Triathlon-Erlebnis in Quedlinburg: Die Hölle von Q

Harzletter, der Einundfünfzigste.

Ich bin für den Triathlon tatsächlich früh aufgestanden und war bei der „Hölle von Q“ dabei. Und muss ehrlich sagen: Kurz nach sechs Uhr morgens von Quedlinburg nach Ditfurt in den Tag hinein und zum See zu radeln – das hat was.

51 Triathlon endspurt q

Trotzdem war ich zu langsam. Als ich in Ditfurt ankam, war der Startschuss (besser: waren die Startschüsse) schon gefallen und die rund 600 Triathlon-Heldinnen und -Helden bereits im Wasser. Wer sich das morgens um 6:45 Uhr antut und auf eine Schwimmstrecke von zwei Kilometer geht, anschließend 83 km mit dem Rad zurücklegt, und dann noch einen flotten Halbmarathon läuft, muss schon sehr speziell gestrickt sein. Oder einfach nur ehrgeizig.

51 Triathlon schwimmen
51 Triathlon Rad
51 Triathlon Radstart

Es waren für mich überraschend viele Menschen am Ditfurter See auf den Beinen. Natürlich Verwandte und Bekannte, dann Trainer, Betreuer, Begleiter; aber auch eine Menge Leute, die einfach zuschauen und applaudieren wollten. Der Reiz der Hölle von Q besteht ja auch darin, dass nicht nur Top-Athleten am Start sind. Da quälen sich auch Nachbarn, Kollegen, Vereinskameraden (jeweils männlich wie weiblich), manche verbissen, manche mit einem Lächeln im Gesicht und lässig präsentiertem Waschbärbauch.

51 Triathlon Schwimmerin

Als Erste aus dem Wasser kam eine Frau: Elea Linka, WM-Teilnehmerin im Freiwasserschwimmen, benötigte nicht einmal 24 Minuten – der spätere Gesamtsieger Silas Köhn war da über eine Minute langsamer. Wie mir Elena Linka später auf dem Marktplatz in Quedlinburg erzählte, war die Schwimmstrecke eigentlich zu kurz für sie – ihre Spezialität wären die 25 Kilometer. Oh my God!

Sie trat in der Staffel „Stertz-Performance“ an, die mit ihr, Niklas Weller auf dem Rad und Richard Vogelsang als Läufer die jeweils schnellsten Zeiten in den Einzeldisziplinen erreichten und mit großem Vorsprung in Quedlinburg eintrafen.

Aber die wahren Helden sind natürlich die Einzelsieger: Silas Köhn (30) bei den Männern und Livia Eggler (29) bei den Frauen. Dazu kommen die Sieger der jeweiligen Altersklassen, die ich hier nicht aufzählen will. Da waren – gerade bei den Älteren – einige herausragende Ergebnisse dabei. Detaillierte Platzierungen und Zeiten gibt es hier im Netz.

51 Triathlon Sieger
51 triathlon siegerin

Silas Köhn, Triathon-Profi und Dritter bei den deutschen Meisterschaften auf der Langstrecke dominierte das Männer-Starterfeld: Erster beim Schwimmen, Zweiter beim Radfahren, Erster beim Laufen. Und im Ziel wirkte er nach ganz kurzer Zeit so lässig und entspannt, als wäre er gerade eine Runde durch den Park gejoggt. Auf Hawaii war er auch schon dabei, erzählte er mir später. Aber nur bei den Amateuren. Kaum vorstellbar, das da noch eine ganz andere Liga am Start ist.

Die Gesamt-Siegerzeit lag bei vier Stunden und acht Minuten.

Ich möchte ja gar nicht schätzen, wie lange ich allein im Ditfurter See rumgepaddelt wäre … Übrigens: Einige waren dort sympathischerweise im Brust-Stil unterwegs. Kann ja nicht jeder auf Rekord-Kurs liegen.

Der Zuschauer-Andrang hielt sich auf dem Quedlinburger Marktplatz in Grenzen; da war gefühlt am See mehr los. Und dass die Läufer kreuz und quer durch die Gassen und am Ende durch die „Hölle“ und dann durch den engen Schuhhof müssen, ist aus Marketing-Gründen vielleicht interessant; aber eine lange Zielgerade, auf der man noch mal richtig anfeuern kann und vielleicht den ein oder anderen Endspurt sieht, wäre für Teilnehmende und Zuschauer wesentlich attraktiver.
Und in Quedlinburg auch problemlos machbar.

51 Triathlon schuhhof

So tauchen die Finisher wie aus dem Nichts vor dem Rathaus auf, sind ruckzuck im Ziel und werden dort von dem auffallend häufig desorientierten teuflischen Moderator mit irgendwelchen Fragen eingedeckt. Da ist Luft nach oben.

Ich habe jedenfalls einige Läuferinnen und Läufer mächtig über die Streckenführung auf den letzten beiden Kilometern schimpfen hören. Zum Glück hat sich niemand verlaufen – das soll in früheren Jahren ja auch schon vorgekommen sein.

Tiernachricht eins: Feuersalamander

Das „Höhlentier des Jahres“ ist der Feuersalamander, der im Harz auch Regenmännchen heißt. Weil er oft bei Regen aktiv ist. Ältere kennen vielleicht noch Lurchi, den Salamander, über den es in Schuhläden die wunderbaren Bilderbücher gab – als Werbeaktion der Schuhmarke Salamander. Aber was heißt hier gab? Lurchi und seine Freunde sind weiter sehr präsent, wie ich mit einem Blick ins Netz erfreut feststellen konnte.

51 Lurchi

Die alarmierende Nachricht: die Lurchis sind bedroht. Durch einen Hautpilz namens Bsal, der vermutlich aus Ostasien stammt und schon ganze Populationen dahingerafft haben soll. Der „Killer-Pilz“, so die Mitteldeutsche Zeitung, heißt wissenschaftlich Batrachochytrium salamandrivorans und verursacht Hautläsionen und führt schließlich zum Tod der Tiere.

Der Verband der Höhlen- und Karstforscher (ja, den gibt es!) fordert eine Verbreitungsverhinderung des fiesen Eindringlings. Lurchi muss leben!

Tiernachricht zwei: Fischadler

Ein ziemlich seltener Fischadler wurde irgendwo im Harz von einer Wanderin aufgespürt. Das Tier war völlig entkräftet, weil es von Schweden aus bis nach Niedersachsen geflogen ist. Er wurde in den Harzfalkenhof nach Bad Sachsa gebracht, wo ihn Rochus Brotzer wieder aufpäppelte, wie die Goslarsche Zeitung berichtete.

51 Fischadler

Inzwischen geht es dem imposanten Vogel (Foto: Frank Liebig / wikipedia) besser und er soll im Harz ausgewildert werden – falls nicht doch jemand aus Schweden Ansprüche erhebt und den Adler aus Bad Sachsa zurückholt.

Der Newsletter der vergangenen Woche über eine Rad-Wanderung im Selketal findet sich hier.

Über die die Minnesänger auf Burg Falkenstein gibt es hier zu lesen.

Und ein Besuch der Grube Büchenberg findet hier statt.

Kontakt

Kommentare, Nachrichten, Fragen, Lob und Kritik an:

Erwin Klein
info@harzletter.de