vergangenen Woche über Schloss Langenstein findet sich hier.

Über den Baumwipfelpfad gibt es hier zu lesen.

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