Harzletter, der Achtundzwanzigste.
Die interessantesten Orte liegen manchmal vor der Haustür (oder fast) – und man übersieht sie einfach. So ging es mir mit der Teufelsmauer.
Direkt bei Weddersleben – das von Quedlinburg wirklich schnell zu erreichen ist – türmt sich einer der dramatischsten Abschnitte der Teufelsmauer auf. Hundertfach fotografiert und in allen Reise- und Wanderführern enthalten. Vielleicht war ich genau deswegen wenig interessiert und habe sie arrogant ignoriert.
Aber jetzt. Einfach mal hinfahren und die paar Kilometer drumrumlaufen. Möglichst unter der Woche eher abends bei durchwachsenem Wetter, wenn dort nichts los ist.
Und, was soll ich sagen, es ist wirklich beeindruckend. Zuerst, vom Parkplatz am Marienhof und nachdem man die Bode überquert hat, latscht man hoch Richtung Steine und denkt: öde Geschichte. Aber dann baut sich die Mauer ganz allmählich vor einem auf. Und, wow, das hat wirklich was. Das sind nicht nur ein paar aufeinander getürmte Steine, das ist richtig dramatisch. Schwarz, ein bisschen unheimlich, und unwillkürlich denkt man gleich: Wie kann sowas entstehen?
Dafür gibt es natürlich umfassende geologische Erklärungen, die bestimmt alle interessant und richtig sind. Ich habe versucht zu lesen und zu verstehen, aber wirklich kapiert habe ich wenig. Da liegt mir die Sage, dass der Teufel seine Hand im Spiel hatte, aber am Ende doch nicht erfolgreich war, wesentlich näher. Ist zumindest eine gute Geschichte und nicht so eine dröge geologische Erklärung.
Wobei: Geologie und Harz – da kommt doch sofort unser Weimarer Freund, der Geheime Rat J.W.v.Goethe um die Ecke. Und richtig: Am Randes des Wanderwegs steht auf einer Plakette auf einem Stein, dass der Dichterfürst im September 1784 an dieser Stelle zu geologischen Studien weilte. Schön, dass manches doch so berechenbar ist.
Die Teufelsmauer bei Weddersleben mit den berühmten Königsstein ist nur eine kleiner Teil der gesamten Formation. In Blankenburg zum Beispiel, kann man auf einem Weg direkt auf und zwischen den Felsen unterwegs sein. Auch sehr dramatisch und sehr zu empfehlen. Das (zwischen und auf den Steinen herumlaufen) ist in Weddersleben nicht möglich, aber die paar Kilometer, die man dort entlang gehen kann, sind beeindruckend genug. Und dauern auch nicht zu lange, so dass man im Marienhof anschließend noch in Ruhe zu Kaffee und Kuchen einkehren kann.
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Die gute Tiernachricht: Das zweite ausgebüxte Stachelschwein aus dem Tierpark am Hexentanzplatz (siehe Harzletter der vergangenen Woche) wurde ebenfalls gefunden und wohlbehalten zum Tierpark zurückgebracht. Große Erleichterung. (Foto: wikimedia commons)
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Den Newsletter der vergangene Woche über den beginnenden Harzfrühling und die anstehenden Osterfeuer gibt’s hier.
Der frisch geröstete DDR-Kaffee 2.0 wird hier beschrieben.
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