Riskantes Motorrad fahren im Oberharz und Neues zum Fritz-Heckert-Heim in Gernrode

Harzletter, der Neununddreißigste.

Ich fahre ja Motorrad (Honda Transalp) und bin allein deswegen schon gern im Harz unterwegs.
Vor ein paar Tagen hatte ich eine Begegnung der besonderen Art: Auf der Strecke von Alexisbad nach Harzgerode kam mir in einer ziemlich unübersichtlichen Kurve ein Tiefflieger bedrohlich nah entgegen gerast. Kurzes Erschrecken, dann war er (oder sie) auch schon vorbei und weg und ich stand da mit meinem Puls über 200.

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Nicht auszudenken, wenn …

Dann war da noch diese Meldung vom Himmelfahrtstag: Im Bereich des Landkreises Harz gab es fünf schwere Motorrad-Unfälle mit zwei Toten, zwei Schwer- und einem Leichtverletzten.

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Solche Bilanzen sind fast schon Harz-Feiertags-Routine geworden. Man hat sich daran gewöhnt wie überhaupt an die Motorrad-Horden, die an solchen Tagen vor allem im Oberharz unterwegs sind. Ich steige am Wochenende kaum noch auf, höchstens Sonntagabends, wenn die Wochenend-Cruiser längst wieder auf dem Heimweg sind. Ansonsten vorwiegend unter der Woche auf kleineren Straßen, da hat man die Bahn und die Landschaft fast immer exklusiv und muss keine Racer fürchten.

Ich habe zum Thema ein bisschen recherchiert (danke, Sebastian Fabich, Polizeioberkommissar im Polizeirevier Harz):
Rappbodetalsperre und Harzdrenalin sowie Pullman-City sind Anziehungsmagnete für Motorradfahrer. Generell ist der gesamte Oberharz bei Bikern beliebt.

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– Es gibt zwei besonders unfallträchtige Strecken: die Bundesstraße 81 von der Landesgrenze Thüringen bis nach Rotacker und die Landesstraße 96 bei Rübeland. Auf der L96 sind die Kurven hinter dem Ortsausgang Rübeland in Fahrtrichtung Rappbodetalsperre besonders gefährlich.
– auf der B 81 gab es von 2012 bis 2022 insgesamt 157 Unfälle; davon 74 mit Motorradbeteiligung. Bei diesen 74 Unfällen wurden drei Personen getötet, 34 schwer verletzt und weitere 34 leicht verletzt.
Hauptunfallursache (zu 63 Prozent): Unangepasste Geschwindigkeit, wie es so treffend im Polizeideutsch heißt. Das muss nicht immer rasen bedeuten; auch falsches Verhalten in engen Kurven gehört beispielsweise dazu.

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Das gegenwärtige Zaubermittel gegen diese Statistik heißt Rüttelstreifen – leichte Erhebungen quer über die Fahrbahn, die zum Abbremsen animieren. Motorradfahrer hassen sie, weil es sehr unangenehm ist, mit zügigem Tempo drüberzufahren. Im Kyffhäuser, wo eine legendäre Serpentinenstrecke, nach oben führt, wurden die Streifen 2014 erstmals getestet. Mit durchschlagendem Erfolg: Seitdem gab es dort keine schweren Motorradunfälle mehr.

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Genauso wurde die berüchtigte „Soundröhre“, ein etwa 400 Meter langer Tunnel unter der Rappbodetalsperre, eingebremst. Und ganz aktuell werden die Rüttelstreifen auf der B 81 angebracht.

Daneben gibt es natürlich reichlich Kontrollen an den notorischen Strecken und Treffpunkten, es gibt die Aktion „Sicher durch den Harz“ (mit einem schönen Logo), es gibt Geschwindigkeitsbegrenzungen und zeitweise sogar Straßensperren. Und es gibt natürlich auch Beschwerden über den Lärm, den beispielsweise 50 schwere Motorräder machen, wenn sie im Pulk am Ortsende beschleunigen.

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Unterm Strich: Motorrad und Harz, die Beziehung ist kompliziert und alles andere als stressfrei. Dabei könnte alles so schön sein …

Update zum Fritz-Heckert-Heim, einem ehemaligen FDGB-Ferienheim hoch über Gernrode, das inzwischen zur dekorativen Ruine und Lost-Place-Ikone wurde. Ich habe darüber hier vor ein paar Wochen geschrieben. Jetzt scheint sich dort was zu tun. Die Investorengruppe, die das Heim vor einiger Zeit gekauft hat, legte Pläne für die weitere Nutzung vor. Es geht – was denn sonst – um Ferienapartments in großem Stil. Sowohl für Normalos als auch für Luxus-Urlauber.

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So ganz kann man es noch nicht fassen, wenn man den Zustand es Heims und die Zahl der losen Versprechungen der vergangenen 30 Jahre kennt. Aber diesmal hat sich wirklich schon was bewegt: Ein Bauzaun wurde rund um das ehemalige Heim aufgestellt – zwar ist der Zugang zum Haus gleich wieder geöffnet worden, aber es ist schon mal ein Zeichen. Fehlt nur noch der Beginn des wirklichen Umbaus und der Grundsanierung. Und zum Ende dieses Jahrzehnts (oder früher) dürfen dann die Urlaubsgäste wieder kommen. Wir träumen weiter.

Der Newsletter der vergangenen Woche über eine Fahrt mit der Schmalspurbahn nach Stiege findet sich hier.

Über den Ditfurter See gibt es hier zu lesen.

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