Möhrensuppe in Robin Pietschs Hofbude – und „Zwei zu eins“ startet im Kino

Harzletter, der Sechsundneunzigste.

Vergangene Woche war ich zum Eis-Testen in Wernigerode (siehe hier), und weil ich schon mal vor Ort war, nutzte ich gleich die Gelegenheit für einen weiteren Versuch, Robin Pietschs Hofbude endlich einmal geöffnet vorzufinden. (Puh, langer Einstiegssatz).

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Und diesmal hatte ich Glück.

Breite Straße 53a, dann kurz abbiegen und man steht vor den Eingängen zu gleich zwei Sterne-Restaurants: „Zeitwerk“ und „Pietsch“. Das „Pietsch“ hatten wir uns vergangenes Jahr einmal geleistet – man muss dafür schon ein paar Euros in die Hand nehmen – es war auf jeden Fall ein Erlebnis (siehe hier), das Zeitwerk steht noch aus.

Und vor diesen beiden Guide-Michelin-Tempeln: die Hofbude. Wirklich eine Bretterbude, davor ein paar rustikale Tische und Bänke, einige Sonnenschirme, fertig. Die Karte ist äußerst übersichtlich und sehr sehr bodenständig: Möhrensuppe, Harzer Fischbrötchen, Regional & Saisonal (in dem Fall: BOWU von der Landfleischerei Wasserleben – BOWU steht für Bockwurst). Jeweils zu sehr vertretbaren Imbissbuden-Preisen, dazu sind ausgewählte alkoholfreie Getränke und ein paar feine Weine im Angebot.

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Unter Marketing-Aspekten ist die Hofbude einfach genial. Essen beim Sternekoch, für kleines Geld, mal eben zwischendurch. Robin Pietsch versteht sein Geschäft. In jungen Jahren gleich zwei Sterne-Restaurants in Wernigerode ans Laufen gebracht zu haben, ist eine überragende Leistung. Lange war er der einzige Michelin-Stern-Dekorierte in Sachsen-Anhalt und entsprechend in den Medien unterwegs. Er kommt im TV gut rüber, er ist bodenständig und fleißig.

In der gehobenen Gastronomie ist Vermarktung fast wichtiger als das eigentliche Kochen – das erledigt sowieso meist die angestellte Küchen-Brigade. Ein Restaurant-Besuch als Geschmacks- und Event-Erlebnis, man geht ja nicht zu Robin Pietsch, weil man hungrig ist.

Und bei der Hofbude?

Ich bestelle mir bei der sehr freundlichen Bedienung die „legendäre Möhrensuppe“. Die heißt so, weil sie von Robin Pietsch penetrant als sein Leibgericht, gekocht von seiner Oma Christa, verkauft wird. Eigentlich nicht Besonderes: Möhren und Kartoffeln, kleingeschnittene geräucherte Würstchen, Zwiebeln, Petersilie, Fleischklösschen. Zubereitungszeit eine Stunde.

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Ich erhalte einen gut gefüllten Teller, dazu ein großes Stück rustikales Brot, und es schmeckt wirklich wie bei Oma, alles bestens.

Nebenan in den Restaurants laufen die Vorbereitungen für den Abend an, ab und zu geht eine Tür auf und jemand mit Schürze lässt sich blicken. Auf den Bänken der Hofbude kann man das schön verfolgen, es könnte ja sein, dass der Meister selbst um die Ecke schaut.

Macht er natürlich nicht, und Möhrensuppe und Fischbrötchen sind sicher nicht das, was ihn beschäftigt. Aber immerhin laufen auch die unter seinem Namen. Für Suppe und Getränk bin ich mit zehn Euro dabei – das ist mir die Hofbude allemal wert.

Bei der nächsten Gelegenheit (Öffnungszeiten der Hofbude: Mittwoch bis Samstag ab 12 Uhr) werde ich das Fischbrötchen testen, diese kleine Auszeit kommt bestimmt.

Und nach der Hofbude ins Kino

Kommende Woche kommt ein Film in die Kinos, der eine echte und leicht abstruse Ost- und Wende-Geschichte behandelt und in Halberstadt und ein bisschen auch im Harz spielt. „Zwei zu eins“, eine Komödie geschrieben und in Szene gesetzt von Natja Brunkhorst.

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Es geht um eine wahre Begebenheit: Im Zuge der Wiedervereinigung musste schnell die Währungsunion umgesetzt werden. Ostdeutschland sollte die West-Mark erhalten, dafür musste das DDR-Geld aus den Tresoren der Banken geräumt werden. Schreddern und verbrennen war in der Kürze der Zeit nicht möglich, daher wanderten Millionen von DDR-Geldscheinen in unterirdische Gewölbe nahe Halberstadt – insgesamt fast 400 Tonnen Papiergeld. Sicher ist, dass aus diesem Stollen Geld entwendet wurde. Bis heute weiß niemand, wie viel genau.

Das ist auf jeden Fall eine ziemlich gute Ausgangslage für eine ziemlich gute Film-Handlung. Und Natja Brunckhorst hatte zusätzliches Glück bei der Wahl ihrer Darsteller. Eine dere Hauptrollen spielt Sandra Hüller, seit ihrer Oscar-Nominierung ein ganz großer Name im Filmgeschäft; daneben spielen unter anderem Ronald Zehrfeld und Max Riemelt mit.

Natja Brunckhorst wollte ausdrücklich mit Ost-Schauspielern arbeiten, weil denen die damalige Atmosphäre aus eigener Erfahrung bekannt ist. Gedreht wurde in Gera, wo Location-Scouts genau die passenden Hinterhöfe, Garagen, Gebäude ausfindig machten, die den DDR-Charme zu Beginn der 90er Jahre konserviert hatten.

Der Trailer ist auf jeden Fall vielversprechend, und ich vermute, dass der Film in den Kinos der Umgegend überall laufen wird – offizieller Kinostart ist der 25. Juli. Was mich allerdings irritierte: Bei einer Vorab-Kinotournee durch 26 deutsche Städte waren zwar Braunschweig, Finsterwalde, Rostock und Schwerin mit dabei, aber nicht Halberstadt.

Die Kritiken sind gut, von „glitzerndem Kino-Gold“ ist die Rede. Ansehen!

Vergangene Woche war ich zum Eis-Test in Wernigerode.

Davor gab es eine Motorradrunde von Thale nach Pullman-City.

Hier ging es an der Teufelsmauer entlang.

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Auf Instagram findet der Harzletter auch statt: www.instagram.com/harzletter.de/

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