Quedlinburgs Partnerstadt in Frankreich seit den sechziger Jahren

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Harzletter, der Achtzehnte.

Quedlinburg, seine Partnerstadt und die Deutsch-Französische-Freundschaft. Das ist eine verblüffende, weil völlig unerwartete Verbindung. Denn: Quedlinburg hat schon seit Mai 1961 ganz offiziell eine französische Partnerstadt: Aulnoye-Aymeries, ein mäßig attraktiver 8800-Einwohner-Ort ganz im Norden an der französisch-belgischen Grenze gelegen. (Foto oben: Das Rathaus von Aulnoye-Aymeries – Copyright: www.aulnoye-aymeries.fr)

Kurzer Rückblick: Im August 1961 wurde die Berliner Mauer gebaut, Quedlinburg lag in der DDR, die sich vom Westen nach und nach völlig abriegelte, und an Besuche der französischen Partnerstadt war für normale Quedlinburger Bürger gar nicht zu denken.

Wie kam es trotz der damaligen politischen Spannungen zu der Partnerschaft? Antwort: Nichts Genaues weiß man nicht mehr. Auf einer französischen Städte-Freundschafts-Webseite (www.jumelage-aulnoyeaymeries-quedlinburg.com) heißt es sinngemäß:
„Bei der Beratung am 24. April 1961 beschloss der Gemeinderat von Aulnoye-Aymeries nach Anhörung der Ausführungen des ersten stellvertretenden Bürgermeisters Pierre Briatte eine Delegation von fünf Gemeinderäten auf Einladung des Bürgermeisters von Quedlinburg zu entsenden. Im Mai 1961 reiste diese offizielle Delegation, bestehend aus Alida Ringuet, Emile Nicolas, Marc Joly, Eliva Damée und Robert Chevalier, nach Quedlinburg. Während des Aufenthalts wurde ein Abkommen über Zusammenarbeit und Städtepartnerschaft unterzeichnet.“

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Denkmal in Aulnoye-Aymeries für die Deportierten und die Resistance-Kämpfer/innen

Was Pierre Briatte dazu bewog, diese Initiative zu ergreifen, ist nicht genau bekannt. Briatte (1927 – 2019) war Kommunist, von 1964 bis 1989 Bürgermeister von Aulnoye-Aymeries, und engagiert in die Beziehungen zur damaligen UdSSR und zur DDR. Offensichtlich argumentierte er sehr überzeugend, oder die Türen standen sowieso weit offen – denn von seinem Pladoyer bis zur Vertrags-Unterzeichnung verging gerade mal ein Monat. Bleibt die Frage, warum M. Briatte nicht zu der Delegation gehörte, die Quedlinburg besuchte.

Die Geschichte geht aber noch weiter:

Am 22. Januar 1963, also vor ziemlich genau 60 Jahren, wurde der Freundschaftsvertrag zwischen Frankreich und der damaligen Bundesrepublik unterschrieben. Im Elysée-Palast, die Unterzeichner waren Konrad Adenauer und Charles de Gaulle. Zu diesem Jubiläum produzierte der deutsch-französische Kultursender „arte“ eine ganze Reihe von Sendungen, unter anderem den Dokumentarfilm „Wie die Deutschen Frankreich lieben lernten“ (zu sehen ab 21. Januar in der arte-Mediathek). In diesem Film kommt auch Quedlinburg vor, denn den Autorinnen Jutta Pinzler und Katja Heinrichs ging es auch um das Verhältnis Frankreich-DDR.

Zitat aus der Filmankündigung: „Die Quedlinburger Anke und Ulrich Bork nahmen im Rahmen eines Schüleraustauschs Aurelie aus dem Jura auf. Bis heute ist Astrid, die Tochter der Borks, mit Aurelie befreundet und im Austausch, die Familien besuchen sich gegenseitig.“ Prädikat: Sehr sehenswert.

Zwei Details noch: In Quedlinburg gibt es in Bahnhofsnähe den „Aulnoye-Aymeries-Platz“, umgekehrt existiert in der französischen Partnerstadt die „Rue de Quedlinburg“. Und Quedlinburg war bei weitem nicht die einzige DDR-Stadt mit französischem Partner: Das benachbarte Gernrode bespielsweise ist seit 1969 verschwistert mit dem kleinen Ort Bachant. Und wo liegt Bachant? Da kommen Sie nicht drauf: Unmittelbar neben Aulnoye-Aymeries, ebenfalls an der Grenze zu Belgien.

Dazu hätte ich dann wirklich mal ein paar Fragen.

Näheres zu einem ganz anderen Denkmal in Quedlinburg gibt es hier.

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