Ski-Langlauf auf der Sonnenloipe in Friedrichsbrunn: Wie bremst man eigentlich?

Harzletter, der Einundsiebzigste.

71 Langlauf Selfie

Schifoan! Es gibt nichts Besseres im Winter. Wer einmal bei guten Schneeverhältnissen in einer grandiosen Berglandschaft oben auf einer Piste gestanden ist – möglichst bei Sonnenschein – und dann halbwegs elegant herunterschwingen konnte, weiß was ich meine.

Die Pisten im Harz sind leider generell eher so naja; aber dann gibt’s zum Glück noch den Langlauf. Und ab und zu passt sogar das Wetter.

Nun hatte ich zum Langlauf auf Skiern bisher ein ziemlich distanziertes Verhältnis: Kein Speed, kein Adrenalin, öde gleichförmige Bewegungen; ich sah es mehr als eine Art ambitioniertes Spazierengehen. Aber weil ich nunmal hier wohne, hatte ich mir vergangenes Jahr ganz optimistisch ein paar Bretter gekauft – bisher standen sie ungenutzt in der Ecke. Kein Schnee, keine Kekse.

71 Langlauf uebersicht

Aber dann wurde es (wieder) kalt und Schnee fiel auch. Sogar reichlich. Und nach und nach wurden die Harz-Loipen gespurt – das dauert ja immer ein paar Tage.

Die besten und vor allem aktuellsten Informationen gibt es hier: https://wintersport.harzinfo.de/langlauf; und schon ein schneller Blick auf der Karte dort zeigt: Die meisten Langlauf-Gelegenheiten liegen im Westharz. Weiter östlich ist nur Friedrichsbrunn notiert. Das liegt, klar, am Niederschlag. Die Wolken regnen (oder schneien) sich am Brocken ab, es kommt einfach zu wenig im Osten an, deswegen ist beispielsweise Quedlinburg einer der trockensten Orte in ganz Deutschland.

Aber jetzt! Die Sonnenloipe in Friedrichsbrunn war grün markiert; 4,2 Kilometer, mittlere Schwierigkeit, 65 m Aufstieg, 63 m Abstieg (wo blieben die restlichen zwei Meter?) – das sollte als Premiere zu schaffen sein.

Nach diesem langatmigen Langlauf-Vorher-Gerede jetzt aber endlich zur Action.

Um es kurz zu machen: Es war ernüchternd.

Hinfahren, rein in die Ski und los geht’s: So hatte ich mir das gedacht. Teil eins und zwei liefen auch problemlos, aber los ging gar nichts, denn ich lag sofort erst mal auf dem Rücken im Schnee.
Denn: Langlauf hat mit alpinem Skifahren nichts zu tun. Klingt simpel und logisch, muss man aber zunächst schmerzhaft erfahren.

Alpin sind die Bretter fest mit den Skistiefeln verbunden, deswegen kann man Schwünge ziehen, kanten, umsteigen, das ganze elegante den-Berg-runterwedeln. Beim Langlauf hakt der Schuh lediglich vorn ein, und man kann praktisch nur vorwärts laufen. Der Rest ist wackliges Rumgeeiere, oder eben Umkippen in den Schnee. Denn die Balance geht auf diesen schmalen Brettchen erschreckend schnell verloren.

71 Langlauf unterwegs

Hatte ich mir natürlich ganz anders vorgestellt. Langlauf? Kein Problem, dachte ich. Ich fahre mehr oder weniger jede schwarze Piste runter, da werde ich locker ein bisschen durch den flachen Schnee in vorgezeichneter Spur gleiten können. Und sah mich schon mit elegantem Stockeinsatz meine Runde ziehen.

Langlauf mit Hindernissen

Das war wohl nichts – diese Ski haben ein Eigenleben; und wie, zur Hölle, bremst man damit eigentlich? Also ganz vorsichtig und langsam nochmal von vorn. Bloß nicht in Rücklage geraten, dann ist es gleich vorbei. Ziemlich steif und staksig taste ich mich vorwärts, ein paar mitleidige Blicke von Entgegenkommenden ignoriere ich. Die haben auch mal angefangen.

Mittlere Schwierigkeit, das heißt auch: leichte Anstiege und Abfahrten. Hier fühle ich mich plötzlich sicher, die Ski laufen zu lassen, ist kein Problem, das kenne ich vom alpinen her, und das bergauf kraxeln (wie heißt das in der Langlauf-Fachsprache?) geht relativ easy.

Und während ich so vorsichtig tastend meine Sonnenloipen-Runde absolviere, kommt auf einmal das Gefühl: Hey, das geht ja zwischendurch auch mal ganz flüssig. Am besten läuft es, wenn die Spur sanft bergauf führt, dann komme ich in sowas wie Rhythmus rein und verliere das Gefühl, das die Ski mit mir laufen statt umgekehrt.

71 Langlauf Spur

Und dann kommt der Punkt, wo ich das wirklich genießen kann. Die Stille, die Landschaft, die Spur vor mir. Langlauf ist eine sehr meditative Angelegenheit; immergleiche Bewegungen, keine Hektik, keine Rasanz, aber trotzdem natürlich Anstrengung und ein schnell durchgeschwitztes T-Shirt.

Dazu habe ich das Glück, das ziemlich wenig los ist. Ein paarmal werde ich überholt, ein paar Läufer kommen entgegen, aber das ist es auch. Kein Vergleich zu mancher Skipiste, wo es zugeht wie beim Karneval und wo man ständig die Mitfahrenden und die Raser im Auge behalten muss.

Statt der angezeigten knappen Stunde brauche ich natürlich erheblich länger für meine Premieren-Runde, aber weil es noch hell ist und nichts besser ist als einfach-weiter-machen, hänge ich noch eine Extra-Schicht dran.

Übermotivation, durch die ich sofort wieder im Schnee lande. Macht nichts, jetzt habe ich schon ein bisschen Gefühl für die Sache und komme schnell wieder ins Gleiten. Übrigens: Das Aufstehen, wenn man wieder einmal flachliegt, ist ein Erlebnis für sich. Man wird weder jünger noch gelenkiger, und die Bemühungen zurück in die Vertikale mit Skiern an den Füßen haben einen ziemlich hohen Peinlichkeits-Grad. Sei’s drum.

Runde zwei ist schließlich auch geschafft, noch ein Blick Richtung untergehende Sonne, ein bisschen Stolz ist auch dabei. Insgesamt: Genau mein Ding, das mache ich unbedingt öfter, gern auch auf den weiter entfernt liegenden westlichen Loipen.

71 Langlauf Loipe

Aber schon am nächsten Tag: Tauwetter, und zwei Tage später ist der komplette Schnee verschwunden. Jetzt warte ich auf die nächste Winter-Langlauf-Runde, das kann ja nicht alles gewesen sein. Februar, März – da kommt noch was, trotz Klimawandel.

Karneval in Stiege

Wie ich aus gut unterrichteten Kreisen hörte, ist Stiege DAS Zentrum des Harzer Karnevals, und am 2. und 3. Februar finden dort die diesjährigen legendären Büttensitzungen statt.

Nun ist Karneval nicht jedermanns (und jedefraus) Sache, aber da ich in der Nähe von Köln aufgewachsen bin, werde ich bei dem Thema natürlich wach und bin spontan dabei. Übrigens: Es heißt „Karneval“, nicht „Fasching“ oder „Fastnacht“ oder sonstwie. Und komme mir niemand mit „Helau“ – da ist der wahre Karnevalist sensibel („Alaaf“ oder nix).

Dank lieber Menschen habe ich eine Karte für den 2. Februar ergattern können; allmählich steigt die Aufregung mit der Vorfreude. Ich werde berichten.

Ein paar interessante Informationen dazu aus dem Netz: Der Stieger Karneval gehört zu den ältesten in Deutschland. Fast 400 mal soll er schon stattgefunden haben. Einer Legende nach haben sich einst 20 rheinländische Familien in Stiege niedergelassen. Damit fing alles an, das haben sie heute davon. Alaaf!

Hier waren wir entlang der Bode unterwegs.

Hier wanderten wir zum Bärendenkmal und zur Teufelsmühle.

Wir testeten hier den neuen Wienerwald in Torhaus.

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