SV Germania Gernrode – denn Harz-Fußball ist unser Leben

Harzletter, der Einhundertachtundfünfzigste.

Endlich geht’s hier mal um Fußball! Darüber wollte ich schon immer schreiben, aber irgendwas ist ja immer. Aber jetzt, beziehungsweise vergangenes Wochenende. Mein Einstand als Zuschauer bei der A-Jugend-Spielgemeinschaft Gernrode/Quedlinburg/Bad Suderode. Die spielt in der Landesliga, was schon mal ein ganz ansehbares Niveau verspricht.

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Angesetzt war ein Spiel gegen den SV Plötzkau, Sonntags um 11.30 Uhr. Spielort: Der Germania-Platz im Hagental in Gernrode. Das ist dann gleichzeitig noch eine kleine Fahrradtour, das Wetter passte, alles bestens.

Ich bin ja Fußball-infiziert, schon immer gewesen. Die Weltmeisterschaften 1970 und 1974 habe ich als Kind minutiös verfolgt, noch heute kann ich fast alle Spiele, Ergebnisse, Aufstellungen runterbeten – schon komisch, welche nutzlosen Informationen jahrzehntelang im Kopf präsent bleiben. (Kann sich noch jemand an Grzegorz Lato erinnern?).

Und bis heute verfolge ich Bundesliga, Champions League, Nationalmannschaft, wenn auch mit nachlassender Begeisterung. Aber daneben war auch immer der lokale Fußball interessant – heute mehr als früher. Denn die Summen, mit denen im professionellen Fußball jongliert wird, und dazu die permanente Präsenz im Fernsehen – das ist nicht mehr der Sport, mit dem wir aufgewachsen sind. Das ist eine eigene Welt geworden. Trotzdem ist es weiter faszinierend ist, große Mannschaften und Spieler wie Harry Kane, Kylian Mbappé oder Virgil van Dijk in Aktion zu sehen.

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Daneben hat der Amateurfußball immer schon seinen ganz eigenen Reiz, besonders wenn man selbst jahrelang in unteren Ligen Wochenende für Wochenende auf dem Platz gestanden ist. Dann kennt man diese Atmosphäre mit ein paar Dutzend Zuschauern, die immer da sind und ganz dicht am Spielfeldrand stehen, mit dem Geruch von Bratwurst und Bier, mit den Sprüchen, die von außen reingerufen werden, dem lautstarken Gerede auf dem Platz, den Schiedsrichtern, die schon mal den Überblick verlieren. 

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Genug Fußball-Geschwafel – entscheidend is auffm Platz (na, welcher Fußball-Philosoph hat’s gesagt?). Ich radelte also nach Gernrode und kam mit leichter Verspätung beim Germania-Platz an. Erstmal die Äußerlichkeiten: Naturrasen, rundum hohe Laubbäume, ein wahres Waldstadion. Die üblichen Fußballgucker, Mütter, Freundinnen am Spielfeldrand, beste Sonntags-Vormittags-Stimmung.

Die Germania-A-Jugend war einfach besser

Die Spielgemeinschaft – ganz in rot – führte bereits, ich merkte schnell, dass das Spiel eine ziemlich einseitige Angelegenheit war. Gernrode-Quedlinburg-Bad Suderode war schneller, technisch besser, zweikampfstärker. Eigentlich hätten sie Ball und Gegner laufen lassen können, aber es gab immer wieder planlose Aktionen, versprungene Bälle, reichlich Fehlpässe. Und gerne mal lang und hoch nach vorn in der Hoffnung, vielleicht kommt ja einer an.

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A-Jugend halt – zwischen 16 und 18, da entwickelt sich noch was. Und wie immer in diesen Mannschaften gibt es die zwei, drei Spieler, die auffallen. Weil sie technisch richtig gut sind, weil sie die Übersicht haben oder ihre Zweikämpfe gewinnen. Oder, wie Julien Elsner, einen Freistoß aus über 30 Metern sauber in den Winkel setzten. Das allein war schon den Besuch wert.

Am Ende ging es 6:2 für Germania Gernrode aus, Tabellenplatz eins wurde souverän bestätigt.

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Bratwurst gab’s keine, aber eine Getränkebude. Und einen Hinweis auf einen bemerkenswerten Fan-Shop. Unter www.germaniagernro.fan12.de findet sich ein absolut professioneller Online-Auftritt, wo wirklich alles, was der Germania-Supporter sich wünschen kann, zu finden ist.

Weil das alles nostalgisch-schön war, habe ich gleich weitergemacht. Es stand nämlich ein Derby an: SV Stahl Thale gegen die Spielgemeinschaft. Im Sportpark Thale, auf Kunstrasen. Quasi Pflichtprogramm. Das sahen auch andere so, das Spiel war mit rund 100 Zuschauern richtig gut besucht. 

Es ging um einiges härter zur Sache als in der Vorwoche. Derby halt. Hinzu kam, Thale ging schon in der 2. Minute in Führung und konnte die bis zur Halbzeit halten. Gernrode war als Tabellenführer natürlich Favorit und ging entsprechend bissig die zweite Halbzeit an.

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Aber das meiste spielte sich im Mittelfeld ab, es ging kaum einmal in den Sechzehner. Viele Fouls, der Schiri verteilte einige Gelbe, ließ aber auch eine Menge laufen. Dann ein blöder Stahl-Torwartfehler, der zum etwas glücklichen Ausgleich führte. 

Hektik in der Schlussphase

Und da noch eine gute Viertelstunde zu spielen war, wurde es jetzt richtig hektisch: Erste eine Gelb-Rote für einen Stahl-Spieler wegen Meckerns, etwas später das 2:1 für die Spielgemeinschaft durch Wayne Odhiambo Beti nach energischer Einzelleistung. Natürlich Riesenjubel auf und neben dem Platz – überhaupt wurde von der Seitenlinie von den Trainern lautstark und engagiert gecoacht.

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Die letzten zehn Minuten waren richtig aufregend: Stahl rannte trotz Unterzahl an und wollte den Ausgleich. Ein Tor wurde wegen Abseits nicht gegeben, es gab reichlich Fouls und weitere Gelbe Karten. Weitere Treffer fielen aber nicht mehr. 

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Nach dem Spiel faires Abklatschen, aber auch Sprechchöre der Germania-Spieler: „Derbysieger“ sowie „Spitzenreiter“. Insgesamt ein guter Fight mit einer richtig spannenden letzten Viertelstunde. Schöne Schreiereien, ein paar saftige Beschimpfungen, so muss es sein. Und, ganz nebenbei: SV Stahl Thale ist ein richtig guter Ost-Vereinsname; da weiß man gleich wo’s langgeht.

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Ich bleibe dran, als nächstes nehme ich mir irgendein Spiel einer ersten Herrenmannschaft vor. 

Vergangene Woche ging es um Denkmale in Quedlinburg und Ballenstedt.

Davor besuchte ich eine Übung der Bergwacht Harz in Schierke.

Hier war ich in Blankenburg und versuchte vergeblich, das Herbergsmuseum zu besuchen.

Zweimal Meisdorf: Erst das großartige Seifenkistenrennen, und dann das Schlosshotel.


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