Hofladen Klamroth, Wölfe am Brocken, Habeck und das Goldene Buch

Harzletter, der Achtundfünfzigste.

Das Wetter ist zwischendurch ganz passabel, also radeln wir ab und an noch eine Runde. Und weil es gerade passte, ging’s raus zum Hofladen Klamroth in Westerhausen. Der ist bestens bekannt in der Region, wird allgemein geschätzt, und ich habe ihn schon lange auf meiner Da-muss-ich-mal-hin-Liste.

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Hofladen, das war für mich bisher meist so eine Art Verkaufstresen in irgendeiner Bauernhof-Kammer gewesen, wo ein paar lokale Erzeugnisse angeboten wurden. Ganz sympathisch, aber irgendwie nicht weiter erwähnenswert. Und rein äußerlich gehört der Hofladen Klamroth in die gleiche Kategorie. Ein Schriftzug an der Wand, eine Eingangstür, eine Ausgangstür, das ist alles.

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Aber hier kommt es nicht auf Äußerlichkeiten an. Werbung oder ein aufgepepptes Äußeres wäre rausgeschmissenes Geld. Den Hofladen kennt eh jeder, und wer kommen will, kommt. Da reicht als Blickfang außen eine lebensgroße Plastik-Kuh – dekoriert mit dem Warnschild: „Bitte nicht auf die Kuh klettern! Bitte keine Kinder auf die Kuh setzen!“

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Dann betritt man den Hofladen und staunt: Das ist fast ein richtiger Supermarkt – in optischer Kombination mit einem Bioladen, wie es sie früher gab. Ein paar Äpfel, ein paar Kartoffeln, jeweils mit genauen Angaben, von welchem Bauern was stammt; das ist bei meinem Besuch die ganze Obst- und Gemüseabteilung.

Eigene und regionale Produkte im Hofladen

Aber dann: Klamroth-Milchprodukte, Klamroth-Käse, und von Brotaufstrich über Grillsaucen bis zum Weinregal ökologische und/oder regionale Produkte. (Naja, der Wein kommt aus der Pfalz; auf meine Frage, warum nichts vom örtlichen Weingut Kirmann im Regal stehe, konnte mir die freundliche Verkäuferin keine Antwort geben).

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Mittelpunkt und Highlight ist die Fleischtheke. Was dort angeboten wird, sieht schon äußerlich besser aus als alles, was in normalen Supermärkten zu kaufen ist. Alles kommt aus der eigenen Schlachterei und Wurstverarbeitung, und bei Klamroth ist man stolz auf die Qualität der Tierhaltung. Das kann ich natürlich nicht beurteilen, aber es wirkt auf jeden Fall sehr überzeugend.

Ich werde da öfter hinradeln – support your local dealer.

Wölfe im Rudel in Brockennähe

Aufregung eins. Ein Wolfsfoto: Auf einem Bild, das in einer Fotofalle zwischen der Rangerstation Scharfenstein und dem Brocken entstand, sind in bester Qualität drei und mit einiger Mühe noch ein viertes Jungtier zu sehen (Copyright: Nationalpark Harz). Der Koordinator des Luchsprojektes Harz, Ole Anders, bestätigte der Mitteldeutschen Zeitung, dass es sich um ein Rudel mit mindestens zwei Alttieren und fünf Welpen handele. Von Wanderern seien sie noch nicht gesichtet worden.

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Natürlich kommt sofort die Angst vor dem Wolf wieder um die Ecke. BILD schlagzeilte Anfang Oktober: „Darauf müssen Wanderer jetzt achten“, beruhigte dann aber im Text. Ein Zusammentreffen von Wölfen und Menschen sei unwahrscheinlich, allein schon, weil Wölfe dämmerungs- und nachtaktiv sind. Und dann läuft ja kaum jemand noch durch den Wald.

Falls es doch zur einer Begegnung kommt, raten Experten: stehen bleiben, ruhig bleiben, im Zweifel Lärm machen durch Händeklatschen oder Rufen, nicht weglaufen.

Der Wirtschaftsminister und das Goldene Buch
Aufregung zwei. Der Besuch von Wirtschaftsminister Robert Habeck in Wernigerode und sein Eintrag ins Goldene Buch der Stadt. Der grüne Vizekanzler hatte am 27. September Wernigerode wegen der dort stattfindenden Energieministerkonferenz besucht. Im Rahmen dieses Besuches trug er sich in besagtes Goldene Buch ein, was im Vorfeld für eine „Wutwelle“ (so die örtliche Lokalpresse) gesorgt hatte. Ein an sich völlig normaler Vorgang wurde aus Frust über die Regierungspolitik hochgepuscht, wobei der Protest nicht nur aus der AfD-Ecke kam.

Nachdem sich die Stimmung etwas beruhigt hat, legte die AfD jetzt nach: Deren Stadtrat Kai-Uwe Uebner beantragte die Löschung des Habeck-Eintrags. Und schon sind Aufregung und Empörung wieder da. Eine Entscheidung der Stadtverwaltung gibt es noch nicht; mal schauen, wie sich „die bunte Stadt am Harz“ (so die Eigenwerbung) in der Angelegenheit durchlaviert. Falls es zur Löschung kommt, ist bundesweite Aufmerksamkeit sicher.

Der Newsletter der vergangenen Woche über Brocken-Ranger Tino Schober steht hier.

Über eine Nacht auf dem Campingplatz in Elbingerode geht es hier.

Und über die Weinlese in Westerhausen gibt es hier zu lesen.

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